Na ja, mit mehr Pausen als uns lieb ist, denn wir haben einfach zu viel Zeit bis zur Grenze und gleichzeitig aber auch wenig Lust, große Umwege zu machen. Also gibt es immer wieder Pausentage.
Der erste Radeltag geht nach Sharisabz, einmal einen Pass hinauf und wieder hinunter. Am Gipfel machen wir stolz (immerhin 1100 Höhenmeter) ein Foto. Da kommt ein junger Mann von einem der etwas suspekten Verkaufsstände am Straßenrand und fragt, ob er mal Fritz‘ Rad fahren darf. An beiden Seiten geht es etwa 30 km abwärts, mit 3-6 %. Und da will er mal eben ein Rad ausleihen! Also Sachen gibt’s!!
Nachmittags sind wir da. Diese Stadt ist eine einzige Baustelle. Die alte Bausubstanz, Moscheen, das Grab des Timor, etc. werden mit großem Aufwand quasi neu errichtet. Außen rum werden großzügige Parkanlagen angelegt, ganze Häuserzeilen wurden abgerissen, um Platz für breite Straßen und Ladenzeilen zu schaffen- alles gleichzeitig. Leider ist wohl auch das Hostel, dessen Adresse wir haben, dem zum Opfer gefallen. Dort wo es hätte stehen sollen, ist derzeit eine große Baustelle. Etwas ratlos fragen wir einige Bauarbeiter und einer nennt uns auch einen Hotelnamen samt der Richtung, in der wir suchen sollen. Unsicher fahren wir in einen alten dörflichen Teil mit engen Gässchen, die ebenfalls aufgerissen sind. Zwei Jungs führen uns tatsächlich zum Hotel Dulon, sehr versteckt, ohne irgendein Hinweisschild. Es scheint neu zu sein, sehr liebevoll gestaltet und mit einem telefonischen Dolmetscher klappt die Verständigung auch. Wir bleiben einen Tag und sehen uns ausführlich um.
Schwer beeindruckt hat uns ein Grabsteinmetz. Nicht nur wird jeder Buchstabe und jeder Halbmond von Hand mit dem Meißel eingeschlagen; auch die Portraits auf den Granitplatten werden nicht etwa geätzt, wie wir dachten, sondern mit einem Körner Punkt für Punkt nach Vorlage übertragen! – Alt ist der Mustafa ja nicht geworden; es war ein Autounfall, wie uns die Frau des Steinmetz erklärt.
Dann geht’s wieder los. Diesmal für drei Tage und wir fühlen uns sehr wohl dabei. Die Landschaft ändert sich, es wird hügeliger, mal sehr feucht, dann wieder wüstenartig. Wir finden ganz nette Plätzchen zum Übernachten und kochen sogar mal wieder-herrlich! Und der Sternenhimmel ist einfach fantastisch! Wir liegen auf dem Rücken, schauen nach oben in dieses Geblinker, sehen die Milchstraße wie ein Wolkenband über uns und haben Mühe, genug Wünsche für die Sternschnuppen parat zu haben, die immer wieder über den Himmel flitzen. In dieser Nacht ist es angenehm kühl! Wir packen zum ersten Mal seit Wochen wieder die Schlafsäcke aus und irgendwann nachts decke ich mich sogar leicht zu.
Wir kommen an einem polnischen Soldatenfriedhof (?) (1941-1945) vorbei. Nun fragen wir uns: wieso werden polnische Soldaten („polish friends“) in der Zeit des 2. Weltkriegs in Usbekistan begraben? Wie kamen sie hierher und wie starben sie hier? Vielleicht waren es auch gar keine Soldaten, sondern Gefangene, Internierte, etc.?
Auch tagsüber sind es nur noch etwas über 30°C, wie schön. Leider ist das Wasser hier rar und so fällt die Körperpflege in diesen Tagen aus. In Baysun, dem größten Ort hier in der Gegend machen wir am dritten Tag Stopp, wir müssen uns auch wieder mal registrieren lassen (alle 3 Tage) und finden ein kleines Guesthouse, sehr einfach, aber immerhin mit einer Dusche. Abends werden wir von einem jungen Freund der Familie, der unbedingt seine Englisch- und Tourguide-Kenntnisse anwenden wollte, zuerst in den Ort und dann zu einem Restaurant geführt. Mit seiner Hilfe konnten wir die dringend benötigte Sonnencreme kaufen, was sonst schwierig geworden wäre. Nun versuche ich mit dem Translator ein paar russische Worte zu lernen, denn Russisch sprechen sie in allen STAN-Staaten, das lohnt sich also noch.
Die Strecke von Baysun nach Denav, besonders der westliche Teil, gehört zum landschaftlich Schönsten, was wir auf dieser Reise gesehen haben.
ich beneide euch. Diese Freiheit. Das nimmt euch niemand. Und wenn die Aktienkurse purzeln, was soll’s.
Wir haben mal einem Lehrer aus Duschanbe unsere Postkarten mit Geld für Briefmarken anvertraut. Die Karten sind nie angekommen. Kleine dezente Entwicklungshilfe.
Weiter Glück auf den Straßen,
Hans
Liebe Karin ,lieber Fritz,
ich habe mich geirrt,der fridhof in Samarkand hieß Shari Sinda und erst in diesem Abschnitt seid Ihr in dem Geburtsort von Timur Lenk(Tamerlan)Shari Sabs .Es ist ja auch sehr viele Jahre her ,dass wir dort waren. Wir sind schon sooo gespannt auf Eure weiteren Berichte.Liebe Grüße und vielen Dank Euer Madamechen.