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Quer durch Guatemala

Was ist denn nun das „echte“ Guatemala? Sind es die Mayadörfer, in denen die Menschen so leben wie früher? Was ist früher? Oder sind es die Mayaruinen, die Naturreservate und Dschungel, zu denen man Treckingtouren buchen kann? Alte Kolonialstädte wie Antigua, wo alle Welt zum Spanischlernen hinkommt? Oder sind es die Dörfer und Städte am Straßenrand der Hauptstraße, die mit und von dem unglaublichen Truckverkehr von und zur Hauptstadt leben? Was ist denn das „wahre“ Deutschland? Oder will man einfach den fremden Gästen im Land stolz die schönen Seiten des Landes zeigen?
Wir hatten beschlossen, der Hauptstraße zu folgen, gewarnt von Einheimischen sowie unseren Bekannten Kiki und Rudolfo, die die Strecke Guatemala City – Rio Dulce gerade gefahren waren; natürlich mit dem Taxi. – Und sie hatten recht. Es war insgesamt so ziemlich eine der ekligsten Strecken, die wir gefahren sind. Dabei spielte am Anfang das Wetter eine verstärkende Rolle. Im Nieselregen bei starkem Truckverkehr und glitschigem schmalen Seitenstreifen bergauf zu strampeln – dafür braucht´s gute Gründe. Der Wichtigste: es gibt keine Alternative. Versöhnlich wirkte eine gigantische Portion chinesischer Nudelsuppe, oder eher Eintopf, zur Mittagszeit. Sie wärmte, füllte die Kohlenhydratspeicher bis zur Schmerzgrenze – und in der Zwischenzeit hörte der Regen auf. Mit der Tendenz zum Trocknen ist alles nur noch ca. 60% so übel. Die Konzentration wird nicht mehr voll von der Verkehrssituation in Anspruch genommen, der Kopf ist nicht mehr stur aus Regenschutzgründen nach unten gerichtet, sondern nimmt mehr Landschaft rings und rechts der Straße wahr. Kulturland, Kautschukplantagen, Weideland, regenverhangene Hügelketten. Die Bananen- und Ananasplantagen haben wir nicht direkt gesehen, aber die Straßenverkäufer, die kilometerweit mal nur Ananas oder nur Bananen verkauften.
Die Menschen hier grüßen vom Straßenrand aus, und wenn ich die Frauen im Vorbeigehen anlächle (ja, das geht noch), dann zaubert es ein Lächeln zurück.
Abends ein Hotel direkt an der Straße gefunden. Der Truckverkehr war wirklich einfach unbeschreiblich laut. Auf ebener Strecke geht es, aber an Steigungsstrecken schieben sie sich dicht hintereinander vorbei und auf der Gegenspur knattern die Motorenbremsen ohrenbetäubend. In den Ortschaften sind die Straßen eng, die Fahrer halten an, um was zu essen, der lokale Verkehr kommt dazu- Trommelfellbelastungstest. Beim Fahren gilt die alte Regel, Radfahrer stehen fast ganz unten. Selbstbewusstes Fahren ist hier wichtig und gleichzeitig risikoreich. Lokale Radler fahren immer in der Dreckspur.


Der Regen verlässt uns nicht. Es regnet zwar nicht ununterbrochen, aber nervtötend. Kurz hinter dem Abzweig nach Honduras treffen wir auf die ersten Migranten. Ein neuer Zug von 15.000 Honduranern soll sich auf den Weg gemacht haben. Wir treffen wohl auf die Vorhut. Hunderte von meist jungen Männern, die mit einem kleinen Tagesrucksack die Straße entlangmarschieren. Wir haben keine Ahnung, wie sie sich über die Tausende von Kilometern versorgen. Wir können uns Dank unsres Geldbeutels in einem Hotel einmieten und beim Chinesen satt essen. Die nächste Etappe war ziemlich ätzend. Mal kein Regen und vierspuriger Ausbau mit rauem Beton, aber ständig Baustellen mit Schotterbelag. Über ca. 2 Kilometer auf einmal Straßenstände mit Weintrauben. Wir leisten uns welche und bezahlen mit einem Platten.
Die letzte Etappe macht mich richtig fertig. Obwohl zu anderen Zeiten durchaus Alpenpassfeeling hätte aufkommen können, war nichts davon in meinem Hormonhaushalt zu aktivieren. Ich quälte mich hoch, brauchte ständig kurze Stehpausen und bin Fritz für seine Rücksichtnahme sehr dankbar. Er war die ganze Zeit gut drauf und wäre locker hochgerollt. Gottseidank schwächeln wir selten bis nie gleichzeitig. Vielleicht ein Teil unsres Erfolgsrezepts. Ein weiterer vielleicht, dass wir uns dann tragen und nicht abwerten.


Guatemala City ist nicht gerade ein touristisches Highlight. Aber wir mussten hin und von dort wollten wir mit dem Bus weiter.


In Guatemala haben wir bisher drei Käfer und einen T2-Bulli gesehen. Einen Besitzer und Fan, den Gastwirt Arnoldo (danke für die Fanta!), haben wir kennen gelernt. Der Käfer ist von 1972 und ist innen dementsprechend etwas verrottet. Der Motor aber ist ein 2-Liter-Bulli-Motor mit Doppelvergaser und anderen Modifikationen. Wieviel PS der hat, konnte oder wollte Arnoldo nicht verraten. Sein Problem sind die Rücklichter; die gibt es hier nämlich nicht, deswegen hat er rotes Plexiglas draufgeschraubt.

2 Kommentare

  1. Inge Heitland sagt

    liebe Karin, lieber Fritz,
    ich bin immer wieder beeindruckt von euren hochinteressanten Berichten. Ihr solltet euch aber damit keinen Stress machen und euch lieber ausruhen…Die Tour ist eh anstrengend genug…Auf eure Heimkehr im März? freue ich mich jetzt schon. Kommt gesund und heil wieder in Old Germany an.
    liebe Grüsse, Inge

    • Karin sagt

      Liebe Inge,
      vielen Dank für deine Fürsorge. Wir versorgen Euch mit Berichten, wie es für uns ok ist und sorgen dabei gut für uns. Sitzen gerade in Jaco am Pazifik in einem netten Hostel, werden morgen ein bisschen hiken und dann weiter gen Panama radeln. Liegen gut im Plan und sind ganz gelassen. Freuen uns auch schon auf Euch! Bis bald
      Karin und Fritz

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