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12. Januar 2022 Reisevortrag im Hallenbad Wolfsburg

Endlich ist es soweit! Wir halten wieder einen Vortrag! Unsere Mittel- und Südamerikatour ist  schon sooo lange her: vor-Coronazeitalter! Das alles wäre zur Zeit so nicht machbar und wir sind sehr froh, dass wir unseren Traum mal wieder rechtzeitig in die Welt geholt haben. Also, wer geimpft ist und Lust auf einen Vortragsabend mit uns hat, ist herzlich eingeladen, am kommenden Mittwoch, 12.01. 2022 um 19.00 Uhr ins Hallenbad in Wolfsburg zu kommen. Der Eintritt ist frei, es gelten die 2G-Regeln. Zur besseren Planung bitte vorher anmelden: hallenbad.de/programm Bei entsprechender Nachfrage/Einladungen werden wir sicher weitere Termine finden. Bis bald, Eure Weltradler

Daheim!

Nach der letzten Reise haben wir Vorwürfe zu hören bekommen, man wisse ja gar nicht wo wir seien, es habe irgendwie keinen richtigen Abschluss gegeben. Wir lernen dazu, also jetzt Abschluss! Allerdings sind wir ja schon sei gut einer Woche wieder da und haben den Jetlag gerade halbwegs überwunden: abends sind wir nicht ins Bett gekommen und morgens nicht raus. Irgendwo in Peru hatten wir ja annähernd zehn kg unter Startgewicht. Inzwischen stehen wir schon wieder gut im Futter. Am letzten Tag in Buenos Aires waren wir mit Packen beschäftigt. In einem Radladen hatten wir zwei Kartons für die Fahrräder bekommen. Das ist inzwischen bei fast allen Airlines ein Muss. Die Boxen waren so groß, dass nur die Vorderräder raus, der Sattel und die Pedale abgenommen werden mussten. Bei nur einem Stück Freigepäck  pro Person  stopften wir  alle Packtaschen samt Inhalt in zwei 50-kg-Reissäcke, die wir mal in Myanmar besorgt hatten und seitdem für diesen Zweck mitschleppen. Einchecken und Flug war dann problemlos (wobei wir das Fliegen ja überhaupt nicht mögen, nicht nur wegen dieser …

Faulenzen in Buenos Aires

Tja, nun haben wir noch 10 Tage Kurzurlaub in Buenos Aires eingelegt und Dank der First Class Unterbringung und Verpflegung haben sich die eingeschmolzenen Fettpölsterchen schon wieder kräftig vollgesaugt. Karina und Peter aus Wolfsburg hatten uns kurz vor unserer Abfahrt auf dem Allerseefest angesprochen und eingeladen, sie in Buenos Aires, wo sie ab September leben würden, zu besuchen. Das hatten sie ernst gemeint. Und wir haben die Einladung gerne angenommen. So verbringen wir die letzten Reisetage mit Sightseeing, Gesprächen, gutem Essen, Trinken und Faulenzen. Dreimal waren wir im Zentrum von Buenos Aires, hier ein paar Eindrücke: Buenos Aires ist zwar keine Fahrradstadt, aber einiges könnte sich Wolfsburg doch abgucken: z.B. protected bike lanes, Grünmarkierung der Radwege- übrigens in vielen Ländern normal! Leider gibt es auch hier weiße Fahrräder als Mahnmal für tödliche Fahrradunfälle Argentinien ist fussballbegeistert. Zwei Traditionsvereine in Buenos Aires muss man kennen: Boca Juniors und River Plates. Laut Wikipedia sind über 70% der argentinischen Bevölkerung Anhänger eines der beiden Vereine. Spielen beide gegeneinander (Superclasico), herrscht wohl Ausnahmezustand. Beide Vereine stehen für verschiedene Schichten, …

Ushuaia

Ushuaia die südlichste Stadt der Welt, liegt zwar nicht an der Magellanstraße (nördlich und westlich von Feuerland) sondern am Beagle-Kanal (südlich von Feuerland). Insofern sind die schneebedeckten Berge, die wir hier sehen, nicht dieselben, die Fritz’ Vater damals von See aus sah. Aber sie sind doch ziemlich ähnlich, mal abgesehen davon, dass die Schneebedeckung vielleicht etwas abgenommen hat. Was ja eigentlich nicht verwundert, außer wenn man Trump heißt. Ushuaia selbst ist noch gar nicht so alt. Erst Ende des 19. Jahrhunderts kamen die ersten Siedler und vor allem das argentinische Militär, um hier einen Stützpunkt zu errichten. Davor gab es allerdings schon Europäer hier, wie so oft, als eine der Ersten, Missionare, die den „armen nackten Wilden“ Gottes Himmelreich und Kleidung bringen wollten. Leider brachten sie und die folgenden Abenteurer und Siedler ihnen den Tod. Die Tragödie der Feuerländer wird hier durchaus thematisiert und ist bedrückend. Vier verschiedene Völker, die seit Jahrtausenden hier lebten, wurden innerhalb kürzester Zeit, eigentlich wenigen Jahrzehnten, dramatisch dezimiert und sind inzwischen als Ethnien völlig ausgestorben. Als Hauptursachen gelten die von …

Endspurt

Das Ende der Reise ist nahe! Nach Rio Grande sind das gute 200 km bis Ushuaia; man könnte das ja in zwei Tagen schaffen. Wollen wir aber nicht: erstens geht es da nochmal über irgendwelche Buckel und zweitens haben wir ja Zeit! Und die braucht man auch, besonders wenn man sich verfährt und am Ende der Kamille-gesäumten Schotter-Nebenstraße auch noch ein Zaun steht. Also Gepäck runter und drüber heben. Der Süden Feuerlands ist übrigens –im Gegensatz zum total platten und kahlen Norden dicht bewaldet und ziemlich bergig mit Schnee auf den Kuppen, dafür aber etwas weniger windig. An der Straße stehen häufig Hinweise auf Unfallschwerpunkte, hier besonders eindrucksvoll mit den Gräbern direkt vor Ort! In Ausflugsentfernung von Ushuaia (25 km) gönnten wir uns  eine Versorgungspause in einem großen Lokal mit den üblichen Lammspießen. Auf dem Foto sieht man unten den See aus dem ausgetropften Fett- hm, lecker. Wir haben übrigens Ravioli bevorzugt. Übernachtet haben wir im Windschutz einer Wellblechhütte neben einem Sanctuario eines der „Nationalheiligen“ (nicht im Sinne der katholischen Kirche!), dem Gauchito („kleiner Gaucho“), …

Ciao Lupi! – Ein Nachruf

Dies ist das letzte Bild mit unserem Lupi. Es ist kaum zu glauben, aber Lupi hat der Fuchs geholt! Etwa 80 km vor Ushuaia, dem morgigen Endpunkt unserer Reise, haben wir an einem Aussichtspunkt am Rande des Lago Fagnano gehalten, sehr idyllisch, stahlblauer Himmel, schneebedeckte Berge im Hintergrund… Und da waren auch zwei Füchse, ohne jede Scheu. Das ist ein wunderbares Lupi-Foto, dachten wir, sind ja schon irgendwie verwandt. Ich setze also den Lupi direkt vor mir und so zwei Meter vom Fuchs entfernt auf dem Boden und zücke die Kamera. Da springt der mit zwei Sätzen, schnappt sich den Lupi und rennt die 50 Meter zum Bau. Ein Fuchs läuft schneller als ich. Der Bau mit einer ganzen Fuchsfamilie ist am Hang unter einem Dutzend umgestürzter grauer Bäume. Einmal habe ich ihn mit seiner Beute noch gesehen, dann waren beide verschwunden. 1 ½  Stunden bin ich herumgeklettert, habe unter jeden Baumstamm gesehen, in jedem Baueingang mit einem Stock gestochert: nichts. Auch nicht mit guten Worten und einem Schinkenbrötchen ließ sich der Räuber locken. Schließlich …

Tierra del Fuego – Feuerland

Bevor es mit der Fähre nach Feuerland ging, stromerten wir noch ein bisschen durch Punta Arenas. Wir fanden die Stadt interessant und wir hatten ja Zeit. Also besuchten wir eine regionale Erzeuger-Ausstellung, die in einer Schule stattfand. Praktische Nebennutzung, denn die Schulen sind ja von Mitte Dezember bis Ende Februar wegen Ferien geschlossen. Wie überall gab es jede Menge Leckereien und Kunsthandwerk. Den fahrradgetriebenen Mixer (s. Foto) gab es mehrmals; eigentlich eine gute Idee für Straßenstände. Interessant war auch ein Plakat an einer Klassenzimmertür (s. Foto), worauf die jeweiligen Aufgaben und Rollen von Lehrer und Schülern beschrieben wurden. Unser Host versorgte seine Gäste jeden Morgen mit einem wunderbaren Frühstück. Er erzählte uns auch, dass bereits seine Eltern unter Pinochet auf die Straße gingen und er als Jugendlicher Erfahrungen mit der Polizei machte. Nun würde er mit seiner Frau und seinem 8jährigem Sohn ebenfalls regelmäßig demonstrierten. Allerdings würden sie dann abends nach gehen und er bliebe, denn dann würde es ernst. Er habe auch schon Jungen, die nicht wussten, wie man Reifen für eine Straßenblockade anzündet, …

Punta Arenas

… ist die südlichste Großstadt der Welt. Man beachte auf dem Bild den Lupi, der vom Wind immer weggetragen wurde, weswegen Karin auf dem Sprung ist. Die Stadt feiert gerade 500järiges Bestehen (!). Nachdem Ferdinand Magellan die nach ihm benannte Durchfahrt 1520 entdeckt hatte, wurde die Stadt später als sicherer Hafen und Versorgungs- und Handelsplatz gegründet, war dann zeitweise auch Strafkolonie und nahm erst richtig Fahrt auf, nachdem ~1875 die Einfuhr von 200 Schafen von den Falklands genehmigt wurde, aus denen bis 1900 dann 2.000.000 wurden; natürlich im Besitz einiger Weniger. Die Spuren des Reichtums dieser Schafbarone sind noch heute in der Stadt und auf dem Friedhof zu sehen und die ökologische Folgen der Schafzucht machen bis in die Gegenwart große Probleme in der Region. Wie übrigens auch die Ansiedelung von Bibern auf Feuerland wegen der Felle. Die haben sich hier prächtig vermehrt und richten reichlich Schäden an. Gehören eben nicht hierher! Wandgemälde gibt es wie überall in Südamerika; aber diese hier sind von nahezu perfektem Naturalismus. Der Frachter meines Vaters ist hier auch angelandet. …

Ab in die Pampa

Nach drei Tagen in Puerto Natales … … ging es endlich wieder aufs Rad. Wir hatten für die Strecke von 250 km bis Punta Arenas 3 Tage eingeplant, rauschten sie aber in zweien durch. Das Wetter war besser als angekündigt, also weniger (nicht kein) Regen und der Wind zwar stark, aber meistens noch hilfreich. Die Landschaft ist so wie gedacht, flach, weit, auf den ersten Blick leer. Der Wind schob uns zeitweise ohne zu pedalieren mit 40 km/h vor sich her, aber sobald er von der Seite kam, ging es in die Schräglage mit 10 km/h. Die Böen waren so heftig, dass sie uns plötzlich drei, vier Meter versetzten und wir die ganze Fahrbahn brauchten. Gottseidank war der Verkehr eher gering und die Menschen hinter dem Steuer meist um unsere Nöte wissend. Während in anderen Gegenden die Rinder bei unserem Auftauchen neugierig reagierten und wir sie schon zur Fangemeinde erklärten, verursachten wir hier meistens große Unruhe bis panische Reaktionen. Einmal konnten wir eine Schafzählung erleben. Es ist schon witzig, dass wir im Bundestag eine Abstimmungsmethode …

Torres del Paine

Gestern haben wir uns den angeblich besten Nationalpark von Chile gegeben. Viele Hiker wandern da eine ganze Woche. Wir sind ja nun Radler und Karin hat ein total kaputtes Knie, das Wandern oder gar Klettern auf ungleichmäßigen Untergründen gar nicht mag. Da haben wir uns für einen Ein-Tages-Ausflug mit zwei Kurzwanderungen entschieden. Morgens um 6:40 ging‘s per Bus zum 50 km entfernten Eingang und dann zur „Administration“. Da sind wir ausgestiegen und haben den Daumen rausgehalten auf dem 17-km-Weg zum ersten Wanderstieg. Das zweite Auto hielt gleich an. Drin saß Jürgen, passionierter Marathon-Läufer und Autor von Laufberichten (http://www.laufspass.com/laufberichte/laufberichte-juergen.htm). Mit ihm sind wir dann den ganzen Tag herumgezogen in dieser wirklich beeindruckenden Landschaft. An vielen Stellen sieht man die stummen Zeugen der Großbrände der letzten Jahrzehnte, die sämtlich durch (verbotene!) Lagerfeuer unvorsichtiger Wanderer einstanden sein sollen. Allein durch den letzten 2012 sind 20.000 Hektar Wald zerstört worden, nachdem ein Wanderer gebrauchtes Toilettenpapier verbrannt hat. Gut gedacht mit verheerenden Folgen für die Landschaft und sein weiteres Leben, denn er wurde ziemlich hart bestraft. Neben den vielen verschiedenen …

Patagonia Verde …

… ist die chilenische Seite Patagoniens, weil sie grün ist. Im Gegensatz zur hoch liegenden, ebenen und deswegen noch windigeren Pampa auf der argentinischen Seite ist die Straße hier zwischen null und 400 Meter hoch, hügelig, bewaldet und daher etwas windgeschützter. Cochrane ist ein Oberzentrum, immerhin die größte Stadt im Umkreis von 100 km. Und vollkommen verschlafen. Allerdings trifft man hier die Traveler, zum Beispiel das deusche Paar, das sich in Santiago für ~7000 € diesen T2-Campingbulli gekauft hat. Wir haben für die letzte Etappe bis Caleta Tortel, wo unsere Fähre abfährt, drei Tage Zeit eingeplant, um genug Puffer zu haben. Trotz Wind, Kälte, Niesel, Schotter vom Feinsten, schafften wir es in zwei Tagen. Das Höhenprofil war nicht so scharf und eine Planiermaschine schuf uns zumindest für einige km eine schmale glattgeschliffene Spur. Donde Orfelina ist ein ganz bezaubernder keiner Hof und Campingplatz, der von einer jungen Familie geführt wird. Mit hauseigenem Wasserfall, weiten Wiesen und Weiden, herrlichem Blick auf verschneite Berge und Seen. Und sie wissen, was Radler brauchen: Windschutz, einen Raum zum Abwettern …

Carretera Austral intensiv

Die nächsten Tage gehören mit zu den Highlights der bisherigen Tour. Nach dem Regentag war der Himmel strahlend blau, die Luft kalt und der Wind nur zu Beginn noch unser Freund. Zwei Buckel warteten auf uns und es waren die letzten 60 asphaltierten Kilometer der Carretera austral. Wir genossen die weiß bestäubten Wälder, türkisfarbenen Seen und gletscherigen Berge – auch die Anstiege. Bewundernswert, wie die das französische Paar mit den Kleinkindern in Anhängern hochpedalierte! Immerhin waren es bis zu 16% Steigung! Kurz vor Cerro Castillo verabschiedeten wir uns vorerst von Ricarda – und verabredeten uns für den 20. Januar in Puerto Natale. Wäre super, wenn es klappen würde! Abends wurden wir auf dem Zeltplatz überraschend von einem Paar aus Alaska zum gebratenen Lamm und Wein eingeladen! Sie hatten kurzerhand ein kleines Lamm von den Campingplatzbesitzern schlachten und grillen lassen. Ein schöner und interessanter Abend. Dann kam der Abschied vom Asphalt und der Beginn reichhaltiger Abstufungen von verdichtetem Erdreich mit Grobkies über lockerem Feinschotter bis zu lockerem Grobkies – auf Waschbrett im Wechsel mit Schlaglöchern und …

Kurzer Schlechtwetterbeitrag

Es wird langsam ungemütlich. Seit Ensanada haben wir immer wieder teils üblen groben losen, teils feinen festen Schotter. Das ganze ist gepaart mit einem steten Auf und Ab, sodass am Abend immer zwischen 700 und 900, auch mal über 1100 Hm zusammenkommen. Das Wetter beschert uns in den letzten Tagen häufiger Regenschauer, auch gerne mal länger. Der Wind kommt meist aus West, mal auch freundlicher von Nord West, aber oft auch in heftigen Böen. Eigentlich wollten wir gestern bis nach von Coyhaique nach Cerro Castillo, ca. 90 km mit 1100 Hm. Der Regen und die Temperaturen waren so heftig, dass wir nach 36 km bei der einzigen Übernachtungsmöglichkeit auf der Strecke beschlossen zu bleiben- sogar in einem Zimmer! Es ist ganz allerliebst hier. Ein kleiner Hof mit vielen Enten, Hühnern, Gänsen, einer Rasenfläche für Zelte, einem überdachten Bereich und einem Rundling mit Panoramascheiben und offenem Kamin. Wir wählten, wie gesagt, die Zimmervariante mit Frühstück. Ein Zimmer war noch nicht ganz fertig gebaut und Fritz half spontan mit die letzten OSB-Platten an die Decke zu bringen. …

Nachtrag

Aus Valdivia sind wir ja schon eine ganze Weile weg. Trotzdem möchte ich da ein paar Fotos von “damals” nachtragen. Nun sind wir schon eine Woche auf der “richtigen” Carretera Austral unterwegs, in den letzten Tagen zusammen mit Ricarda, die wir zufällig kennengelernt haben. Das ist höchst vergnüglich; wir haben einen ähnlichen Humor und außerdem ist sie auch noch Ärztin. Und sie liebt kräftige Farben, z.B. ihre neue Regenjacke. Die Landschaft wird immer famoser, wie man das von Patagonien erwarten darf: schneebedeckte Gipfel, wilde Wasserfälle (aus denen wir ungefiltert trinken), teilweise grottenschlechte Schotterpisten, zur Zeit auch reichlich Regen (dass hier niemand denkt, wir fahren nur bei gutem Wetter!). – Wir haben eine französische Familie getroffen, die mit zwei Kleinkindern (ein und drei Jahre!) unterwegs sind, mit zwei Kinderanhängern, auf der Carretera Austral! Da kann man nur achtungsvoll den Hut (oder Helm) ziehen! Wir hatten ja schon ziemlich wunderliche Übernachtungen, so auch gestern: Die wegen Regens anvisierten Cabañas (Hütten) gab es nicht, und da haben wir bei einem Hof gefragt, ob wir vielleicht in der Scheune …

Radlertraumstraße Carretera Austral

Ehrlich gesagt, wusste ich bis zur konkreten Planung der Tour noch nicht, dass es sie gibt. Und dass wir sie zumindest teilweise fahren würden, war lange nicht klar. Nun sind wir drauf! Die Straße gibt es noch gar nicht so lange und hat einen eher düstere Geschichte, denn zuerst hieß sie Carretera Austral General Augusto Pinochet. Jeder Diktator will sich wohl ein Denkmal setzen. Für dieses Riesenprojekt gab es sicher auch militärische Gründe (Grenze zu Argentinien). Sie beginnt in Puerto Montt und endet in O´Higgins und ist die einzige Verbindung in Nord-Süd-Richtung. Ohne Fähren geht es allerdings nicht, da nicht überall eine Straße möglich ist. Ca. 1200 km lang ist sie auch jetzt erst größtenteils asphaltiert, der Rest Piste oder Schotter. Die Natur ist hier grandios – und auch gewaltig! Wir haben auf der bisherigen Strecke schon einige Eindrücke davon bekommen.   Fast wie im Pamir begegnen uns hier täglich andere Radler und Radlerinnen. Begeistert von der rauhen Landschaft und den Lebensbedingungen sind sie alle. Und wie immer sehr unterschiedlich motiviert. Für spektakuläre Aussichten sind …

Szenenwechsel

Nach der einsamen Wüste und der quirligen aufrührerischen Riesenstadt Santiago sind wir nun quasi in der Heimat unterwegs: Die Landschaft, die Vegetation und das gemäßigte Klima erinnert doch sehr an Deutschland (mal abgesehen von einigen schneebedeckten Vulkanen im Hintergrund), weswegen sich hier auch in mehreren Auswanderungswellen viele Deutsche niedergelassen haben. Im Großraum Santiago gab es noch einzelne sehr ärmliche, Slum-artige, Dörfer, dann Weinberge, viele Flüsse, Rinder-Weiden, Pferde (auch mal ein Rodeo), Weizen- und Haferfelder. Diese Gegend ist reich und üppig. Die Menschen sind freundlich; wir erfahren viel Zuwendung durch grüßende Autofahrer und winkende Passanten. Rodrigo zum Beispiel hat uns im Supermarkt geradezu nötigend zum Mittagessen eingeladen. Ein Eis-Lieferant hat seinen Lieferwagen extra angehalten, um uns zwei Magnum zu schenken. Wir sind in den letzten 9 Tagen 913 km geradelt! Meistens bei mehr oder weniger starkem Gegenwind. Da wir fast ausschließlich Panamericana (Autobahn) gefahren sind, war die Oberfläche meistens gut. Der Seitenstreifen ist breit und obwohl als Autobahn ausgeschildert, ist das Radfahren auf 90% der Strecke erlaubt. Auch die restlichen 10% interessieren niemanden. Es gibt angenehmere …

“Wir sind die Generation ohne Angst” steht auf dem Pappschild

Mein Vater fand Santiago seinerzeit wohl nicht so besonders interessant; er hat dort nur zwei Fotos gemacht. Der Christus segnet immer noch, heute aber sicher eine ganz andere Szene als damals. Heute fand nämlich auf dem Italienischen Platz (auf den sich seit Wochen die Demos konzentrieren) ein Konzert statt mit einer Band die schon in Pinochet’s Zeiten gespielt hat. Gefühlt waren da so 10 000 Menschen auf dem Platz, die Anlage war viel zu schwach und so war das musikalisch kein Erfolg aber ein beeindruckendes Erlebnis. Wir haben uns dann langsam zurückgezogen und wollten über die Hauptstraße zu unserem wunderbaren Hostel.  Dort kam es aber zu Scharmützeln zwischen Demonstranten und Polizei. Von Demonstrantenseite wurden vereinzelt Steine geworfen, die Polizei antwortete mit Rauchgranaten und Tränengas. Das haben wir auch abbekommen eine  Sani-Staffel sprüht Karin da gerade ein Gegenmittel (Maaloxan in Wasser!) in die Augen und gibt uns Mundschutzmasken. Jetzt wissen wir auch, dass die überall verkauften Gasmasken und Taucherbrillen durchaus ihren Sinn machen, denn auch Unbeteiligte können verletzt werden. Wir haben heute einen Arztkollegen kennengelernt, der uns …

Wüste satt

Wir sind in Chanaral, einer unspektakulären Küstenstadt, angekommen; nach vier weiteren Tagen fleißigen Radelns durch die Wüste bei Gegenwind. Der baut sich über Tag auf und hat nachmittags so viel Power, dass man kaum noch vorwärts kommt. Deswegen starten wir morgens in der Dämmerung bei Temperaturen wenig über null Grad. Bei dem nachmittäglichen Wind kann man allerdings auch kaum das Zelt aufbauen; so fährt mann also weiter bis zur Abenddämmerung. Wir haben einen echten Einsiedler getroffen. Er lebt seit 15 Jahren in der Wüste, wo er ein Sanctuarium mit überraschenden organischen Formen baut. Für sich hat er ein paar Decken und eine Unmenge leerer Wasserflaschen. Versorgt wird er von vorbeikommenden Truckern mit Wasser und Nahrung, letzteres, wie man sieht, durchaus in ausreichender Menge. Inzwischen haben wir, trotz der Faszination, diese trockene leere Landschaft etwas satt. Mal mehr Fels, dann wieder Sand oder Steinbrocken wie ausgekippte riesige Bauklötzchenkisten; Sandpisten, die in der Ferne verschwinden und zu irgendwelchen Minen führen (so 50-90 km entfernt). Und sonst nichts! Auf dieser Etappe war Wasser ein Thema für uns. Wir …

Tocopilla

… war einmal eine sehr reiche Stadt, zu Dutzenden hätten die Schiffe im Hafen gelegen, um Salpeter in die ganze Welt zu bringen, einerseits für Dünger, andererseits für Schießpulver. Die Fotos unten sind von meinem Vater 1931 gemacht worden. Der Einbruch kam nach der Erfindung der chemischen Salpeter-Herstellung und der Weltwirtschaftskrise Anfang der 30er Jahre. Heute soll Tocopilla eine der ärmsten Städte Chiles sein, unbedeutende Provinz. Antofagasta, 200 km südlich, extra erbaut für die Salpeter-Industrie, hat dieser Stadt längst den Rang abgelaufen und ist heute die zweitgrößte Stadt Chiles. Heute liegt ein Frachter ohne Ladung im Hafen und einige größere und kleinere Fischerboote. Nachdem die „Salpeterbahn“ 2015 nach einem schweren Unwetter schwer beschädigt stillgelegt worden war, bringen nun LKW’s Kupfererze aus großen Tagebauen und Salpeter aus den Bergen zur Verladung. Gemahlen wird das dort an Ort und Stelle; hier im Ort wird nichts verarbeitet. Es geht recht beschaulich zu; allerdings gibt es auch hier abgebrannte Autoreifen und einen ausgebrannten Bus. Auch einige armselige Hütten gibt es heute wie damals. Nur der Müll vor der Sadt …

Chile

Nun sind wir schon seit 10 Tagen in Chile! Sorry, dass wir uns erst jetzt melden, aber wir hatten in Arica noch keine Lust und später keine Puste bzw. kein Internet mehr, um zu schreiben. Nun also kurzgefasst: Die Busfahrt von Puno runter nach Tacna verlief unproblematisch. Wir wurden noch in unserer Entscheidung, den Bus zu nehmen, bestärkt, als wir bei beginnendem Gewitter den Busbahnhof erreichten! Etwas nervig war das Einladen der Räder; da fehlt uns noch die Gelassenheit, dass alles schon klappen wird, wenn sich Dutzende Menschen mit riesigen Säcken und Koffern um uns drängeln und der Stauraum langsam voller wird. Letzten Endes wurden die Räder zum Schluss noch irgendwie reingehebelt und kamen am nächsten Morgen sogar ohne gröbere Blessuren wieder raus. Und schwupps waren wir in der Wüste! Kaum zu glauben, ging es 60 km abwärts Richtung Küste. Die Grenze war ziemlich unkompliziert, nachdem wir unser Formular zur Ausreise/Einreise mit einem Fahrzeug ergattern konnten. Ja, auch ein Fahrrad ist ein Fahrzeug! Gottseidank gab es eine hilfreiche und freundliche Grenzerin, die mir einfach ein …