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Eins, zwei, drei im Sauseschritt- El Salvador

Am letzten Abend in Guatemala, direkt am Grenzort, nochmal auf dem Gelände eines kleinen Hotels mit Restaurant gezeltet. Nachts gab es drei Störungsquellen: Zuerst der Hofhund, der unser Zelt böse verbellte, sich allerdings nach einigen Minuten des Umkreisens wieder beruhigte als sich drin nichts tat. Dann kam der Wind – aber holla die Waldfee! Er wurde immer stärker. Unser Zelt knatterte und wackelte nicht schlecht, – und hielt stand. Und dann waren da noch die winzigkleinen Ameisen, die uns die ganze Nacht wachhielten, weil sie unsere Körper erkundeten. Ich wurde bald wahnsinnig. Gefühlt hatte ich die ganze Nacht nicht geschlafen, aber für schräge Träume hat es dann doch noch gereicht.

Morgens früh raus, etwas unsicher, wie wir die geplante Etappe bei evtl. Gegenwind schaffen würden. Aber der Wirt beruhigte uns, der Wind sei ein lokales Phänomen. Also los über die nächste Grenze. Dieses mal wechselten wir ohne Zögern unser Restgeld (der Kurs schien auch halbwegs ok) und ruckizucki waren wir in El Salvador. Der Wind war anfangs sogar unser Freund und wir fühlten wir uns freundlich empfangen. Die Menschen winkten und grüßten noch mehr als in Guatemala. Die Landschaft- hügelig, Kulturland, viel Zuckerrohr, Bananen, Weideland. Die Qualität der Straße wie gehabt.

Wir fuhren ins kleine Fischerdorf Los Cabanos, dort solle es Superschnorchel- und Tauchmöglichkeiten geben. – Vielleicht, aber wir fanden nichts außer einem kleinen Guesthouse, wo wir die einzigen Gäste waren. Ist noch keine Saison, meinte unser Gastgeber. Unser kurzer Schnorchelversuch war denn auch etwas frustrierend. Die Brandung wühlte den Sand bis auf 10 cm Sicht auf und die scharfkantigen Felsen im Flachwasser wirkten auf uns ohne Schutz bedrohlich. Das Wasser hatte 31 Grad, unglaublich warm. Nun, der Abend war dennoch sehr schön mit Sonnenuntergang, Strandspaziergang und lecker Essen.

Nun wollten wir aber auch etwas von der touristischen Seite El Salvadors am Pazifik mitbekommen. Und das ist Playa del Tunco, das Surferparadies.

Unterwegs machten wir die Bekanntschaft mit einem jungen Typen (24) der am Straßenrand sein Auto wusch und uns auf englisch ansprach. Wir hatten angehalten, um von den Frauen, die unten am Fluss Wäsche wuschen (ja, auch hier) ein Foto zu machen. Er erzählte, dass er 10 Jahre in den USA gelebt habe; seit seinem 14. Lebensjahr; gemeinsam mit seiner Familie. Er sei verheiratet und habe eine zweijährige Tochter. Habe in den USA seinen Schulabschluss gemacht, hatte Arbeit etc. Und vor zwei Monaten sei er ausgewiesen worden, weil er keine Papiere hatte. Nun sitze er da und versuche, erstmal eigene El-Salvador-Papiere zu organisieren, damit er einen Antrag auf legalen Aufenthalt stellen könne. Seine Familie sei weiterhin in den Staaten. Er sei allerdings guter Dinge, da er nie irgendwelche Straffälligkeiten hatte und sein Rechtsanwalt mache ihm auch Hoffnung. Dauern würde es allerdings mindestens ein Jahr- wenn alles gut lief. Das hat uns schon bewegt.

Eigentlich war die Küstenetappe sehr schön zu fahren. Wir hatten sogar Tunnel! Ach, hatten wir schon erwähnt, dass ich inzwischen auch ohne Licht fahre? Kabelbruch. Also improvisiert mit Warnweste, Blinki-Armband, Stirnlampe und jeweils eine Taschenlampe vorn und hinten; nicht toll, aber ging. – Den kleinen Buchten folgend, ständig Auf und Ab, schöne Ausblicke – ja, wenn man an dem Tag “gute Beine” hat. Leider hatte Fritz “Kreislauf ” und war ziemlich schnell ziemlich erschöpft und schwindelig. Mir war es vor Guatemala City so ergangen, nun schwächelte er. Trotzdem quälte er sich durch, langsam, mit vielen Liegepausen am Straßenrand. Ich begann mir schon Sorgen zu machen, so fertig war er, zum Schluss mit Muskelkrämpfen. ABER-  Rechtzeitig zum Sonnenuntergang hatten wir es geschafft.

Und hier ist wieder mal Kontrastprogramm angesagt: Partymeile, überall kleine Restaurants und Musikkneipen; es ist Wochenende. Sportliche junge Surfer fanden wir allerdings weniger als gedacht. Die Mehrheit der Touristen gehören hier (wie überall) zu der rundlicheren Gattung. Heute morgen haben wir beim Frühstück einen etwas durchgeknallten älteren Typen kennengelernt, der uns seine Geschichte erzählte- wirkte ein bisschen manisch. Aber wer weiß? Er sei u.a. Internist und wäre der behandelnde Arzt der Präsidentschaftskandidaten, habe lange in den USA gelebt (Tellerwäscher, Nachtportier), sich hochgearbeitet, dann wieder zurückgekommen, vom jüdischen zum christlichen Glauben konvertiert, Priester geworden, kenne sehr viele wichtige Leute und außerdem habe er den Plan, 2024 Präsident von El Salvador zu werden. Nun ja, wir haben ihm viel Glück gewünscht. Manchmal gibt es ja abenteuerliche Lebensläufe. (s. a. vom Taxifahrer zum Außenminister).

Wir wollten uns noch etwas mehr Zeit am Pazifik gönnen, und auch ein bisschen Regeneration für die geplagten Muskeln. Und so beschlossen wir spontan, noch einen Tag hier dranzuhängen. Glück für Euch, denn so bekommt Ihr heute schon einen Bericht.

 

4 Kommentare

  1. Christa Prüser sagt

    Hallo Karin und Fritz,
    das sind ja wieder unbeschreiblich tolle Berichte.
    Ich lese sie mit großer Begeisterung!!!!
    Habt ganz herzlichen Dank, dass wir daran teilhaben können!
    Nach Asien ist es wieder eine Reise in den anderen Teil von unserem Globus,
    was für ein Abenteuer!
    Alles Gute für die Weiterreise auf Rädern!
    Christa

    • Karin sagt

      Liebe Christa, wie schön, dass es Euch gefällt. Euch auch alles Gute zuhause in Wolfsburg. Fritz und Karin

  2. Inge Heitland sagt

    liebe Karin, lieber Fritz,
    Von euren so interessanten und fleißigen berichten und Fotos bin ich sehr beeindruckt. Ich finde es einfach großartig, dass ihr, doch dem Teenager entwachsen, so interessante und lange Touren unternehmt. Ich hoffe sehr, dass Fritz seine einschränkenden Gesundheits Probleme bald überwinden kann. Das Ende eurer Fahrt rückt ja nun näher. Sicher werdet ihr mit einem lachenden und einem weinenden Auge abschiednehmen. Es sind bei dem Bericht einige Schreibfehler enthalten, weil ich diktiere. Und manchmal habe ich keine Lust, dann zu korrigieren. Ich wünsche euch weiterhin alles Gute und bleibt gesund Und kommt heil wieder zurück.
    Liebe Grüße von Inge

    • Karin sagt

      Liebe Inge, wir hatten heute in Nicaragua an die 40 Grad und über 20 km richtig “dirt road”. Dafür sind wir jetzt auch richtig fertig. Wenn wir allerdings an die Temperaturen in WOB denken,… na ja immerhin schmeckt dann der Glühwein wie hier das Bier. ;-)
      Ja, mit einem Teil sind wir schon zuhause und überlegen, was wir alles machen werden. Aber der sehr viel größere Teil ist voll und ganz im Hier und Jetzt und gespannt auf die nächsten Wochen. Ganz liebe Grüße
      Fritz und Karin

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