Wir verrenken uns immer noch die Hälse, um rechts und links in die Lichtungen zu plieren – vielleicht steht da doch noch ein verirrter Elch rum? Dabei wissen wir inzwischen, dass ab 15°C Elche schon Hitzestress haben und hier, bei jetzt doch –endlich- um die 20°C und mehr, eher ein Kamel zu erwarten ist. Die Elchschilder gelten also nur im Winter. Stattdessen sehen wir wieder vermehrt Kraniche auf den Wiesen und gestern Morgen sogar einen Rehbock, der über die Straße geschossen kam. Lebenretten geht auch mit kleinen Vögeln, die geschockt auf der Straße sitzen, Minikröten u.a.
Ursprünglich hatten wir vor, von Kokkola an der Küste nach Vaasa und dann ins Landesinnere nach Tampere zu radeln. Wir entschieden uns um und radelten gleich nach Tampere. Jetzt, bei dem schönen Wetter, wollen wir endlich die vielen Shelter, Hütten, Feuerstellen u.ä., die der finnische Staat den Outdoorleuten zur Verfügung stellt, vermehrt ausprobieren. Und runter von den Hauptstraßen. – Es ist fantastisch! Zwar hatten wir manchmal Mühe, die Unterstände zu finden und mussten auch mal einige hundert Meter Trampelpfade schieben, aber es hat sich immer gelohnt!!
Die Landschaft: Wälder, Seen, Moore. Leider ist der Torfabbau in dieser Gegend noch recht aktiv und produziert gigantische leere Flächen. Es ist Blaubeerenzeit! Und die Heide blüht. Was bei uns die Brombeere, ist hier die Himbeere.
Überall ist Wasser und so sollte das abendliche Waschen auch in der Wildnis ja kein Problem darstellen. Wenn da nicht die Farbe wäre! Es ist zwar meist klar, aber dunkel, manchmal moorig schwarz, manchmal gelb bis braun. Auf einem Foto seht Ihr meine käsigen Füße aus dem Wasser ragen, der Rest von mir ist braun – kurzfristiger Bräunungseffekt.
Die kleineren Straßen sind im Allgemeinen sehr angenehm zu fahren; kaum Verkehr und dennoch guter Belag. Manchmal allerdings werden die Straßen übel verschlimmbessert- aus unserer Sicht. Dann schütten sie (wer auch immer) groben scharfkantigen Schotter dick auf die Straßen, sodass das Fahren für uns kein Spaß mehr war und wir so manchen Meter geschoben haben. Die Häuser sehen manchmal etwas schwedisch aus: kein Wunder, Finnland war lange ein Teil von Schweden.
Unsere Versorgung ist stets gut. Bei jedem Supermarkteinkauf schleichen wir um die Wand mit den Süßigkeiten rum – Fritz auf der Suche nach Lakritzschnecken (er liebt sie und nur sie) und ich nach süßsauren Blombenziehern. Ich werde immer fündig, Fritz nie. Obwohl es hier Lakritz in allen möglichen Variationen gibt, – keine Schnecken. In seiner Not ist er etwas experimentierfreudig geworden und testet durch.
Jetzt sind wir in Tampere, genießen sommerliches Stadtflair, die vielen Menschen, das schöne Wetter. Darüber berichten wir beim nächstenmal.