Nun sind wir also kurz vor Cusco. Das war schon bei der Reiseplanung eine wichtige Etappe. Hier im Hochland nimmt die Präsenz der indigenen Bevölkerung deutlich zu. Auf vielen Häusern ist Wahlwerbung gemalt; hier sehen wir erstmals eindeutig indigene Kandidaten.
Cusco ist die älteste ständig bewohnte Stadt des Kontinents, gegründet von den Inka etwa 1200 und jetzt natürlich mega-touristisch. Von hier aus gehen Wanderrouten in alle Richtungen und die Stadt ist der Ausgangspunkt für das Highlight Macchu Pichu. In den Straßen wechseln sich überteuerte Restaurants und Reiseanbieter ab, eingestreut sind Läden für Outdoor-Ausrüstung und Modegeschäfte, meistens mit schicken Sachen aus Alpaka-Wolle. Gut, dass wir nichts mitnehmen können! — Natürlich mussten wir einmal das Nationalgericht gebackenes Cuy, also Meerschweinchen essen. Viel ist ja nicht dran und so phantastisch fanden wir’s dann auch nicht. — Das Navi, jetzt gut vier Jahre alt, das uns damals gute Freunde nach Teheran geschickt hatten, ist kaputt gegangen: erstens hat der Bildschirm beim Unfall einen Sprung bekommen und zweiten ist der Ein-Aus-Knopf hin. Lässt sich nur noch mit Trick und Fremdstrom starten. Und wo gibt’s ein Neues? Natürlich in Cusco! Leider durch Steuern und Zölle 50% teurer als bei uns.
Abends fand ein Riesen-Aufmarsch mit Lärm, Fahnengeschwenke und Feuerwerk statt. Wir hielten das erst für eine politische Demo, das auch ein Che-Guevara-Fahne auftauchte und ein Spruchband gegen Terror. Es waren dann aber Fans des städtischen Fußballclubs Cienciano, der noch in der 2. Liga spielt und am nächsten Tag sein Aufstiegsspiel gegen Santos de Nasca hatte. Das ging 4:2 aus. Damit ist Cienciano Tabellenerster und steigt in die 1. Liga auf.
Peru liebt ja Umzüge und Aufmärsche. Hier handelt es sich wohl um eine Schulentlassungsfeier, bei der ganze Klassen in phantasievollen Uniformen und Fahnen um den Hauptplatz marschierten. Polizeikapelle und Militär sowie ein tiefentspannter Hund waren auch dabei.
Da fährt man 40.000 Höhenmeter und hält sich für superfit. Und dann steigt man 400 Höhenmeter zu Fuß zu dieser Ruine Sacsayhuamán und hat danach tagelang Muskelkater in den Waden! Das sportmedizinische Stichwort ist „sportartspezifische Belastungsfähigkeit“. Sollte man eigentlich wissen. — Diese Verteidigungsanlage ist einer der letzten Rückzugsorte der Inka gewesen und konnte ziemlich lange gegen die Spanier unter Pizarro verteidigt werden. Hier sollen einige Tausend Menschen gewohnt haben. Beeindruckend sind diese Mauern. Die Steine kommen aus einem Steinbruch, der 20 km entfernt ist. Dazwischen fließt ein Fluss. Der größte Stein soll 9x5x4 messen und 200 Tonnen wiegen. Schlicht unvorstellbar, wie sie das gebaut haben! Sie hatten ja keine Pferde und das Rad war unbekannt.
Thema Bolivien: wir wissen nicht, was über die aktuelle Situation in Deutschland so bekannt wird. Aus der Nähe betrachtet, entspannt sich das nach Morales‘ Flucht keineswegs sondern spitzt sich zunehmend zu. Die Grenze ist zeitweise geschlossen. Landstraßen sind blockiert. In den größeren Städten herrscht Strassenkampf zwischen Morales-Anhängern und-Gegnern. In Radfahrer-Foren ist von zur Zeit in Bolivien Radreisenden zu lesen, dass es brandgefährlich ist. Einzelne Radfahrer versuchen trotzdem durchzukommen. Wir haben uns nun den Salar de Uyuni aus der Seele geschnitten und werden direkt nach Chile weiterfahren. Da rumort es zwar auch, aber es ist doch insgesamt überschaubarer.