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On the Road again

(K) Wir werden nicht müde, die Fahrradinfrastruktur zu loben!! In den Städten herrscht meist durchgängig 30 kmh Gebot- und es wird auch wirklich langsam gefahren. Ein Grund liegt sicher auch in der weit verbreiteten Einbahnstraßenführung. Die macht uns auch manchmal etwas kirre, aber es entschleunigt den Verkehr ungemein. Entweder man fährt auf der Straße, auf der alle 100 m das Zeichen 30 kmh mit Radfahrersymbol aufgezeichnet ist – kein Auto drängelt beim Hinterherfahren oder es gibt getrennte Radwegeführungen. Der Eurovelo8 überzeugt uns oft, aber nicht immer. Und so fahren wir durchaus abwechslungsreich mal auf mehrspurigen Autostraßen auf dem breiten Seitenstreifen aber auch mal schiebend auf dem Kiesstrand.

(K) Manchmal haben wir den Eindruck, die ganze Küste besteht nur aus aneinandergereihten Touristendestinationen, also Hotel- und Apartmentanlagen, Restaurants, Bars und Shops, Promenaden und Strände; dazwischen auch mal Parks, Golfplätze und – ach ja, Campingplätze.

Das sind zum Teil schon ganz irre Anmutungen, die als Urlaubsparadiese so viele Menschen anziehen. Wir sind sehr froh, hier nicht zur Hauptsaison durchzuradeln. An manchen Orten verbreiten menschenleere Promenaden und geschlossene Geschäfte auch wieder eine ganz eigene Atmosphäre, aber das ist noch selten. Valencia hat uns gut gefallen. Eine lebendige Stadt. Übrigens ist der grüne Rasen sehr oft Kunstrasen, braucht auch weniger Wasser und muss nicht gemäht werden.

(K) Bisher haben wir noch immer einen Zeltplatz gefunden. Allerdings sind sie voller als gedacht und manchmal brauchen wir mehrere Versuche. Gekränkt hat uns der Typ an der Rezeption auf dem Campingplatz in Playa Montroig bei Camprils. Auf dem Platz war ich als Kind mit meiner Familie und wie damals üblich mit Großfamilie. Es war wohl ´71/´72, meine Cousine Sylvia weiß das noch! Es war schon damals ein Riesenzeltplatz und heute noch viel luxuriöser. Und ich hätte es toll gefunden, dort eine Nacht zu bleiben. Aber für eine Nacht gibt’s dort nix. Und wir wurden sehr arrogant gelangweilt abgefertigt. Der nächste Platz war zwar voll, aber dort hat die Frau für uns telefoniert und beim nächsten Platz angefragt. Beim dritten Versuch hatten wir dann einen sehr schönen Abend mit Überraschungsgast. Radreisende werden sehr unterschiedlich behandelt. Von abgewiesen über halber Preis bis ganz umsonst!

Eines Abends beim Essen nämlich mailte uns plötzlich Debo an, eine Kollegin aus dem Wolfsburger Hospizhaus. Sie machte mit Familie eine Woche Urlaub in Spanien und hatte überrascht festgestellt, dass wir ja ganz in der Nähe waren. Anruf: „In 20 Minuten bin ich da!“. War sie dann auch, was für eine freudige Überraschung!

(F) Am Mittwoch hatte ich plötzlich so ein Kurbel-synchrones Knacken. Hat mich irritiert. War dann aber wieder weg. Am Donnerstag kam das wieder, etwas heftiger. Das hatte ich doch schon mal, irgendwo im fernen Osten! Und siehe da: unzulässiges Spiel im Tretlager! Aufgeregtes Telefonat mit dem Mechaniker, der schon damals geholfen hat. Am Freitag sind wir dann einfach mal rein in eine Fahrradwerkstatt (CalderonaBike, Sagunt, mit guten Kritiken) um 12°°. 12:15 war die Kurbel ausgebaut, si: Ersatzteil vorrätig, 12:30 war’s eingebaut, 12:40 fuhren wir nach Zahlung eines moderaten Preises wieder ab. Ein absolut empfehlenswerter Laden!

(F) Bei Xavia stehen auf einem schön windigen Bergkamm einige historische Windmühlen, längst ohne Windräder und außer Betrieb. Eine davon hat unser Sohn gemeinsam mit einigen Freund*innen vor mehr als 10 Jahren bewohnt und dabei renoviert/restauriert. Es soll in Spanien ein Gesetz geben oder gegeben haben, das einen Besitzanspruch auf leerstehende Gebäude begründet, die man 6 Monate bewohnt hat. Kurz vor Ablauf dieser Zeit erhob der Eigentümer Anspruch. Wir haben diese Mühle jetzt besucht. Scheint zeitweise genutzt zu sein, außer einer neuen stabilen Tür und neuen Fenstern äußerlich aber kaum verändert.

(K) Wodurch unterscheidet sich eine Seniorentour von einer früheren? Z.B. darin, dass wir immer häufiger essen gehen. Natürlich, um die lokale kulinarische Kultur zu probieren. Dabei sind es nicht immer die Spezialitäten, sondern das, was es vor Ort eben so gibt, gerne auch Tapas. Cerveza gibt es überall und ein Ankerschluck ist schon mal ein guter Anfang für den Abend. Tatsächlich haben wir auch schon ein „Schniposa“ (Schnitzel, Pommes, Salat) genommen, da in dem Restaurant kaum etwas anderes zu bekommen war, selbst Oliven als Tapa seien laut Aussage der Bedienung eher ungewöhnlich. Ihr dürft raten – ja, das Restaurant war gegenüber eines Campingplatzes mit vielen deutschen Autokennzeichen.  Ab und an kochen wir auch selbst. Und dann gehört ein Rotwein dazu. Auch sehr schön! In den Supermärkten beeindrucken uns die ganzen Schinken, die da so rumhängen. Für uns ein bisschen zu schwer.

(K) Nun sind wir also zuerst die Costa Brava und ab Denia die Costa Blanca runtergeradelt. Die Landschaft war bisher geprägt von Orangenplantagen, Olivenhainen, großen und kleinen Gemüsefeldern, mal Zwiebeln, mal Artischocken. Nun stehen auch Mandelbäume und Granatapfelsträucher am Straßenrand. Habt Ihr schon mal Rosmarinblüten genau betrachtet? – Wunderschön. Auf den abgeernteten Feldern stand Reis, nun stehen sie oft unter Wasser und die Reiher tummeln sich.

Baumschulen bieten hier alte Olivenbäume, Palmen u.a. exotische Pflanzen an. Irgendwie wirken diese ausgegrabenen und eingetüteten Altvorderen wie am Tropf. Alternative wäre wohl Abhacken gewesen.

(F) Wir nennen unsere Tour Seniorenüberwinterungstour. Und wir treffen sie auch, die Senioren, die auf den Campingplätzen für Monate stehen. Teilweise sehr international, mal auch fest in deutscher Hand. Die Atmosphäre ist von Platz zu Platz durchaus verschieden. Manchmal niederländisch dominiert, mal auch voll deutsch. Auf jeden Fall gibt es praktisch keine Zelte mehr und wir fallen auf.  Auch die Küche in den Camping-Restaurants ist angepasst. Wir warten noch drauf, mal Eisbein mit Kraut zu sehen. Weit überwiegend sind die Langzeitbewohner. Ab drei Monaten, hörten wir, werden 14 € pro Tag gezahlt. In den USA werden Wohnmobillisten, die im Sommer die nördlichen Nationalparks besiedeln und im Winter in riesigen RV-Parks in Arizona überwintern, „snowbirds“ genannt.  Übrigens haben die meisten hier (elektrisch unterstützte) Fahrräder dabei.

 

3 Kommentare

  1. Anna-Luise von der Heide sagt

    Liebe Karin, lieber Fritz,
    danke für die lebhaften Berichte mit den vielen Bildern Eurer Radeltour. Wir sind gedanklich bei Euch und nehmen so an Euren Erlebnissen teil.
    Weiterhin “Gut Luft’ – so der Slogan / Wahlspruch der Radsportgruppe des VfB Fallersleben (hier ist Eberhard aktiv), immer gutes Wetter, kein Kurbelknacken, angenehme Lagerplätze, gute Radwege und interessante Begegnungen.
    Das wünschen Euch mit einer herzlichen Umarmung
    Anna-Luise und Eberhard v.d.H

  2. Uwe Steffen sagt

    Dake für die schönen Bilder und die interessanten Eindrücke.
    Lasst es Euch gut gehen bei der “Überwinterungs-Tour”.
    Bliebt gesund und behütet
    Uwe.

  3. Kläuser sagt

    Moin ihr beiden, hab grad euren Bericht gelesen. Bin bisschen neidisch, ihr lebt das einfach. 👍 Weiter so.
    Ich freu mich auf ein Wiedersehen. Liebe Grüße aus Hooksiel
    René und Marion

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