Alle Artikel in: Begegnungen

Eingewöhnen

Wir sind jetzt schon ein paar Tage hier und wir sind immer wieder überwältigt von der fast schwülstigen grünen und blühenden Pracht hier. Es ist schwülwarm und so werden wir beim Radeln wieder gut durchfeuchtet bis tropfend. Auch beim abendlichen „Abhängen“ wird es kaum kühler. In den Zimmern routieren die Deckenventilatoren. Die kleinen Mücken sind höchst aktiv und lassen sich nicht so wie gehofft vom Zimmerwind ablenken. Moskitonetze sind nicht vorhanden und wohl auch nicht vorgesehen. Deshalb gehe ich jetzt mal davon aus, dass das Malariarisiko hier sehr gering ist. Wir hatten uns darauf eingestellt, in Indien weder zu kochen- es gibt überall günstiges Essen- noch zu zelten-es gibt überall guest-houses und ist zu gefährlich. Zwei Nächte haben wir schon gezeltet! In Agonda-Beach ganz am Ende ist ein Platz, der allgemein geduldet von Campern genutzt wird. Jetzt ist noch keine Saison, deshalb nix los aber wir trafen ein deutsches Pärchen aus Erfurt, die dort seit zwei Wochen mit ihrem kleinen VW-Camper stehen! Sie sind auch schon 7 Monate unterwegs, erstmal open end bzw. budget-limitiert. Es …

„Was magst Du lieber – Kinder oder Hunde?“

Diese Frage stellte mir eines Tages Fredrika, die junge Schwedin, mit der wir über 3 Wochen durch den Pamir radelten. Meine spontane Antwort: „ Ich glaube Hunde – auf die darf ich mit Steinen werfen!“ Bevor ich den Kinderschutzbund und die Tierfreunde auf dem Hals habe, möchte ich ein paar Anekdötchen loswerden. Kinder: Es gibt sehr viele freilaufende Kinder in den Dörfern zwischen der Türkei und Kasachstan. Sehen sie dich kommen, beginnen sie meistens gleichzeitig zu schreien und zu rennen – Richtung Straße, um dir den Weg abzuschneiden. Im günstigsten Fall bleiben sie am Straßenrand stehen und winken Dir zu, manchmal strecken sie die Hand aus zum Abklatschen – Cave! Es könnte sein, dass sie sie blitzschnell versuchen festzuhalten – das kann dir entweder den halben Arm ausreißen oder dich zu Fall bringen, weil du den Lenker verreißt. Ist mir einmal passiert, seitdem klatsche ich nur noch selten und wenn, dann nur mit den Fingerspitzen ab. Bei Mädchen gibt es dieses Phänomen üblicherweise weniger häufig. Manchmal stehen ganze Reihen von Jungs am Straßenrand- oder auch …

Die Polizei-dein Freund und Helfer

Anders als man vielleicht denken könnte, haben wir von der tajikischen Polizei einen durchaus positiven Eindruck. Schon die Begrüßung an der Grenze hatte ja Seltenheitswert und ist uns in bester Erinnerung. Der Grenzbeamte hatte uns auf Deutsch mit den Worten „Willkommen in Tajikistan!“ und „Ich liebe Touristen!“ begrüßt, uns nach small talk und kurzem Blick auf die Fahrräder ohne jede Gepäck-Kontrolle durchgewunken und mit den Worten „Good luck on the Pamir-Highway!“ verabschiedet. Ein Erlebnis vor ein paar Tagen hat das aber noch getoppt: Wir kamen am späten Nachmittag an einen der Polizeiposten, die es in ganz Zentralasien gibt, wo routinemäßig der Reisepass registriert wird. Frederika fragte den Chef, ob wir denn auf der Wiese hinter der Polizeistation zelten dürften. Natürlich dürften wir das, es wäre dort sogar besonders schön. Dann hat er uns persönlich zu einem geradezu paradiesischen Platz geführt, 300 Meter hinter dem Gebäude, mit weichem grasbewachsenen Untergrund und einem kleinen glasklaren See. Da haben wir die Zelte aufgebaut, gebadet, ein wunderbares Tomaten-Risotto gekocht und schließlich beim Bier den Sternenhimmel bewundert und uns zu …

Der Pamir Teil 1

Den Pamir-Highway zu radeln war und ist ein Kernstück unserer Reise. Wir sind so früh im März aufgebrochen, damit wir nicht zu spät in Tajikistan ankommen.- Und jetzt sind wir hier! Es ist schon ganz schön verrückt. Durch diese lange Zeit, die wir unterwegs sind, fühlt es sich normal an, ein Stückchen weiter zu sein und etwas Neues zu erleben. Aber zwischendurch wird mir bewusst, dass wir tatsächlich in Zentralasien auf dem Pamir-Highway sind. Und das fühlt sich schon ganz schön irre an. In Dushanbe sind wir im Greenhouse-hostel untergekommen. Dieser Name kursierte schon seit dem Iran als „der“ Ort für Pamir-Radler. Und tatsächlich trafen wir dort mehrere Radler und Backpacker, die gerade von dort kamen. Besonders ein Neuseeländer konnte uns sehr wertvolle Informationen über die Strecke und die Versorgungsmöglichkeiten geben. Wir versorgten ihn dafür mit Adressen von guesthouses in Usbekistan und Iran. Und wir hatten zwei überraschende Begegnungen. Ein junger Deutscher, an sich schon eine Seltenheit hier, meinte, er würde Wolfsburg kennen, er habe dort mal in den Werksferien gearbeitet! Und dann stellte sich …

Grenze Uzbekistan-Tajikistan

Am letzten Abend in Uzbekistan haben wir –wenige Kilometer vor der Grenze- eine junge Bäuerin um eine Stelle für unser Zelt gefragt. Sie hatte da so eine Leichtbau-Datsche am Rande ihres Baumwollfeldes und drei Kühe. Unser Blick war durch einen dicken Wasserstrahl aus einem 15-cm-Rohr angezogen: der sah so schön nach Körperpflege aus. Wir wussten noch nicht, dass dies die einzige Trinkwasserversorgung für ein ganzes Dorf war. Ab 17°° bis nach Einbruch der Dunkelheit kamen die Menschen mit Flaschen, Kanistern, Milchkannen auf Schubkarren oder Fahrrädern. Der Abend war also sehr unterhaltsam. An der Grenze: Die usbekische Seite wollte es am nächsten Morgen dann wieder ganz genau wissen. Man war höflich korrekt und penibel. Alle Packtaschen auspacken, nicht aber die Werkzeugtaschen. Die Fotos auf den beiden Kameras wurden ausgiebig studiert, der PC musste hochgefahren werden. Sie suchen wohl einerseits Pornos und andererseits Hinweise auf islamistische Aktivitäten. Auch die Medikamente wurden wieder gecheckt, insbesondere auf Psychopharmaka und Opiate, mit ausdrücklicher Frage nach Codein (das wir als Hustendämpfer und Schmerzmittel kennen). Dies ist nun überraschend: Am Vortag hatten …

Hochzeit

Als wir gestern Abend friedlich im Hof unseres Hostels saßen, gewahrten wir von Ferne Partymusik. Der sind wir denn mal nachgegangen und kamen nach einem knappen Kilometer zu einem Hochzeitspalast: das sind Säle, die nur für Hochzeitsfeiern genutzt werden. Dieser hier war zur Straße hin offen, daher so gut zu hören. Als wir staunend über diese Pracht davor standen, wurden wir vom Zeremonienmeister gleich hereingebeten. Tanzen wollten wir jetzt irgendwie nicht, aber verköstigt wurden wir sofort. Haben natürlich auf das Brautpaar angestoßen. Einiges erinnerte an die türkisch/iranische Hochzeit in Anzali, z.B. das Hochwerfen von Geld, hier allerdings auch, ohne dass die Braut auf der Tanzfläche war. Soweit wir sehen konnten, gehörte das Geld auch nicht der Braut, sondern dem, der es auffing. Wir vermuten mal, dass die Eltern seehhr lange an den Kosten der Hochzeit knabbern werden.

Buchara – Samarkand

Am 30.07. saßen wir endlich wieder auf den Rädern. Es war und blieb heiß, aber die 40°C-Marke wurde nicht mehr geknackt und der Wind hielt sich einigermaßen in Grenzen. Wir erlebten nichts Spektakuläres auf dem Weg nach Samarkand. Es waren die üblichen Begegnungen am Straßenrand. Auffällig sind die vielen Radfahrer hier. Das Fahrrad, meistens uralt, klapprig, ohne Gangschaltung und Bremsen, wird als normales Fortbewegungs- und Transportmittel benutzt, gerne auch zu zweit. Fritz meint, Usbeken liebten die Räder nicht, sonst würden sie sie besser pflegen- z.B. mit Kettenöl versorgen. Allerdings können sie auch mit rostiger quietschender Kette ganz schön flott fahren – was sie uns gerne bewiesen. Für viele Jugendliche war es anscheinend eine große Genugtuung, uns zügig zu überholen und 1-2 km vor uns herzufahren, um dann in einen Seitenweg abzubiegen. Mädchen oder Frauen haben wir übrigens bisher noch nicht auf dem Rad gesehen, auf Eselskarren schon. Seit unserer Erfahrung im Iran sind wir (noch mehr) sensibilisiert für die Teilhabe von Frauen am öffentlichen Leben. Natürlich bewegen wir uns auch hier in einem muslimisch geprägten …

Guesthouses-moderne Oasen für Traveller

Vielleicht ist Euch aufgefallen, dass wir die letzten Wochen öfter davon berichtet haben, dass wir in homestays, hostels oder guesthouses abgestiegen sind. In Shiraz war das Erste Mal, dass wir auf ein „traditional guesthouse“ gestoßen waren. Es war toll, auf einmal nicht mehr allein zu sein, sondern sich mit Gleichgesinnten über das Woher, Wohin, Erfahrungen, Neuigkeiten etc. auszutauschen. Dort konnten wir das „Abhängen“, „Chillen“, „Relaxen“ noch nicht so ganz genießen. Uns trieb es in die Stadt zum Sightseeing, „Ausnutzen“ der Zeit etc. Inzwischen, mehrere Städte und guesthouses weiter, werden die Gespräche, die ruhige Atmosphäre, das Nichtstun immer wichtiger, und vor allem der Austausch von wichtigen Informationen über die Strecken; bei uns aktuell über den Pamir High Way (Ist er offen, gibt es neue Erdrutsche oder eingestürzte Brücken, wie sind die Straßenverhältnisse, wie ist die Sicherheitslage?) Damit sind es auch wichtige Informationsbörsen, wie früher vermutlich die Karavansereien auch. Und wie es in den 60iger und 70igern der Puddingshop war. Diese Hostels sind familiengeführt, eher einfach in der Ausstattung (den hiesigen Verhältnissen entsprechend), haben oft einen Dorm …

Zurück in Teheran

Morgens am Busterminal angekommen und mit dem Taxi zur Usbekischen Botschaft. Um 7.00 Uhr waren wir die 2. auf der Liste. Bis 9.00 Uhr trudelten noch einige Leute ein, u.a. eine holländische Familie mit drei halbwüchsigen Kindern, die auf dem Weg nach Malaysia waren. Sie haben zuhause alles aufgegeben, sind schon oft in Südostasien unterwegs gewesen und fühlen sich in Holland nicht mehr recht wohl. Am nächsten Tag haben wir sie nochmal vor der turkmenischen Botschaft getroffen.- Um 10.30 Uhr hatten wir unser Visum!! Nun schnell zur Visaverlängerungsstelle für das iranische Visum. Die Adresse hatten wir und als inzwischen routinierte ÖPNV- User fanden wir sie auch. Drinnen wurde uns mitgeteilt, dass wir woanders hin müssen. Ein Zettel mit Adresse natürlich in Farsi und die Beschreibung, dass es ein offizielles Gebäude sei. Große Enttäuschung und Verunsicherung unsererseits. Vor drei Wochen waren sie noch zuständig. Na ja, dann also los. Nein-kein Taxi. Irgendjemand erzählte was von Bus und wir versuchten es mit der nächsten Bushaltestelle. Nach zwei Anläufen waren wir drinnen und der Fahrer sagte uns Bescheid, …

Visabeschaffung zweiter Teil

Jetzt sind wir seit fast einer Woche in Teheran und haben es endlich heute geschafft, unser usbekisches Visum zu beantragen! Eigentlich wollten wir es gestern schon erledigen, aber unser Plan hat nicht funktioniert. Geplant war: Frühmorgens um halb sieben mit dem Taxi zur usbekischen Botschaft und sich dort auf eine Liste eintragen, dann zur deutschen Botschaft und die Bescheinigung organisieren, dann zurück zur usbekischen Botschaft. Geschafft haben wir: nach ca 1 ½ Std. die usbekische Botschaft gefunden (Taxifahrer war nicht wirklich kompetent, sprach so gut wie kein Englisch und hat uns zuerst in einen Park gefahren, weil er dachte wir wollten frühstücken!) Dort gab es aber keine Liste zum Eintragen und alles war zu. Öffnungszeit 9.00-11.00. Also wieder zurück Richtung deutsche Botschaft. Inzwischen Rush-hour und nur noch Stau, nach einer weiteren halben Stunde Fahrt ohne sichtbare Näherung an die deutsche Botschaft Kehrtwendung und zurück zur usbekischen, in der Hoffnung, es ginge auch ohne die Bestätigung. Angekommen stellt sich raus, es ist die falsche Adresse, die Visastelle ist woanders- übrigens die Adresse, die wir dem Taxifahrer …

Kandovan Pass und Anfahrt nach Teheran

Am 02.06. fuhren wir also los. Wir waren sehr überrascht über die touristische Infrastruktur entlang der Straße. Restaurants, Läden, etc. Ich habe noch nie so viele aufblasbare Badetiere, Schwimmreifen etc. gesehen. Quietschbunt, trubeliger Ausflugsverkehr, bei langsam enger werdender ansteigender Straße. Aber alles noch machbar. Es ist nicht ganz so heiß und wir waren guter Dinge, mit vielen Pausen und Gelassenheit auch diesen Pass zu bewältigen. Bis wir nach ca. 50km eine Trinkpause am Straßenrand machten. Ein Polizeiwagen kam, hielt an und machte uns eindeutig Zeichen, weiterzufahren. 100m weiter stand der nächste und hielt uns an. Wir könnten hier nicht weiter, müssten zurück, die Straße wäre für Fahrräder gesperrt. Es dauerte etwas, bis wir das verstanden, noch etwas länger, bis der Polizist verstand, dass das Zurückfahren und die von ihm benannte Ausweichstrecke für uns eine ganze Woche bedeutet hätte und noch ein wenig länger, bis ein Polizist mit besseren Englischkenntnissen kam. Es war eindeutig. Für uns war kein Weiterkommen, die Straße würde für drei Tage gesperrt und zur Einbahnstraße Richtung Kaspisches Meer. Allerdings würde uns erlaubt, …

Kaspisches Meer

Da wir immer wieder Schwierigkeiten mit dem Internet haben, d.h. unser kleines netbook mag die Passwörter hier nicht akzeptieren- ein auch mit viel Rumprobieren, Expertenunterstützung u.a. scheinbar nicht lösbares Problem- schreiben wir jetzt hier in Teheran Berichte von den letzten Tagen. Am 30.05. gönnten wir uns einen Erholungstag in der kleinen Ferienanlage in Anzali. Unser Zimmer war ca. 100 m vom Wasser entfernt, eine kleine überdachte Terrasse fürs Ausspannen ideal. Leider konnte nur Fritz mit Badehose ins Wasser. Der Frauenbadestrand war, wo wurde berichtet, zwei Kilometer weit weg. Ich hätte nur mit voller Montur, Hose, Hemd, Kopftuch, ins Wasser gedurft- das war nicht sehr attraktiv. Also war für mich nur Schauen angesagt. Übrigens sind auch nur wenige Männer ins Wasser. Viel ausgiebiger und mit großer Begeisterung wurde dagegen Jet-Ski gefahren! Bei einem kleinen Bazarbummel fand ich eine dünne sehr weite Hose, die ich nun zum Fahren trage, unten mit Haargummis zusammengezogen- sieht lustig aus, aber leider ist eine meiner zwei Treckinghosen von der Leine verschwunden. Es gibt also auch im Iran nicht nur freundliche Menschen. …

Iranische Hochzeit

Vor drei Tagen, als wir gerade über den Pass waren und uns eine warme Suppe wünschten, denn es hatte mal wieder geregnet, hatten wir eine folgenreiche Begegnung. Der Pass ist fantastisch und berühmt und so gibt es hier eine reichhaltige Straßenstandkultur. Überall wird Honig verkauft, Süßkram oder kleine Essenstände mit Sitzgelegenheiten laden zur Rast ein. So hielten wir an einem Stand und überlegten, ob es wohl etwas Warmes zu Essen oder nur Cai gäbe. Da kam eine junge Frau auf uns zu, sprach uns englisch an und dolmetschte mit dem Ladeninhaber. Sie war mit mehreren Frauen verschiedenen Alters unterwegs und sie saßen sehr vergnügt auf den hier üblichen Sitzpodesten. Ich sprach sie wegen eines Fotos an, und spontan hatten wir ein Foto mit drei gutgelaunten aufgekratzten Frauen. Beim Verabschieden erzählte sie, dass sie zur Hochzeitszeremonie ihres Cousins fahren würden und ob wir nicht Lust hätten, dabei zu sein. Eine grandiose Einladung! Der Ort, Anzali, lag auf unserem Weg und so sagten wir zu, zwei Tage später um 19.00 Uhr in einer bestimmten kleinen Hotelanlage aufzukreuzen. …

Gestern war ein wunderlicher Tag!

Wir sind gut losgekommen, dann zog sich aber doch ein ziemliches Gewitter zusammen. Da haben wir uns erst mal wieder zum Tee einladen lassen, diesmal von den Arbeitern eines Schotterwerks. Ohne wirklich nass zu werden, haben wir den getunnelten Pass des Elburs-Gebirges erreicht. Vor 40 Jahren war dies eine unbefestigte sehr löcherige Straße; nun eine schöne, etwas holperige Abfahrt mit vielen Roadside-Restaurants. In einem haben wir eine Suppe gegessen und sind dabei zu einer iranischen Hochzeit eingeladen worden, morgen abend und direkt auf unserem Wege liegend! Wir sind sehr gespannt! Von den Einladenden erfuhren wir auch, wie das mit dem Internet ist und haben uns das wunderbare Hotel Parla (vier Sterne!) nahe bei empfehlen lassen, was wir nun auch -etwas zögernd- angelaufen haben, wegen des Internets. Mit dem Inhaber Masood Mohajeri haben wir sehr lange gesprochen über die Situation im Iran, die Hoffnungen und Erwartungen der Menschen. In diesem Gespräch wurden die bisher gewonnenen Informationen im wesentlichen bestätigt und aus Sicht eines Unternehmers und reiferen Menschen ergänzt. Er hat uns dann (obwohl wir eigentlich im …

Ein paar weibliche Gedanken und Erfahrungen

Vor der Reise hatte ich mir lange Gedanken darüber gemacht, wie die Kleiderordnung im Iran für mich auf dem Fahrrad umzusetzen wäre, Kopftuch, weite lange Kleidung, die keine Körperkonturen erkennen lässt, Mantel etc. Dann beruhigten mich Iranerfahrene, dass lange Hemden, Treckinghosen und Kopftuch ausreichen würden. Dennoch war ich sehr unsicher und an der Grenze angespannt. Ich hatte in Istanbul einen langen Schal gekauft, den ich mir nun mit viel Mühe um den Kopf schlang und mit diversen Haarklammern versuchte, das Verrutschen zu verhindern- was leider nicht gelang. Der erste Abend in der Familie von Mohammed war für mich sehr entlastend. Seine Mutter, eine wunderbare Frau, gab mir im Haus als erstes zu verstehen, ich könne das Tuch abnehmen- sie hat ihr Kopftuch allerdings nicht abgelegt. Ihre 14jährige Tochter Sarah, sehr interessiert und modebewusst, war nach ein paar Stunden „uncovered“ und aus unserer westlichen Sicht völlig „normal“. Auf meine Kleiderfrage angesprochen, betonten alle, dass für Touristen sehr viel mehr möglich wäre, als für Moslems. Ich könne ein Buff-tuch unter dem Helm tragen, das eng anliegt, und …

Picknick

Da hatten wir ein interessantes Erlebnis: Wir fuhren so unseres Weges, da hörten wir vom Parkplatz nebenbei das wohlbekannte „Hallo!“ von drei jungen Männern , die beim Picknick waren und einer machte die „Çai-Geste“ (Hand mit dem Daumen voran zu Mund führen und den Kopf dabei etwas nach hinten neigen). Wir hielten nach kurzer Absprache an und wurden sogleich mit Tee, Brot Käse und Tomaten versorgt. Man radebrechte so vor sich hin. Dann wurden Fotos gemacht und plötzlich lief einer der Herren zum Auto und ratz-fatz hatte ich eine Kalaschnikow auf den Knien. Die Erklärung war: die drei sind von einer Art Bürgerwehr, die im Auftrag der Gendarmerie im Schichtbetrieb die beiden Mobilfunkmasten im Hintergrund beschützen sollen vor irgendwelchen Sabotageakten. Südlich der Straße, die wir seit Tagen benutzen und auf der schon etwas höhere Militärpräsenz als sonst in der Türkei zu beobachten ist, soll nämlich das Aktionsgebiet der PKK beginnen. Da herrscht zwar eigentlich Waffenruhe, aber man traut dem Frieden wohl nicht so ganz. Und ein wenig Wache schieben kann man sich ja auch ganz …

Hoşgeldinitz!

Das ist wohl dasjenige türkische Wort, das wir am besten gelernt haben: „Willkommen!“ Vorgestern saßen wir in einem Ort auf einer Bank und stärkten uns mit einer Apfelsine, einigen Haferkeksen und Datteln, die wir übrigens lieb gewonnen haben. Da näherten sich aus der gegenüberliegenden Autowerkstatt zwei Männer und luden uns in recht gutem Deutsch zum Çai ein. Aus einem Glas wurden drei, aus der kurzen wurde eine lange Pause, denn nach einer halben Stunde wurde hinter dem Haus das gegrillte Hähnchen-Kebab fertig. Zwischenzeitlich erfuhren wir, dass die fünf Mitarbeiter vom Auto-Import aus Deutschland leben. Vor der Werkstatt standen sechs Renault und ein Skoda. Ein zehn Jahre alter Wagen, in Deutschland für 500 € ließe sich hier nach Transfer, Zoll und etwas „Aufhübschen“ für 5000 € verkaufen. VW‘s wären übrigens uninteressant, wie einfach viel zu teuer. Kaum wieder losgefahren, hielt ein Auto neben uns, vier Herren im Anzug und ein vielleicht 12-jähriges Mädchen stiegen aus und baten ein Foto mit uns und sich machen zu dürfen. Irgendwie war das eine merkwürdige Gesellschaft! Wer weiß, wofür sie …

Begegnungsgeschichten

Wir wollen hier mal ein Loblied auf die türkische Zugewandtheit und Offenheit singen. Ein paar  kleine Geschichten: Wir sind Mittags in einer Stadt vor der Moschee, wo gerade zum Mittagsgebet gerufen wird. Wir wollen Pause machen und suchen ein Cafe. Während wir noch vor einem  Cafe stehen und überlegen, ob es wohl dort eine Toilette gibt, spricht uns ein älterer Mann an, ob er uns helfen könne. Er kann Deutsch und bestellt für uns ganz hilfsbereit das Essen und lädt uns anschließend zum Chai ein. Wie viele ältere Türken war er früher lange Zeit in Deutschland und ist dann zurückgekehrt, um sich hier etwas aufzubauen. Spätnachmittags sitzen wir am Straßenrand vor einem Baugeschäft  und machen ein Päuschen . Da kommt der Besitzer mit einer Schale Eis  und lädt uns ein, uns zu ihm zu setzen. Er entschuldigt sich, kein Deutsch oder Englisch zu können und zückt sein Handy, um einen Freund anzurufen, der Englisch spricht. Während wir das Eis essen entstehen immer wieder komische Situationen, in denen er uns das Handy reicht und am anderen Ende ein …

Gastfreundschaft

Kandira. Wir kauften im Supermarkt das Nötigste ein und wurden dort von zwei ca. 10jährigen Mädchen mit dem üblichen “Where are you from” und “What´s your Name?” “Hallo” etc. angesprochen. Wir antworteten kurz. Im nahegelegenen kleinen Park mit Cafe machten wir erstmal eine Kalorienpause. Und dann fuhr ein Auto vor. Eine Frau mit vier Kindern, darunter die zwei Mädchen aus dem Supermarkt, und einer Jugendlichen stiegen aus und kamen auf uns zu. Das Mädchen sprach uns auf Englisch an, woher, wohin etc. Nach ein paar Minuten lud uns die Mutter zu einem Chai ein, sie setzten sich zu uns und es entwickelte sich eine angeregte Unterhaltung, immer mit dem jungen Mädchen als Dolmetscherin. Schließlich luden sie uns zu sich nach Hause ein. Wir überlegten, denn eigentlich war unser “Tagespensum” noch nicht erfüllt, doch dann entschieden wir uns, die Gelegenheit wahrzunehmen. Wir fuhren zu ihnen nach Hause und erlebten einen wunderbaren Nachmittag und Abend in einer türkischen muslimischen Familie. Als wir feststellten, dass Ayse, die Mutter, ebenfalls WhatsApp nutzt, waren wir völlig begeistert und seitdem schicken …

Der Puddingshop

Istanbul, was haste dich verändert! Ich war vor 35 und 40 Jahren drei Mal hier. Damals endete die dichte Bebauung eigentlich an der Stadtmauer, die die europäische Halbinsel etwa sieben km vom Zentrum entfernt umgibt. Jetzt sind wir 40 km durch dicht bebautes Gebiet auf einer beidseits 6-spurigen Schnellstraße gefahren. An der Hagia Sofia und der Sultan-Achmed-Moschee stehen die Reisebusse dicht an dicht. Die Schlangen vor den touristischen Highlights sind schier endlos. Aber: den „Pudding-Shop“ gibt es noch! Das Restaurant Pudding-Shop war zur Zeit des Hippie-Trails die Anlaufstelle und Kontaktbörse für alle Asienreisenden, die in ihren VW-Bullis oder trampend unterwegs waren. Sozusagen eine Institution. Heute reist man anders, es gibt keine Hippies mehr und seit den Veränderungen im Iran, Afghanistan und Pakistan auch keinen Trail mehr. Der Pudding-Shop lebt auch von seiner vergangenen Größe, weil Menschen wie ich nostalgisch mit großen Augen an damals, die gute alte Zeit denken, vor allem aber vom Tourismus aufgrund seiner perfekten Lage direkt gegenüber den großen Moscheen. Hier ein kleiner Eindruck: