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Wüste satt

Wir sind in Chanaral, einer unspektakulären Küstenstadt, angekommen; nach vier weiteren Tagen fleißigen Radelns durch die Wüste bei Gegenwind. Der baut sich über Tag auf und hat nachmittags so viel Power, dass man kaum noch vorwärts kommt. Deswegen starten wir morgens in der Dämmerung bei Temperaturen wenig über null Grad. Bei dem nachmittäglichen Wind kann man allerdings auch kaum das Zelt aufbauen; so fährt mann also weiter bis zur Abenddämmerung.
Wir haben einen echten Einsiedler getroffen. Er lebt seit 15 Jahren in der Wüste, wo er ein Sanctuarium mit überraschenden organischen Formen baut. Für sich hat er ein paar Decken und eine Unmenge leerer Wasserflaschen. Versorgt wird er von vorbeikommenden Truckern mit Wasser und Nahrung, letzteres, wie man sieht, durchaus in ausreichender Menge.


Inzwischen haben wir, trotz der Faszination, diese trockene leere Landschaft etwas satt. Mal mehr Fels, dann wieder Sand oder Steinbrocken wie ausgekippte riesige Bauklötzchenkisten; Sandpisten, die in der Ferne verschwinden und zu irgendwelchen Minen führen (so 50-90 km entfernt). Und sonst nichts!
Auf dieser Etappe war Wasser ein Thema für uns. Wir hatten für ca. 2 Tage Wasser dabei. Waschen wurde komplett gestrichen, da wir nicht wussten, ob es die nächste “Posada” (Straßenrestaurant) laut Landkarte überhaupt gab. Einmal hatten wir Glück und bekamen Wasser, Essen und sogar ein Bier! Einmal hatten wir Pech und nach 108 km war alles verlassen und zu.(Beitragsbild) Gottseidank füllten uns Trucker eine 2 1/2 Literflasche mit Wasser auf, sodass wir genug zum Kochen und den nächsten Tag hatten.

Bei der Wüstenskulptur, Atacama-Hand, trafen wir alte Bekannte wieder, Monika und Georg. Wir hatten uns in Peru im Vicuna-NP getroffen, wo wir mit Hawaii-Toast, Tee und Bier einen netten Abend in ihrem Toyota verbracht hatten.

In Antofagasta, einer großen Hafenstadt, hatten wir 5 Tage vorher von Küste auf Wüste gedreht. Fritz’ Vater war hier gewesen und hatte ein paar Fotos gemacht.

Überall sieht man die Spuren der Vergangenheit, ob an der Küste oder in der Wüste. Ruinen von Bergbauanlagen, alte Fundamente, gigantische Abraumhalden, Friedhöfe im Nirgendwo mit über 100 Jahre alten Gräbern. Es macht schon eine besondere Stimmung, diese verfallenen Gräber zu sehen, die häufig mit Plüschtieren und weißen Plastikblumen bestückt sind – sicher im Nachhinein.

Gestern sind wir durch den Pan-de Azucar-Nationalpark gefahren. Der heißt so weil die vor der Küste liegende Insel an einen Zuckerhut erinnere. Naja. Auf ihr sollen sich Seelöwen und vor allem Humboldt-Pinguine tummeln. Wir haben keine gesehen: waren bestimmt alle auf der anderen Inselseite!


Nun sind wir also frisch geduscht! und planen weiter. Es fällt uns nicht leicht, aber wir werden eine Bus-Etappe bis Santiago einbauen. Sonst können wir es nicht bis nach Ushuaia schaffen. Die Entfernungen sind einfach zu weit. Und, wie gesagt, wir sind der Wüste etwas überdrüssig. Im Grunde fahren wir ja seit Tacna in Peru durch die Atacama, also ca. 1000 km.
In Santiago ist es inzwischen etwas ruhiger geworden, so dass wir nicht befürchten, in ungute Situationen zu geraten.

3 Kommentare

  1. Inge Heitland sagt

    liebe Karin und lieber Fritz,
    eure Berichte lese ich immer mit grosser Begeisterung, ihr erlebt ja Abenteuer „satt“!!!Die Weihnachtszeit rückt näher, werdet ihr länger in Santiago bleiben? Verwandte von mir aus Österreich sind nach dem Krieg nach Santiago ausgewandert. Ich habe aber schon lange keine Verbindung mehr…Ich wünsche euch weiterhin alles erdenklich Gute, kommt gesund ind komplett wieder hier an, die grössere Hälfte (nichts für Mathematiker) habt ihr ja hinter euch…
    Alles Liebe und eine angenehme Weihnachtszeit, inge

    • Karin sagt

      Hallo Inge, wir haben leider nur einen Tag in Santiago haben; die Bus-Etappe haben wir ja gerade im Wesentlichen aus Zeitmangel gemacht. Vor uns liegt ein schöner aber anspruchsvoller (Wind, Regen, Steigungen, Versorgungsabstände …) Abschnitt. Wir sind gespannt und respektvoll!
      Beste Grüße, Karin & Fritz.

  2. Michael Schröder-Schulze sagt

    Hallo ihr zwei,
    na dann freut euch schon mal auf den Süden von Chile, hier unten ist alles wunderbar grün und Moment sogar noch gelb und blau und rot vor lauter Frühlingsblüten entlang der Strasse. Weiterhin gute Fahrt und viele schöne Erlebnisse auf eurer Tour.
    Grüße Michi

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