… war das zweite (nach Casablanca) Traumziel unserer Reise. Und jetzt sind wir da! Die Altstadt (=Medina) ist total chaotisch. Die Märkte (=Souks) sind viel größer als in jeder anderen orientalischen Stadt, die wir kennen. Angeblich können sich gelegentlich sogar Einheimische drin verirren. Dazu gibt‘s besonders abends ein irres Gedränge. Klamottenläden, Andenkenschnickschnack, Restaurants und winzige Garküchen wechseln sich ab. Wie das so allgemein bekannt ist, wird intensiv gehandelt: zunächst werden astronomische Preise gefordert, dann bewegt man aufeinander zu und am Ende hat man doch oft das Gefühl, abgezockt worden zu sein.
In den engen Gassen der Altstadt ist es die Besonderheit, dass Mopeds und diese dreiräderigen Motos (vorne Motorrad, hinten Ladefläche oder Sitzplätze) sich mit atemberaubender Geschwindigkeit im Slalom zwischen den Fußgängern durchschlängeln; da wird auf Tuchfühlung gefahren, gern auch ohne Licht oder nur mit Warnblinker . Ein wahres Wunder, dass es da nicht dauernd knallt. Auf Fotos wird das natürlich nicht wirklich deutlich. Filme davon zeigen wir vielleicht in einem Vortag.
Hauptplatz ist der Jemaa el Fna – Platz, so groß wie zwei oder drei Fußballfelder. Seit Jahrhunderten ist das der Ort für Handel, Hinrichtungen und andere Volksbelustigungen. Die Hinrichtungen finden, Allah sei gedankt, nicht mehr statt. Man kann aber Musik, Akrobatik, Glücksspielanbieter, Schlangenbeschwörer, Affen-Führer, Gebissverkäufer und andere skurrile Dinge erleben. Jeden Nachmittag aufs Neue werden dicht an dicht Dutzende Garküchen aufgebaut, wo es die gesamte marokkanische Küche gibt, auf Wunsch auch gebackene Schafsköpfe.
Auf diesem Platz hat uns gestern Morgen allerdings ein Vorfall ziemlich schockiert. Marokko hat nämlich ein Hundeproblem. In den Dörfern und Feldern leben viele wilde Hunde. Der Umgang mit ihnen wird offenbar kontrovers diskutiert. In den Medinas haben wir auffallend wenige gesehen. Da gibt es wohl eine städtische Hundefänger-Brigade und die hat nun vielleicht 150 Meter von uns entfernt einen Hund auf diesem Platz aufgegriffen und mit Eisenzangen an einer langen Stange schwer malträtiert. Ob zum Fixieren, Aufspießen oder Massakrieren wissen wir nicht. Ich glaube, ich habe noch nie eine gequälte Kreatur so schreien hören.
Das Palais de la Bahia ist in einigen Teilen erst 150 Jahre alt und ein Kleinod der orientalischen Baukunst. Aufgebaut als Riad (also mit Innenhöfen) mit repräsentativen Räumen und Wohngemächern. Besonders auffällig sind die Deckenfresken und die Reliefs um die Türen. Die seien aus Gips geschnitten, so hören wir, und dann mit dieser schon beschriebenen Tadalact-Technik oberflächenbearbeitet. Einer der Innenhöfe ist ein wunderbarer Wärme ausstrahlender und Schatten spendender Garten, der andere vollkommen gefliest -als Kontrast kühl wirkend- mit einem Brunnen in der Mitte.
Ein Highlight ist 40 km südöstlich von Marrakesch der Anima-Garten des österreichischen Künstlers und Schriftstellers Andre Heller (einer der Gründer des Circus Roncalli). Aus dem Nichts ist da vor etwa 15 Jahren eine traumhafte Gartenanlage geschaffen worden, in dem viele wundersame Kunstwerke verteilt sind. Ein paar Stunden kann man da schon staunend lustwandeln ohne dass es langweilig wird. Für die Hin- und Rückfahrt gibt es einen kostenfreien Shuttle.
(K) Wir hatten noch zwei kleine Aufgaben, die immer etwas adrenalinbesetzt sind: Ein Päckchen zur Post bringen und Bustickets kaufen. Beides haben wir geschafft! Ob das Päckchen wirklich zuhause ankommt, bezweifle ich leicht, aber in ca. 3 -4 Wochen werden wir es wissen. Die Abläufe in der Post toppen in der Geschwindigkeit bzw. Gelassenheit des Personals denen bei uns. Das Begutachten des Inhalts wegen des Zolls und Wiederverpacken durch einen Mitarbeiter kostete extra. Die Bustickets kauften wir vor Ort bei CTM, eines der großen Busunternehmen. Dafür fuhren wir einmal quer durch Marrakesch; mit dem Fahrrad fühle ich mich übrigens meist sicherer als zu Fuß oder in einem Fahrzeug. Auch das klappte unproblematisch. Das Gepäck bezahlten wir direkt vor der Abreise, umgerechnet 5€. Die Tickets kosteten ca. 35€ für uns beide – für 7 Std. Fahrzeit in einem Reisebus.
Um unseren Zeitrahmen nicht zu sprengen, sitzen wir jetzt in einem Bus nach Fes. Zu Sylvester wollen wir wieder in Europa sein.