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Guesthouses-moderne Oasen für Traveller

Vielleicht ist Euch aufgefallen, dass wir die letzten Wochen öfter davon berichtet haben, dass wir in homestays, hostels oder guesthouses abgestiegen sind. In Shiraz war das Erste Mal, dass wir auf ein „traditional guesthouse“ gestoßen waren. Es war toll, auf einmal nicht mehr allein zu sein, sondern sich mit Gleichgesinnten über das Woher, Wohin, Erfahrungen, Neuigkeiten etc. auszutauschen. Dort konnten wir das „Abhängen“, „Chillen“, „Relaxen“ noch nicht so ganz genießen. Uns trieb es in die Stadt zum Sightseeing, „Ausnutzen“ der Zeit etc. Inzwischen, mehrere Städte und guesthouses weiter, werden die Gespräche, die ruhige Atmosphäre, das Nichtstun immer wichtiger, und vor allem der Austausch von wichtigen Informationen über die Strecken; bei uns aktuell über den Pamir High Way (Ist er offen, gibt es neue Erdrutsche oder eingestürzte Brücken, wie sind die Straßenverhältnisse, wie ist die Sicherheitslage?) Damit sind es auch wichtige Informationsbörsen, wie früher vermutlich die Karavansereien auch. Und wie es in den 60iger und 70igern der Puddingshop war.
Diese Hostels sind familiengeführt, eher einfach in der Ausstattung (den hiesigen Verhältnissen entsprechend), haben oft einen Dorm (Schlafsaal) und ein paar Mehrbettzimmer. Der Preis bewegt sich zwischen 10-12 $/Übernachtung incl. Frühstück oder 20-25 $ für das Zimmer. Für Radler ist die Menge und Qualität des Frühstücks sowie des Wifi´s ein entscheidendes Auswahlkriterium, das zu entsprechenden Empfehlungen führt. Und so trifft man sich eben immer wieder. In den meisten guesthouses kann man auch gut und günstig (3-4 $) zu Abend essen, hausgemachte Kost statt Kebab und Schaschlik.
Was die Atmosphäre angeht, so wird sie außer von der Gastfamilie zum Einen geprägt durch die Aufenthaltsqualität im Innenhof, größtenteils überdacht und schattig, wo man sich auf den großen Sitzpodesten auf mehr oder weniger weichen Teppichen und Polstern hinfläzt, schläft, sich unterhält, die Website aktualisiert, liest… Und zum Anderen durch die Gäste selbst. Alle sind unterwegs, die meisten seit längerer Zeit, manche seit Jahren oder auch für Jahre, alle low budget, wobei das auch ein weiter Begriff ist. So haben wir Radler kennengelernt, die mit 50 €/Tag Durchschnittsbudget kalkuliert haben und ebenso welche – weit häufiger- die mit 5-10 €/Tag auskommen wollen/müssen, um möglichst lange unterwegs sein zu können.
Wir treffen viele Radler, manche mehrfach, da hier die meisten auf dem Weg nach Osten sind und alle nach Samarkand wollen. Im Bahodir, ein „must“ unter Radlern, sind heute sieben Radler. Die meisten bleiben ein paar Tage, bevor es weiter Richtung Tajikistan, Taschkent oder in die andere Richtung Buchara geht.
An Nationalitäten sind häufig vertreten: Schweizer, Belgier, Franzosen, Deutsche. Aber auch Polen, Slovenen, Engländer, Spanier, Schweden, Dänen und Holländer haben wir schon mehrfach getroffen. Ab und an auch Chinesen, Australier, Kanadier. Ihr könnt Euch vielleicht vorstellen, wie angeregt international diese kleinen Gemeinschaften sind.
Vom Alter her, sind die meisten jünger als unsere eigenen Kinder! Zwischen 20 und 28, einige zwischen 30 und Ende 30, wenige älter. Dietrich ist mit seinen 78 Jahren eine wirkliche Ausnahmeerscheinung. Er ist kein Radler, sondern Backpacker, seit den frühen 60igern vorrangig in Asien unterwegs, früher mit dem Bulli, seit längerem mit Flieger, Zug und lokalen Transportmitteln. Er ist zwar immer „nur“ in den Urlaubswochen unterwegs, aber dafür in jedem Urlaub und seit der Berentung mehrfach im Jahr. Eine sehr interessante Persönlichkeit mit einem riesigen Erfahrungsschatz, – und einem unter Backpackern ungewöhnlichen Beruf- Richter i.R.. Die meisten sind allein unterwegs und schließen sich manchmal, wenn es passt, für einige Zeit zusammen. Ab und an treffen wir Paare, sehr selten alleinreisende Frauen. Wie die 23jährige Schwedin Frederike, die für ca. drei Jahre Geld hat und mit dem Rad unterwegs ist. Sie hat tatsächlich Turkmenistan mit dem Rad geschafft!!!
Natürlich sind in den Gesprächen nicht nur das Woher, Wohin sowie die bisherigen Reiseerfahrungen beliebte Themen, sondern auch das Wie lange und Wozu. Für viele ist es eine Zeit der Neuorientierung, des Starts in ein neues Leben, des Aufbruchs und Suchens. Einige haben klare Vorstellungen, Pläne und zeitliche Begrenzungen. Das Reisen ist ein Projekt, wie bei uns. Bei anderen ist es ein open end-Unternehmen- gerade die völlige Freiheit zu tun und zu lassen, was man möchte, jederzeit neu zu entscheiden, scheint die eigentliche Qualität des Unterwegsseins.
Ganz sicher ist jeder und jede, die wir treffen, eine besondere Persönlichkeit und wir sehen uns immer wieder bestätigt: Jeder ist auf seine ganz eigene Art und Weise unterwegs, mit seinen ganz persönlichen Motivationen und Zielen.
Und wir freuen uns darüber, ein klein wenig davon kennenzulernen.
So sind die guesthouses kleine sichere Oasen, in denen wir uns schnell heimisch fühlen, verbunden durch gemeinsame Ideen und dem Vehikel des Reisens, voller Respekt vor den Unterschieden.
Jedes Mal, wenn wir aufbrechen, ist es wieder ein klein wenig ambivalent: Der Wunsch und das Bedürfnis wieder zu radeln, weiterzukommen, den nächsten Begegnungen, Abenteuern, Neuem zu begegnen und gleichzeitig hält es uns im bekannten, geschützten, sicheren Raum. So ist das eben.

4 Kommentare

  1. Danke für Eure tollen Berichte. Ich lese hier zwar fast nur mit, finde aber Eure Art zu reisen super. Vielleicht weil ich es nicht schaffen würde?!
    Ich bin mit meiner Family auch bald wieder unterwegs, dann aber mit dem Auto.
    Viele Grüße und noch viele tolle Erlebnisse,
    Axel Birndt

  2. rainer mehlhase sagt

    jetzt werde ich aber echt neidisch hier an meinem Schreibtisch, klingt richtig nach Wellness – hoffentlich bleibt es so , alles Gute weiterhin

    Rainer

  3. Heike Bussius sagt

    Liebe Grüße aus Barnstorf. Ich freue mich sehr, dass es Ihnen gut geht und wünsche weiterhin eine tolle Zeit. Viel Glück und Gesundheit! Heike Bussius

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