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Das mittelgebirgige Hügelland ist der Feind des Reiseradlers. Behaupte ich jetzt mal so.

Die 97 km von Prag nach Tabor sind so eine Strecke. Die Steigungen sind meist relativ kurz aber heftig. Machen wir mal ein Rechenbeispiel: Wir finden zunächst Strecken vom Tal zum nächsten Buckel von etwa zwei Kilometern mit Steigungen zwischen 4 und 9 %, gern auch mal etwas drüber. Die fahren wir mit unserem ganzen Gerödel in den kleinsten Gängen mit einem Tempo um 7 km/h. Da brauchen wir dann für die zwei Kilometer 17 Minuten. Für die Abfahrt ins nächste Tal, ebenfalls zwei Kilometer, reichen drei Minuten, wenn Strassen- und Windverhältnisse es zulassen (gestern hatten wir allerdings einen geradezu stürmischen Südost, also schräg gegenan). Dabei sind die Strecken bergauf und bergab immer gleich. Aber 90 % der Zeit fährt man bergauf und nur 10 % bergab. Mal sind die Buckel höher und die Täler tiefer, aber das Verhältnis bleibt immer gleich. Auf diese Weise kam dann eine reine Fahrzeit (also ohne Pausen) von 7:43 zustand mit einem Stundenschnitt von 12,56 km/h (maximal aber 47 km/h!) und immerhin 1500 Höhenmetern.

Die würden auch einem Tag in den Zentralalpen gut zu Gesicht stehen. Da nehmen wir uns mal einen veritablen Pass, etwa das Stilfzer Joch. Da haben wir klare Bedingungen und fahren erst mal 40 km bergauf, zunächst moderat mit vielleicht 4 %, dann immer steiler bis in die Serpentinen mit 10 %, wo man in jeder Kurve stehen bleibt, trinkt, schnauft und die Murmeltiere pfeifen hört. Auf dem letzten Kilometer hilft Fluchen manchmal. Schließlich ist man oben, genießt den Rausch aus dem fantastischen Anblick der Gipfel ringsrum, Endorphinen, Dopamin-Belohnungssystem und Coca-Cola. Man blickt hier runter („Da kommen wir her!“) und dort runter („Da wollen wir hin!“) und klopft sich ordentlich auf die Schultern. Der geringschätzige Blick auf die Motorradfahrer (ich darf lästern, bin ja selber einer!) erhöht das Glücksgefühl.

Dann zieht man sich alles an, was man hat und rauscht (rauschhaft!) mit Karacho ins Tal, wo man sich im Lichte des Erfolges sonnt und mit einem Riesentopf Pasta (Kohlenhydrate und Proteine) und diversen schönen Getränken für den nächsten Tag präpariert.

Da hat man doch was! Das alles fehlt dem mittelgebirgigem Hügelland. Das ständige Auf-und-ab zermürbt; irgendwann verliert man den Blick für die Schönheit der Landschaft und möchte nur noch ankommen. Und wünscht sich für den nächsten Tag etwas mehr Ebene, weniger Wind (oder von der richtigen Seite!) und nicht so eine Saukälte.

Ich erwarte jetzt den prompten Hinweis unseres Freundes Michael E. auf das Vorhandensein von schönen Flussradwegen. Ist ja gut: bald sind wir an der Donau!

Holzkunstwerk

für die Käferfreunde

 

5 Kommentare

  1. Gunter Schendel sagt

    Hallo Fritz und Karin (unbekannterweise),

    die Tauchfreunde Lahn-Dill begleiten Euch virtuell!

    Viele Grüße, viel Spaß und Gesundheit und bis bald!

    Susi und Gunter

  2. Michael Ebert sagt

    Liebe Karin, Lieber Fritz ,
    Ich könnte jetzt noch einige wunderbare ,gleichmäßig verlaufende Radwege rund um Zeuthen anbieten , aber ich befürchte, dass ich damit bei Euch nicht punkten kann.- Aber im Ernst : ich freue mich, dass ihr so gut voran kommt und freue mich richtig über Eure Berichte ! Ganz liebe Grüße ! Michael

  3. Helga Prucha sagt

    Hallo, liebe Wittens,
    Ihre Reise wird auch von Hilla aus Buxtehude verfolgt –
    über mich als alte Freundin. Wir wünschen Ihnen ein gutes Gelingen
    aller Ihrer Pläne und allezeit eine gute Fahrt!
    Mit freundlichen Grüssen
    Hilla Jank und Helga Prucha

  4. kirsten kelsch sagt

    Hallo Familie Witten, Sie freuen sich bestimmt über aufmunterne Worte, so nach einer Woche, den Hügel rauf und mit Freude wieder hinab. Aber ich werde mich noch zügeln und gut dosiert damit umgehen. Für heute Daumen hoch. Meine Hochachtung. Ich denke immer wieder darüber nach, 1 1/2 Jahre, 18 Monate …….da ist es doch nach einer Woche sicherlich noch wie Urlaub? Mein Mann und ich begleiten Sie auf unserer Landkarte. Wir wünschen Ihnen heute einen sonnigen Start. Liebe Grüße aus Wolfsburg von kirsten kelsch

  5. Hilma sagt

    Hallo Ihr Lieben, nach diesem Beitrag habe ich gelacht: ist ja irgendwie auch ne Art mit dieser Herausforderung umzugehen! Meine Bewunderung habt Ihr auf jeden Fall. Ich wünsche Euch von Herzen alles Gute für Eure Tour, immer genügend Luft auf dem Reifen, Schutzengel beim “Runterrauschen” und Zuversicht beim “Hochschnaufen”. Vielen Dank, dass ich Euch auf diese Weise begleiten darf! Hilma

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