Turkmenistan hat uns geschafft! Nun war es ja klar, dass das eine Ochsentour werden würde. Dazu gab es hier eine auch für die Region ungewöhnliche Hitzewelle: am 14. wurden in Bayramaly amtlich bestätigt 50° C gemessen.
Individualreisende bekommen ausschließlich ein 5-Tage-Transitvisum – einschließlich Ein- und Ausreisetag, an denen ja jeweils zwei Grenzabfertigungen geschafft werden müssen, so dass eigentlich nur drei und zwei halbe Tage übrig bleiben. Die Strecke vom Iran nach Usbekistan beträgt knapp 500 km mit auf der zweiten Hälfte teils guter, besonders anfangs teils sehr schlechter Straßenbeschaffenheit mit Spurrillen, sehr rauem Asphalt, großen Schlaglöchern, streckenweise auch völlig zerstörter Fahrbahn.
Die Grenzformalitäten waren problemlos aber langwierig. Am ersten Tag haben wir unser Etappenziel noch so halbwegs erreicht, obwohl wir aus dem Grenzgebäude ja erst mittags raus kamen. Zelt aufgebaut am Straßenrand bei Sonnenuntergang,
Weiterfahrt so ab 4°° Uhr. Nach einer unbefestigten Strecke hatten wir auf der Hauptstraße dann tatsächlich 50 km Rückenwind und machten -in Sicherheit gewiegt, die 40 km bis Mary problemlos bis 13°° zu schaffen- in einem Roadside-Restaurant schön Coca-Cola- und Brot-Pause. Während wir da noch zufrieden saßen, drehte der Wind sehr plötzlich auf NO und legte ordentlich zu.
So haben wir dann Mary nicht mittags sondern erst abends erreicht und sind in ein Hotel eingerückt. Abendessen -und erstes Bier nach zwei Monaten!
Abfahrt wieder gegen 3:30 durchs nächtliche Mary mit seinen Prunkbauten.
Anfangs sind wir noch gut vorangekommen, bis sich der heftige Gegenwind wieder aufbaute und den Sand über die Piste wehte. Die Mittags-nachmittags-Hitze haben wir unter einer Brücke dösend abgewartet, kamen dann aber immer langsamer voran. Karin hat Wasser und Brot einfach nicht mehr „herunterbekommen“ und trocknete dann zunehmend aus. In der Abenddämmerung haben wir uns neben der Straße in den Sand gelegt und einige Stunden ausgeruht; sind gegen 2°° Uhr wieder losgefahren und haben nach mühsamen 5 km den nächsten Ort (Ravnina) erreicht, der allerdings nur aus einer Tankstelle ohne fließendes Wasser, einem Güterbahnhof und einem geschlossenen Restaurant bestand.
Es waren tatsächlich noch zwei Tankwarte da, die mit einigen Telefonaten herausbekamen, dass der Personenzug von Mary nach Turkmenabat hier leider nicht hält. Also ein Truck. Aber die wenigen, die hier getankt haben, waren entweder vollgeladen oder fuhren in die andere Richtung.
Gegen 8°° hat denn zufällig ein Polizist getankt und die Ambulanz gerufen, die nach einer halben Stunde auftaucht, Karin zwei Spritzen gab und eine gefrorene Flasche Wasser besorgte. Nach einer weiteren Stunde kam ein Krankenwagen, und die Versicherung, wir seien nicht krank, sondern nur völlig erschöpft und brauchten ein Taxi nach Turkmenabad nutzte nichts. Ein Krankenwagen, der einmal da ist, nimmt einen auch mit; das hatte mir zwischenzeitlich ein Polizist aus Bayramaly telefonisch klargemacht (Selbstbestimmung und Patientenrechte gelten in einem totalitären Staat eben nichts!), und ins dortige Hospital fuhren wir denn auch.
Nachdem denn festgestellt war, dass kein Behandlungsbedarf bestand, hat uns der telefonisch bekannte Polizist abgeholt, zu einem Taxistand gebracht und mit einem Fahrer einen guten Preis ausgehandelt (in turkmenischen Manat; wir sollten keinesfalls sagen, dass wir noch reichlich Dollars haben!). Fahrräder von der Tankstelle abgeholt, eingeladen und ab ging‘s nach Turkmenabat, wo wir in einem Hotel drei andere Radfahrer trafen, die aus Usbekistan kamen und die Strapaze noch vor sich hatten. Aber immerhin hatten sie Rückenwind! Gemeinsam haben wir zu Abend gegessen und alle sind früh ins Bett.
Im Morgengrauen sind wir losgefahren und nach angenehmer Fahrt nach 40 km pünktlich um 8°° zur Grenzöffnung zur Stelle.
Eine Ursache dieser Erschöpfung war sicher, dass wir ja nun schon seit drei Wochen in diesen kargen Gegenden unterwegs waren (mit einigen Tagen Erholung in Mashhad). Auf der Strecke haben wir täglich jeder etwa 7,5 Liter Wasser getrunken. Die zu besorgen, auch gefroren, war im Iran kein Problem. Es kann aber durch Schwitzen im Körper zu einem Natrium-Mangel kommen. Die Ernährung war seit Wochen kohlenhydratbasiert (Brot, Datteln und Kekse), weil alles, was Proteine enthält, schwer zu besorgen ist und ungekühlt in wenigen Stunden verdirbt. Ich denke, dass besonders Karin trotz reichlich Trinkens ziemlich ausgetrocknet war (Foto mit der Hautfalte!) und vielleicht auch in eine katabole (=Eiweiß-abbauende) Stoffwechsellage gekommen ist. Und: wir sind einfach doppelt so alt wie der übliche Radreisende in dieser Gegend!
Die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft, die wir aus der Türkei und dem Iran kennen und schon fast selbstverständlich geworden ist, haben wir in Turkmenistan übrigens vermisst. Da konnten wir erkennbar erschöpft mit einer leeren Flasche wedeln – da wird freundlich gehupt, gewunken und im Bogen um uns herum gefahren. Die Wasserbeschaffung war schwierig, das Wasser war nicht so gekühlt wie im Iran, aber wir standen nie wirklich ohne Wasser da.
Das Wenige, das wir von Turkmenistan gesehen und gehört haben, legt den Verdacht nahe, dass die Infrastruktur zugunsten architektonischer Prachtentfaltung in den Zentren ziemlich vernachlässigt wird. Da der Regierungschef ein Pferdenarr ist (und Reitsport tatsächlich eine große Tradition hat), bekommt jede größere Stadt zumindest eine Pferderennbahn.
ich komme eben aus dem Urlaub in Spanien zurück und habe mit großer Begeisterung Euere Abenteuer weiter verfolgt, Toll, und alle Achtung!
Weiter eine unfallfreie Fahrt !
Liebe Grüße Wolfgang C.
Ihr Lieben,
das war ein Schrecken in der morgenstunde, als Otto mir euren kommentar reichte. Gott sei dank ist dies abenteuer gut ausgegangen.
Karin für dich beste erholung. Es dauert ein bisschen länger in unserem Alter….. Fritz wie machst du das eigentlich….?
Mir reichen z.Z. Die Aufregungen daheim. Paul hat sogar schon einen studienplatz in thüringen. So schnell geht alles.
Euch eine wunderbare fahrt mit überwiegend gut händelbaren Herausforderungen.
Alles liebe u. Immer wind im rücken w. Euch herzlichst Gela u. Otto ;)
Wir sind schon wieder bestens erholt und rundgefressen. Morgen geht’s wieder aufs Rad Richtung Samarkand. Es ist zwar immer noch heiß und windig, aber jetzt haben wir keinen Zeitdruck und können es langsam angehen lassen.
Euch alles Gute für die neue Lebenssituation! Liebe Grüße Karin und Fritz
Hallo Karin, hallo Fritz,
was für eine spannende Geschichte, diese ganze Reise !!! Von Anfang an schauen wir hier täglich rein, ob es Neuigkeiten gibt und lesen mit Begeisterung Eure ausführlichen Berichte mit den tollen Fotos. Da bekommt man Lust, einfach so hinterher zu fahren. Wir drücken Euch die Daumen, dass weiterhin alles für Euch gut läuft und freuen uns auf die kommenden Etappen. Hoffentlich habt Ihr Euch von der Turkmenistan – Durchquerung gut erholt, ein paar Kilometer sind es ja noch bis Japan ;-) .
Herzliche Grüße aus Gifhorn
Christiane und Rainer
Ihr Lieben,
wir sind noch dabei uns bestens zu erholen und in den nächsten Tagen geht’s dann frohgemut weiter!
Wisst Ihr wie es jetzt in Nepal aussieht?
Viele Grüße
Karin und Fritz
wir werden mal Kontakt mit Kathmandu aufnehmen, wie es da aussieht, und melden uns wieder. Schöne Entspannung noch
Viele Grüße
Rainer
Danke!
VG Karin und Fritz
Nach dem Skypen ist Mutter Fieding aber sehr beruhigt.
Herzliche Grüße Mutter Fieding und Schreiberin Helma
Da sind wir aber jetzt auch sehr beruhigt. ;-)
Hallo,
das war ja spannend zu lesen. Ich hoffe es war der gefährlichste Teil.
Von Pannen seit Ihr ja verschont geblieben. Viel Glück und immer Luft in den Reifen auf eurer weiteren Tour.
Uwe
Liebe Witten`s ich hoffe diese Erfahrung bleibt Ihnen auf der Weiterreise erspart. Viel Glück
Astrid Krause