Die ersten zwei Tage bei gutem Wetter dem Radweg gefolgt – bis auf zwei Schleifen, die wir auf der Straße abgekürzt haben. Der Weg ist viel beradelt, meistens gut ausgebaut, manchmal als historisch einzuschätzen, selten gruselig. Unterwegs finden wir einfache Rastmöglichkeiten oder auch nette Cafés mit Getränken und Eis, sehr einladend und als Wirtschaftsfaktor erkannt. Große Tretroller sind hier übrigens in vielen Varianten als Sport- und Tourengerät unterwegs. Manche sogar mit Packtaschen. Pedelecs natürlich auch.
Ach ja, wir hatten bereits unseren ersten kleinen Unfall. Er passierte vor zwei Tagen, kurz hinter Dresden. Wir waren zügig unterwegs und Fritz stoppte plötzlich, um einen Jungvogel, der auf dem Weg verloren rumhüpfte, zu retten. Ich hatte genügend Abstand (Erfahrung und Intuition), um ebenfalls anzuhalten. Als ich stand, bekam ich plötzlich einen Schubs von hinten, der mich zur Seite schob. Ein Fahrrad verhakelte sich in meiner hinteren Packtasche, fiel um, ich konnte mein Rad dagegen nicht halten und fiel ebenfalls mit um. Es dauerte einen Moment, bis sich die vier Elemente, zwei Personen und zwei Fahrräder, entwirrt hatten. Es war ein älterer Reiseradler, der sich zwar entschuldigte, aber meinte, bei dem Tempo hätte er keine Chance gehabt, so schnell zu reagieren und zu stoppen. Ich hatte ihn im Rückspiegel nicht kommen sehen, er hatte keinerlei Ausweichbewegung auf die andere freie Seite des Wegs gemacht, wahrscheinlich hat er gepennt. Nun, meinem Knie ist gottseidank nix passiert, dem Rad auch nicht. Der andere hat sich wohl den Ellbogen etwas geschrammt, konnte aber auch weiterfahren. Er ist uns noch zweimal begegnet, aber wir haben keinen Wert auf ein Kennenlerngespräch gelegt.
Nach einigem Hin und Her haben wir uns gegen Prag und für Kutnà Hora entschieden. Und doch einen Pausentag eingelegt. Nach 512 km in 6 Tagen haben meine Knie, Muskeln und Weichteile sich gemeldet und einstimmig für einen Ruhetag plädiert. Da konnte ich nicht dagegen stimmen, ich möchte es mir mit ihnen nicht verderben. Und Fritz nicht mit mir, also Pausentag. Außerdem ist für heute Regen und Gewitter angesagt. Und zum Dritten hättet Ihr sonst noch länger auf diese Beiträge warten müssen. Fritz hat das immerhin zum Joggen genutzt.
Wenn man einen Tag Pause in einem Sporthotel einlegt, denkt man an Spa- und Wellness, Superessen etc. Nun, wir sind im SportCenter Hotel gelandet, das einzig verfügbare Hotel in der Stadt. Ein Funktionsbau (gefühlt) aus den späten 60igern/frühen Siebzigern, Jugendherbergscharakter durch die vielen Kinder- und Jugendsportgruppen hier (Ferien haben angefangen). Frühstück immerhin mit Kaffeeautomat und Rührei, was will man mehr, abends gibt es Bier und Tiefkühlpizza. Nun ja.
Im Zimmer haben wir erstmal zwei Betten zusammengeschoben. Eins für Basketballer und das andere wohl für Fußballerinnen.
Gestern Abend einen anderen hier gestrandeten Radler aus Rinteln getroffen, der ein Rennen gegen eine Badeente führt. Von der Elbequelle zur Mündung. Bei errechneten 3 km/h Fließgeschwindigkeit hat er seine Reisezeit festgelegt, die Quietsche-Ente in den Quelltopf gesetzt (und wieder rausgenommen) und radelt jetzt hurtig nach Cuxhaven. Allerdings ohne Gepäck und mit leichtem Rad. Jeder braucht sein Motto.
Morgen geht’s bei uns weiter nach Kutnà Hora. Davon später mehr.
Liebe Karin, lieber Fritz,
wir freuen uns, dass wir Euch auf Eurer erneuten Radreise wieder gedanklich begleiten dürfen.
Danke für die informativen, unterhaltsamen, auch zum Schmunzeln bringenden Beiträge.
Bleibt behütet und von uns ‘umärmelt ‘
Anna-Luise und Eberhard v.d.H