10,3 Millionen Schwedinnen und Schweden leben, wie ja allgemein bekannt, vorwiegend im Süden und in den großen Städten. Wir fahren durch den eher dichtbesiedelten Teil und sehen zwar häufig Häuser und Häuschen irgendwo in Feld und Wald stehen, aber extrem selten Menschen. Die finden wir eher in den Supermärkten oder auch einige unterwegs in den Wohnmobilen. Vielleicht sind sie auch alle in den alten gras-/moosgedeckten Holzhütten und arbeiten online, da fast überall Glasfaser liegt? Diese Idee finde ich faszinierend. Die Gleichzeitigkeit von großer Naturverbundenheit und Einfachheit mit moderner IT-Infrastruktur.
Bis auf einen Campingplatz hatten bisher alle free Wifi auf dem gesamten Platz, die einfachen kleinen 9 m² Holzhütten haben zwar keinen Sanitärbereich, aber oft einen kleinen Kühlschrank sowie eine Kochplatte. Angesichts des wechselnden Wetters haben wir bisher noch nicht wild gezeltet, sondern nutzen die zivilisatorischen Annehmlichkeiten von warmer (heißer!) Dusche und manchmal sogar eine Hütte. Und ja, wir stehen dazu!
Die Landschaft wechselt zwar immer wieder zwischen Kiefern-Birkenwälder mit Wacholder/Heide oder Blaubeerenunterbewuchs mit großen Findlingen und offenen Wiesen/Futtergrasflächen; aber überall sind kleinere und größere Pfützen, Bäche und Seen als Konstante dabei. Wer die Statistikseite verfolgt, wird erkennen, dass es weiterhin hügelig bleibt. Mit 300-600 Hm sind das ganz angenehme Etappen.
In Råda bei Hagfors treffen wir auf den Fluss Klarälven, dem wir nun bis zum See Femunden in Norwegen folgen. Er ist einer der längsten in Schweden, ist eher breit und flach und wurde seit Jahrhunderten zum Flößen genutzt. Bis in die 50iger Jahre war die Holzwirtschaft ein wichtiger Wirtschaftszweig in der Värmlandslän.
In Råda auf dem Campingplatz treffen wir zwei Radler, einen deutschen und einen holländischen, auf dem Weg nach Trondheim bzw. Nordkap. Den Holländer haben wir schon zweimal wiedergetroffen, mal sehen, wie oft unsere Wege sich noch kreuzen. Wir hörten, es seien dieses Jahr viele Radler*innen auf dem Weg zum Nordkap. Nun ja, wir denken, dass viele diese Tour zwei Jahre aufgeschoben haben.
Wir hörten auch, dass diese Gegend viel Großtier zu bieten habe: Wölfe, Vielfraße, Elche, Luchse und auch Biber. Wir hatten uns schon über die Seltenheit von Biberspuren gewundert – in Wolfsburg sind wir da inzwischen etwas anderes gewohnt. Nach Elchen verrenken wir uns tagtäglich mit suchenden Blicken links und rechts in den Wald den Nacken – nichts.
Andere Tiere und Pflänzchen finden wir indessen auch spannend.
Nun gibt es auf der Karte weniger Ortschaften und damit kaum noch Einkaufsmöglichkeiten. Also wir los in den Supermarkt – für 5 Tage Proviant! Es stellt sich aber heraus, dass es überall kleinere und größere Läden gibt und wir schleppen ein paar Kilos unnötigerweise als Trainingsintensivierung mit.
Wer Lust hat, einmal wie Huck Finn auf dem Floß zu schippern, kann das in Klarälvens Camping machen. Die Leute haben in den 80igern ein Projekt begonnen, das inzwischen wohl sehr gut angenommen wird. Unter fachlicher Anleitung das eigene Floß bauen, je nach Wahl 5 Tage komplett auf sich gestellt den Fluss runter, oder auch als All inclusive Paket mit Begleitservice, der Verpflegungs- und Übernachtungspunkte organisiert, am Ende das Floß selbst wieder auseinanderbauen und mit allem Material abgeben. Die Idee finden wir toll – den Preis anspruchsvoll.
(F) Hier darf meisten nur 80 km/h gefahren werden. Manchen fällt das nicht schwer, mit den beliebten Ami-Schlitten. Andere -testosterongesteuert wie überall in der Welt- können sich kaum beherrschen und haben dann auch mal eklatante Unfälle.
Liebe Karin, lieber Fritz, spannend wie immer, was ihr schreibt! Danke dafür. Femunden See – da habe ich 1976 mit meinem Freund und späteren Ehemann und einer Gruppe von 11 Personen aus vielen europäischen Ländern eine 7tägige Kanutour gemacht mit allem dabei, auch mit Tragen zwischendurch, Multebeeren sammeln, Lagerfeuer, Übernachten im Zelt., Angeln. Schöne Erinnerungen! Alles Gute euch und dir Karin, weiter gutes Training!
Hilma Wolf-D.