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Ushuaia

Ushuaia die südlichste Stadt der Welt, liegt zwar nicht an der Magellanstraße (nördlich und westlich von Feuerland) sondern am Beagle-Kanal (südlich von Feuerland). Insofern sind die schneebedeckten Berge, die wir hier sehen, nicht dieselben, die Fritz’ Vater damals von See aus sah. Aber sie sind doch ziemlich ähnlich, mal abgesehen davon, dass die Schneebedeckung vielleicht etwas abgenommen hat. Was ja eigentlich nicht verwundert, außer wenn man Trump heißt.

Ushuaia selbst ist noch gar nicht so alt. Erst Ende des 19. Jahrhunderts kamen die ersten Siedler und vor allem das argentinische Militär, um hier einen Stützpunkt zu errichten. Davor gab es allerdings schon Europäer hier, wie so oft, als eine der Ersten, Missionare, die den „armen nackten Wilden“ Gottes Himmelreich und Kleidung bringen wollten. Leider brachten sie und die folgenden Abenteurer und Siedler ihnen den Tod. Die Tragödie der Feuerländer wird hier durchaus thematisiert und ist bedrückend. Vier verschiedene Völker, die seit Jahrtausenden hier lebten, wurden innerhalb kürzester Zeit, eigentlich wenigen Jahrzehnten, dramatisch dezimiert und sind inzwischen als Ethnien völlig ausgestorben. Als Hauptursachen gelten die von den Europäern mitgebrachten Krankheitserreger, gegen die sie keine Chance hatten. Geradezu irrwitzig scheint es, dass die Missionare den Menschen hier mit gespendeter Kleidung etwas Gutes tun wollten, da die Feuerländer ausschließlich Felle nutzten und meistens nackt waren. Die Kleidung war natürlich nicht steril, sondern sicherlich gut durchsetzt mit Infektionskeimen jeder Art. Diese trugen nun die „Wilden“ auf der Haut. Glückwunsch! Innerhalb von 10 Jahren ging die Zahl einer Ethnie von 3000 auf 1000 zurück (Masern), nochmal 10 Jahre später (1910) lebten nur noch 300. Wikipedia schreibt dazu, dass die Schafzüchter im Norden Feuerlands zeitweise Abschussprämien für die dortige Urbevölkerung zahlten. Und die europäischen Seehundjäger und zeitweise sogar Goldsucher waren sicherlich ebenfalls nicht zimperlich im Umgang mit den „nackten Wilden“, die Darwin, der 1832 auf der Beagle hier vorbeikam, schon erschreckte.
Und so sind heute nur noch  Fotografien dieser Menschen übrig, als Wandmalereien oder auf Postkarten touristenwirksam präsent. Vielleicht schreibe ich nochmal einen Extra-Artikel darüber. Es beschäftigt mich doch sehr.
Ushuaia war so abgeschieden und unwirtlich, dass die argentinische Regierung bald beschloss, dass hier ein geeigneter Ort für ein Gefängnis sei und lies das von den Gefangenen, Schwerverbrecher und politischen Gefangenen, selbst bauen. Mitten in der Stadt gelegen und für 300 Gefangene geplant, war es bis in die 1940iger Jahre mit bis zu 800 Insassen belegt. Um genug Bau- und Heizmaterial aus den Wäldern herbeizuschaffen, eine Haupttätigkeit, wurde eine Schmalspurbahn gebaut, mit der die Gefangenen täglich in den Wald gefahren wurden. Die wird inzwischen als „Tren fin del mundo“ als Touristenattraktion wieder betrieben.
Und in Ushuaia gibt es ein Hard Rock Cafe! Das mussten wir natürlich besuchen. Außerdem landen hier täglich 3-4 Kreuzfahrtschiffe, die ihre menschliche Fracht in die Straßen und Busse entleeren. Letztere staubten uns im Nationalpark kräftig ein, denn natürlich wollen alle zum Parkplatz am Ende der Welt.
Als End- oder Startpunkt für Panamerikanisten aller Couleur tummeln sich auch immer wieder Radler wie wir hier. Und wir trafen unsere dritte französische Familie mit Kindern!

Von Ushuaia führt die argentinische Ruta 3 noch unbefestigt durch einen Nationalpark und endet nach 25 km am sogenannten südlichsten Parkplatz der Welt. Zu erwähnen ist aber, dass es auf der Insel Navarino, die den Beagle-Kanal südlich begrenzt, noch zwei Dörfer gibt, nämlich Puerto Navarino und das noch einige Bogensekunden südlichere Puerto Williams. Zwischen den 100 km voneinander entfernten Orten gibt es eine Busverbindung; also wird es da auch einen Parkplatz geben. Da wollen wir jetzt aber nicht hin. Uns reicht der Parkplatz auf der Hauptinsel. Vor dem Schild mit der gelben Schrift drängeln sich die Touristen und stehen Schlage für ein Foto. Das war’s dann also: ganz unten angekommen! Ein wenig wehmütig waren wir doch: wegen Lupi.
“Die Malvinas (=Falklands) sind argentinisch”: Argentinien hat den verlorenen Falkland-Krieg nie verwunden. (2.Foto)
In der Nähe dieses Parkplatzes ist ein Campingplatz: etwa zwei Fußballfelder groß und vier Zelte drauf. Beim abendlichen Kochen und Entkorken des Weines hatte Fritz die Assoziation „Das Restaurant am Ende des Universums“ (Douglas Adams).

An den beiden Tagen sind wir ein wenig herumgewandert, soweit mein Knie das erlaubte und haben die Natur genossen. Lagunen, Moore, Fjorde, Wälder; die meisten Wanderwege hier im NP sind durchschnittstouristengeeignet. Wer anspruchsvoller wandern/trecken möchte, findet ringsum genug Möglichkeiten, alleine oder mit Anbietern seine Grenzen auszutesten.

Wir bleiben noch bis Ende der Woche und fliegen am 15. in die Megastadt Buenos Aires. Das wird ein Kultur- und Klimaschock vom Feinsten. Wir sind schon gespannt – auch auf unsere Gastgeber, eine Wolfsburger Familie, die uns eingeladen hat.
Falls übrigens jemand plant, seine Fahrradreise in Ushuaia zu beginnen, kann anderen Radlern einen großen Gefallen tun, indem er seine Fahrradbox am Flughafen oder im Hostel lässt und zur Verfügung stellt, denn die ist hier Mangelware.

6 Kommentare

  1. Reinhard Brendel sagt

    Herzlichen Glückwunsch !!
    ICH KANN EUCH NUR BEWUNDERN , diese Ausdauerleistung auf den Spuren deines Vaters, alle Achtung.
    Dann wünsche ich euch eine gute Heimreise und ich freue mich auf euch in Wolfsburg.

  2. Inge Heitland sagt

    liebe Karin, lieber Fritz,
    es ist grossartig, was ihr erlebt! Wie werdet ihr euch in Wolfsburg wieder einleben??
    Missionare fand ich immer unmöglich und anmassend…
    Karin, vielleicht hast du durch ein Liegezwei- oder -dreirad Erleichterung für dein Knie.Ich spüre auch nach 80 km auf meinem Liegetrike keine Beschwerden bei meinem Arthrose Knie. Laufen geht nicht mehr so gut, aber Liegeradeln macht mir Spass. Auf einem Liegerad wird das Gewicht besser verteilt, Ärzte empfehlen es auch.
    Ich wünsch euch alles Gute und eine gesunde Heimkehr, liebeGrüsse, Inge

  3. Michael Schröder-Schulze sagt

    Hallo ihr beiden,
    meinen herzlichen Glückwunsch zur Ankunft am südlichen Ende der Welt!
    Tolle Leistung!
    Lg
    Michael

  4. Uwe Hackländer sagt

    Hurra geschafft !
    Einerseits bestimmt Freude bei Euch, andererseits vermute ich auch Wehmut. Die Reise ist vorbei. Schöne Erlebnisse wie auch Strapazen, alles wird Euch immer in den Köpfen bleiben.
    Gute Heimreise und wir in Wolfsburg freuen uns auf Eure Reisegeschichten, die bestimmt wieder mit vielen Bildern und Geschichten vorgetragen werden. Bis Bald
    Uwe

  5. Michael Daetz sagt

    Nun habt Ihr es also geschafft. Einmal ( und bestimmt noch ein bisschen mehr) um die Welt und Amerika in seiner ganzen Länge…da könnt Ihr zurecht stolz und zufrieden sein…ich finde Ihr seht auf den letzten Bildern auch noch richtig entspannt und glücklich aus..und da habt ihr auch allen Grund dazu…wenn nicht jetzt wann denn dann! Herzlichen Glückwunsch!!!

    Ich möchte Euch gerne für Eure tollen Reisebeschreibungen und Bilder danken, ich weiß aus eigener Erfahrung wie viel Arbeit, Mühe und Zeit darin steckt nach einem anstrengenden Radeltag den Blog zu füllen ..und das macht Ihr mit einem angenehmen und angemessenem Humor, interessanten Infos zu Land und Leuten und vielen vielen schönen Fotos.
    Ich freue mich schon auf den Vortrag, den Ihr sicherlich wieder halten werdet.

    Jetzt wünsche ich Euch noch eine angenehme sichere Heimreise.

    Michael Daetz
    Tiddische

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