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Laos pur

Die Plain of Jars, (Ebene der Steinkrüge) ist das letzte touristische Highlight, das wir uns in Laos ansehen wollen. Keiner weiß wirklich, wozu sie da waren. Hypothesen behaupten, sie seien als Grabbehälter zu verstehen, entweder für Körper oder für die Asche. Andere meinen, es seien Mega-Salz-Vorratstöpfe. Egal, es sind unglaublich viele, die dort mehr oder weniger zerfallen oder zerbombt in diversen größeren Gruppen zusammenstehen. Hochinteressant für Historiker und Kulturbegeisterte; wir finden es mal wieder etwas gespenstisch und bedrohlich, dass überall die markierten Wege („MAG“) daran erinnern, dass außerhalb der gesäuberten Flächen „Bombies“ und andere UXOs im Boden liegen können.


Bis zur Grenze nach Vietnam geht’s unentwegt durch ziemlich viel mehr oder weniger bewaldete Berglandschaft. Vereinzelt Dörfer, dazwischen nichts außer wunderbaren, beeindruckenden Aussichten auf Hügel, Täler mit Nebelschwaden, Reisterrassen, Bananen, nackte Flächen mit verkohlten Baumstümpfen. Uns scheint es, als ob sie die dichten Wälder abbrennen, um das angekokelte Holz zu sammeln. Wir sehen nie Menschen, die lebende Bäume fällen, sondern immer nur abgestorbene Stämme, die noch mit der Machete zu bewältigen sind. Nicht immer nutzen sie die Flächen anschließend, um Felder anzulegen. Manchmal lassen sie sie einfach wieder zuwachsen, vielleicht, um in 10-15 Jahren die nächste „Holzernte“ einzufahren.
Im Winter wird es hier bis zu 0°C, die Hütten haben häufig keine Fenster, Schornsteine sind unbekannt. Morgens können wir durch die offenen Türen Feuer flackern sehen und der Rauch qualmt durch die Ritzen und durchs Dach. Jemand erzählt uns, dass manche Menschen in den ärmeren Dörfern nicht genug Kleidung haben, um sich gegen die Kälte zu schützen.

Jetzt ist es jedoch tagsüber heiß und feucht – ein paarmal erleben wir heftige Gewitterschauer – gottseidank meistens nachts, wenn wir im Trockenen sitzen.
In Nam Neun, einem kleinen Ort mit einem Guesthouse, Markt und Restaurants, erleben wir abends die große Insektenjagd. Schon oft haben wir vor Häusern schräg aufgestellte Neonröhren gesehen mit einem großen Wellblech dahinter, sowie einer Schüssel mit Wasser darunter: klar, zum Fangen kleiner Delikatessen. Jetzt hörten wir überall infernalische Schnarren und Klatschen der Zikaden, Grashüpfer und anderer fliegender Insekten. Praktisch jedes Haus im Dorf hatte eine Röhre und ringsum wuselten die Erwachsenen und Kinder, um die krabbelnden Tiere vom Boden aufzusammeln und in Bambuskisten oder die wassergefüllte Schüssel zu werfen. Ich konnte gar nicht anders als ebenfalls ein paar zu fangen und zur weiteren Verwendung (gekocht oder gegrillt) in bereitwillige Hände abzugeben. Probieren muss ich sie nicht unbedingt. Ein gerösteter Grashüpfer und die gegrillte Made neulich als Snack haben mir zur Erweiterung meiner Gaumenerfahrung ausgereicht.

Apropos Gaumenfreuden: In dieser Region finden wir tagsüber selten mehr als winzige Läden mit Keksen (fast wie im Pamir). Dafür wuseln überall kleine schwarze Minischweinchen rum, staunen und winken Horden von Klein- und Vorschulkindern, während die älteren sich einen Spaß daraus machen, uns, die wir hechelnd im langsamen Schritttempo die steile Straße hochstrampeln, lässig schreitend ein Stück zu begleiten. Nicht immer ist mir ganz wohl dabei zumute. Manches, was sie uns zu- und nachrufen, scheint nicht nur wertschätzend zu sein.

Wir steigern unseren Höhenmeterrekord noch einmal beträchtlich! 2993 Meter klettern wir auf 101 km in 10 Stunden Sattelzeit!! Wir werden mit einer grandiosen Landschaft belohnt und sind abends völlig alle – und ganz schön stolz auf unsere Leistung in der Seniorenklasse!
Man merke sich: Die Straßen sind meistens in Ordnung, die Steigungen sind ziemlich brutal und man sollte in diesem Teil von Laos genug Wasser und Kalorien für den Tag dabeihaben.

In Vieng Say erlauben wir uns einen Tag Pause und besichtigen die Karsthöhlen, in denen sich während der sieben Bombardierungsjahre die politische Führung der kommunistischen laotischen Befreiungsarmee verschanzt hatte. Die gnadenlose Bombardierung durch die USA fand also nicht nur wegen der Unterstützung der Vietkong und des Ho Chi Minh Pfades statt.
Die letzten 60 km zur Grenze fahren wir durch eine bezaubernde traumhafte Landschaft- auf einer Straße, die immer gruseliger wird, je näher wir der Grenze kommen.

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