Autor: Karin

Radwege

Eine Idee unserer Reise war es ursprünglich, in Deutschland mal Radfernwegen zu folgen. Wir schaffen das nur bedingt, hatte ich schon mal erwähnt. Allerdings üben wir uns und sind inzwischen schon stückchenweise auf etlichen geradelt: Leineradweg, R1, R2, Fuldaradweg, Sinntal -Radweg (super), Donauradweg, Donau-Bodenseeradweg und ungezählten direkten Ortsverbindungen. Unser Eindruck: Seit Thüringen sind die Ausschilderungen meistens gut bis sehr gut, die Radwege zwischen 4m breit und Schotterpfad (selten). Sehr gerne genommen werden auch ehemalige Bahntrassen mit meist guter Oberfläche und geringer Neigung. Grundsätzlich finden wir es immer nerviger auf Land- und vor allem Bundesstraßen im Mischverkehr zu fahren. Wieso dürfen Bundesstraßen erneuert werden ohne zwingend einen begleitenden Radweg zu bauen??? Manchmal sind sie extrem eng und dann noch mit Leitplanken versehen, sodass man nicht mal ausweichen kann. Die Ausschilderung für bestehende begleitende Radwege ist selten sehr gut vorausschauend,  manchmal gut und leider auch oft schlecht bis nicht vorhanden, sodass wir plötzlich rechts oder links der Leitplanken oder jenseits des Grabens einen Radweg sehen ohne Chance, auf ihn zu kommen. Da gibt’s noch reichlich Luft nach …

Bundesgartenschau Erfurt

Wenn wir schon mal da sind, … besuchen wir natürlich die BuGa. Erfurt als Stadt profitiert natürlich von den Infrastrukturmaßnahmen rund um die BuGa. Nach Aussage von unseren Gastgeber*nnen vor allem die bisherigen Plattenbauviertel, die nun mit einem wunderbaren Radweg angebunden sind; aber auch schöne Anlagen, Freizeit- und Grillplätze sind entstanden. Die BuGa ist ein Farbenrausch, Staudenliebhaberparadies – irgendwann Reizüberflutung. Zwei Inspirationen und eine Empfehlung nehme ich mit bzw. gebe ich weiter: Der Flaschenparavent und das Korksteckkunstspiel (s. Fotos). Empfehlen kann ich das Gartenbaumuseum! Interaktiv und hochinteressant. Stichwort: „Küchendörfer“. Kurz vor Erfurt kamen wir durch Horsmar, wo meine Mutter als Kind von 1944- 1946 als erste Station nach der Flucht in der alten Mühle gelebt hat. Ein Stück Familiengeschichte. Wir bekamen durch unsere Freunde eine exklusive Rennradeskorte stadtauswärts- bei starkem Westwind durften wir Windschatten fahren!

Südwärts

In vielen Ländern checkt man die Schuhe morgens ja auf Skorpione, Vogelspinnen oder Centopoden … Nach kurzem Aufenthalt in Wolfsburg- Wäsche waschen, Post sichten, Familie besuchen- ging es weiter. Grobe Planung: Hildesheim, Göttingen, Erfurt, Fulda, Würzburg, Lauchheim, Blaubeuren, Wangen; dann Feldkirch, Zürich, Bern, Lörrach. Überall Freundschafts- oder Familienbesuche. Mal sehen, wie weit wir kommen. Erster Stopp in Hildesheim mit Westwind und kurzen Regenschauern. Unterwegs trafen wir eine Gifhorner ADFC-Gruppe, die auf dem Weg zum Braunschweiger Ringgleis war. Mit Pedelec ist so eine Tour von ca. 90km kein Problem; fast alle waren so unterwegs. Hildesheim hat uns gut gefallen; nette Stadt mit Atmosphäre. Auf dem Weg nach Göttingen ging es ein wenig auf und ab, wir suchten uns den Weg zwischen Straße und Fernradweg immer wieder neu. Einfach mal einem Fernradweg folgen, wie z.B. dem Leineradweg, fällt uns (noch) schwer, da er dann doch nicht genau da lang geht, wohin wir wollen, oder garmin etwas ganz anderes vorschlägt. So verbringen wir immer wieder etliche Zeit mit der Abwägung des optimalen Routenverlaufs; nur um sie dann unterwegs …

Ob Großstadt oder einsame Heide, wir radeln

In Berlin erwartete uns schon die Villa Strauß mit einem vorbereiteten Zimmer! In Pankow wohnt eine Freundin in einem wunderschönen Haus mit ebensolchem Garten. Da ihr Herz mindestens so groß und offen ist wie ihr Haus, gibt es Platz für junge Menschen aus aller Welt, die hier eine bezahlbare Bleibe finden. Die Atmosphäre erinnert uns etwas an ein familiäres Hostel. Wir genießen die gemeinsame Zeit mit interessanten Gesprächen und treffen uns außerdem in Berlin mit einer weiteren Halbschwester von Fritz. Eine kostbare Begegnung, die alle berührt. Quer durch Berlin zu radeln hat schon was. Es macht uns vor allem deutlich, wie ungerecht die Verkehrsfläche aufgeteilt ist. Da quetschen sich Radfahrende auf schmalen Radwegen, oft in direkter Nachbarschaft mit Passant*innen, während die Autos zwei breite Spuren zur Verfügung haben, die teilweise nur locker befahren werden. Sicher sind das nur Momentaufnahmen. Wir fahren auch superzügig parallel zur Avus im Wald. Bis auf den Motorenlärm macht es richtig Spaß. Ziel: Potsdam. Diesmal ist wieder meine Familie dran, sogar mit einem kleinen Familientreffen mit Onkel, Tante, meinen Eltern sowie …

Nord-Ost-Runde

Von Rostock nach Stralsund haben wir die Möglichkeiten des ÖPNV getestet. Unser Date in Stralsund war anders nicht zu schaffen- auch gut. Die Altstadt von Stralsund war bestens auf uns vorbereitet. Strahlender Sonnenschein, vormittags waren die Touris noch beim Frühstücken und wir hatten ausreichend Gelegenheit, das Rathaus und andere gotische Barockhäuser zu bestaunen. Was mir so durch den Kopf ging: Diese Machtdemonstration, wie viel Arbeit wurde durch diese Riesenbaustellen geschaffen, wie viele Menschenleben sie wohl gekostet haben, wieviel Fronarbeit war dabei; gibt es auch Kulturen, die ohne diese manifestierten Machtansprüche auskommen? Mittags ging´s weiter auf dem Radweg „Mecklenburger Seen-Rügen“. Eine wunderbare alte Bahntrasse, schnurgerade unter Bäumen, meistens supergut zu fahren, manchmal grauenhafte Wurzelaufbrüche, die ohne Vollbremsung Gefahr für Leib und Rad darstellen. Wann werden wir endlich von andern Kulturen den Fahrradwegeunterbau lernen??? Unterwegs nach Berlin ändert sich die Landschaft, aber immer bleibt sie mehr oder weniger endmoränig, landwirtschaftlich geprägt, alleenreich, erholsam. Auch Planwagenfahrten werden anscheinend gut angenommen. (Fritz:) Im der Mitte Mecklenburgs liegt die Kleinstadt Gnoien. Da habe ich als 7-jähriger kurz vor dem Mauerbau …

Moin, Moin

Nun sind wir schon fast eine Woche unterwegs. Gleich zu Beginn in Gifhorn eine liebe Freundin besucht und im Allerparadies bei Langlingen im Zimmer übernachtet. Eigentlich war ja Zelt geplant gewesen, aber der einsetzende Regen hat uns umdisponieren lassen und wir waren froh über die Entscheidung. Wir wollen`s ja nicht gleich übertreiben… Die Regensachen haben wir in den folgenden Tagen immer mal wieder auf Tauglichkeit testen dürfen. Wer weiß, wie viele Wegeschnecken wir bei der Nässe überfahren haben! Die Sonnenmilch kam allerdings auch einmal zum Einsatz. Wie klappt’s mit dem Radeln? Nun ja, mein Fahrrad hat einen breiteren und etwas höheren Lenker. Da sitze ich etwas gerader- das ist schon ok. Mit dem ganz automatischen und gelassenen Pedalieren hapert es noch ein wenig, denn ich muss mich ständig erinnern: linkes Knie immer schön nach außen drücken, auf keinen Fall in X-Beinstellung rutschen, Rücken gerade, Schultern nach hinten unten und Kinn schön Richtung Brustkorb – außerdem Schlaglöcher vermeiden. Aber es geht. Mein Hintern meldet sich zwischendurch auch noch zu Wort, vorrangig gegen Abend, aber das kenne …

Fahrradklimatest 2020

Es ist wieder soweit! Wie fahrradfreundlich ist Eure Stadt? Gebt Eurer Stadtverwaltung die Chance, über die Stärken und Schwächen der Fahrradinfrastruktur, Freud und Leid des Fahrradfahrens ein Feedback zu bekommen. Ganz einfach den onlinefragebogen ausfüllen. www.fahrradklima-test.adfc.de  Wir radeln zur Zeit zuhause durch die Gegend und hoffen auf den Impfstoff. Bleibt gesund! Karin und Fritz

Faulenzen in Buenos Aires

Tja, nun haben wir noch 10 Tage Kurzurlaub in Buenos Aires eingelegt und Dank der First Class Unterbringung und Verpflegung haben sich die eingeschmolzenen Fettpölsterchen schon wieder kräftig vollgesaugt. Karina und Peter aus Wolfsburg hatten uns kurz vor unserer Abfahrt auf dem Allerseefest angesprochen und eingeladen, sie in Buenos Aires, wo sie ab September leben würden, zu besuchen. Das hatten sie ernst gemeint. Und wir haben die Einladung gerne angenommen. So verbringen wir die letzten Reisetage mit Sightseeing, Gesprächen, gutem Essen, Trinken und Faulenzen. Dreimal waren wir im Zentrum von Buenos Aires, hier ein paar Eindrücke: Buenos Aires ist zwar keine Fahrradstadt, aber einiges könnte sich Wolfsburg doch abgucken: z.B. protected bike lanes, Grünmarkierung der Radwege- übrigens in vielen Ländern normal! Leider gibt es auch hier weiße Fahrräder als Mahnmal für tödliche Fahrradunfälle Argentinien ist fussballbegeistert. Zwei Traditionsvereine in Buenos Aires muss man kennen: Boca Juniors und River Plates. Laut Wikipedia sind über 70% der argentinischen Bevölkerung Anhänger eines der beiden Vereine. Spielen beide gegeneinander (Superclasico), herrscht wohl Ausnahmezustand. Beide Vereine stehen für verschiedene Schichten, …

Ushuaia

Ushuaia die südlichste Stadt der Welt, liegt zwar nicht an der Magellanstraße (nördlich und westlich von Feuerland) sondern am Beagle-Kanal (südlich von Feuerland). Insofern sind die schneebedeckten Berge, die wir hier sehen, nicht dieselben, die Fritz’ Vater damals von See aus sah. Aber sie sind doch ziemlich ähnlich, mal abgesehen davon, dass die Schneebedeckung vielleicht etwas abgenommen hat. Was ja eigentlich nicht verwundert, außer wenn man Trump heißt. Ushuaia selbst ist noch gar nicht so alt. Erst Ende des 19. Jahrhunderts kamen die ersten Siedler und vor allem das argentinische Militär, um hier einen Stützpunkt zu errichten. Davor gab es allerdings schon Europäer hier, wie so oft, als eine der Ersten, Missionare, die den „armen nackten Wilden“ Gottes Himmelreich und Kleidung bringen wollten. Leider brachten sie und die folgenden Abenteurer und Siedler ihnen den Tod. Die Tragödie der Feuerländer wird hier durchaus thematisiert und ist bedrückend. Vier verschiedene Völker, die seit Jahrtausenden hier lebten, wurden innerhalb kürzester Zeit, eigentlich wenigen Jahrzehnten, dramatisch dezimiert und sind inzwischen als Ethnien völlig ausgestorben. Als Hauptursachen gelten die von …

Tierra del Fuego – Feuerland

Bevor es mit der Fähre nach Feuerland ging, stromerten wir noch ein bisschen durch Punta Arenas. Wir fanden die Stadt interessant und wir hatten ja Zeit. Also besuchten wir eine regionale Erzeuger-Ausstellung, die in einer Schule stattfand. Praktische Nebennutzung, denn die Schulen sind ja von Mitte Dezember bis Ende Februar wegen Ferien geschlossen. Wie überall gab es jede Menge Leckereien und Kunsthandwerk. Den fahrradgetriebenen Mixer (s. Foto) gab es mehrmals; eigentlich eine gute Idee für Straßenstände. Interessant war auch ein Plakat an einer Klassenzimmertür (s. Foto), worauf die jeweiligen Aufgaben und Rollen von Lehrer und Schülern beschrieben wurden. Unser Host versorgte seine Gäste jeden Morgen mit einem wunderbaren Frühstück. Er erzählte uns auch, dass bereits seine Eltern unter Pinochet auf die Straße gingen und er als Jugendlicher Erfahrungen mit der Polizei machte. Nun würde er mit seiner Frau und seinem 8jährigem Sohn ebenfalls regelmäßig demonstrierten. Allerdings würden sie dann abends nach gehen und er bliebe, denn dann würde es ernst. Er habe auch schon Jungen, die nicht wussten, wie man Reifen für eine Straßenblockade anzündet, …

Ab in die Pampa

Nach drei Tagen in Puerto Natales … … ging es endlich wieder aufs Rad. Wir hatten für die Strecke von 250 km bis Punta Arenas 3 Tage eingeplant, rauschten sie aber in zweien durch. Das Wetter war besser als angekündigt, also weniger (nicht kein) Regen und der Wind zwar stark, aber meistens noch hilfreich. Die Landschaft ist so wie gedacht, flach, weit, auf den ersten Blick leer. Der Wind schob uns zeitweise ohne zu pedalieren mit 40 km/h vor sich her, aber sobald er von der Seite kam, ging es in die Schräglage mit 10 km/h. Die Böen waren so heftig, dass sie uns plötzlich drei, vier Meter versetzten und wir die ganze Fahrbahn brauchten. Gottseidank war der Verkehr eher gering und die Menschen hinter dem Steuer meist um unsere Nöte wissend. Während in anderen Gegenden die Rinder bei unserem Auftauchen neugierig reagierten und wir sie schon zur Fangemeinde erklärten, verursachten wir hier meistens große Unruhe bis panische Reaktionen. Einmal konnten wir eine Schafzählung erleben. Es ist schon witzig, dass wir im Bundestag eine Abstimmungsmethode …

Patagonia Verde …

… ist die chilenische Seite Patagoniens, weil sie grün ist. Im Gegensatz zur hoch liegenden, ebenen und deswegen noch windigeren Pampa auf der argentinischen Seite ist die Straße hier zwischen null und 400 Meter hoch, hügelig, bewaldet und daher etwas windgeschützter. Cochrane ist ein Oberzentrum, immerhin die größte Stadt im Umkreis von 100 km. Und vollkommen verschlafen. Allerdings trifft man hier die Traveler, zum Beispiel das deusche Paar, das sich in Santiago für ~7000 € diesen T2-Campingbulli gekauft hat. Wir haben für die letzte Etappe bis Caleta Tortel, wo unsere Fähre abfährt, drei Tage Zeit eingeplant, um genug Puffer zu haben. Trotz Wind, Kälte, Niesel, Schotter vom Feinsten, schafften wir es in zwei Tagen. Das Höhenprofil war nicht so scharf und eine Planiermaschine schuf uns zumindest für einige km eine schmale glattgeschliffene Spur. Donde Orfelina ist ein ganz bezaubernder keiner Hof und Campingplatz, der von einer jungen Familie geführt wird. Mit hauseigenem Wasserfall, weiten Wiesen und Weiden, herrlichem Blick auf verschneite Berge und Seen. Und sie wissen, was Radler brauchen: Windschutz, einen Raum zum Abwettern …

Carretera Austral intensiv

Die nächsten Tage gehören mit zu den Highlights der bisherigen Tour. Nach dem Regentag war der Himmel strahlend blau, die Luft kalt und der Wind nur zu Beginn noch unser Freund. Zwei Buckel warteten auf uns und es waren die letzten 60 asphaltierten Kilometer der Carretera austral. Wir genossen die weiß bestäubten Wälder, türkisfarbenen Seen und gletscherigen Berge – auch die Anstiege. Bewundernswert, wie die das französische Paar mit den Kleinkindern in Anhängern hochpedalierte! Immerhin waren es bis zu 16% Steigung! Kurz vor Cerro Castillo verabschiedeten wir uns vorerst von Ricarda – und verabredeten uns für den 20. Januar in Puerto Natale. Wäre super, wenn es klappen würde! Abends wurden wir auf dem Zeltplatz überraschend von einem Paar aus Alaska zum gebratenen Lamm und Wein eingeladen! Sie hatten kurzerhand ein kleines Lamm von den Campingplatzbesitzern schlachten und grillen lassen. Ein schöner und interessanter Abend. Dann kam der Abschied vom Asphalt und der Beginn reichhaltiger Abstufungen von verdichtetem Erdreich mit Grobkies über lockerem Feinschotter bis zu lockerem Grobkies – auf Waschbrett im Wechsel mit Schlaglöchern und …

Kurzer Schlechtwetterbeitrag

Es wird langsam ungemütlich. Seit Ensanada haben wir immer wieder teils üblen groben losen, teils feinen festen Schotter. Das ganze ist gepaart mit einem steten Auf und Ab, sodass am Abend immer zwischen 700 und 900, auch mal über 1100 Hm zusammenkommen. Das Wetter beschert uns in den letzten Tagen häufiger Regenschauer, auch gerne mal länger. Der Wind kommt meist aus West, mal auch freundlicher von Nord West, aber oft auch in heftigen Böen. Eigentlich wollten wir gestern bis nach von Coyhaique nach Cerro Castillo, ca. 90 km mit 1100 Hm. Der Regen und die Temperaturen waren so heftig, dass wir nach 36 km bei der einzigen Übernachtungsmöglichkeit auf der Strecke beschlossen zu bleiben- sogar in einem Zimmer! Es ist ganz allerliebst hier. Ein kleiner Hof mit vielen Enten, Hühnern, Gänsen, einer Rasenfläche für Zelte, einem überdachten Bereich und einem Rundling mit Panoramascheiben und offenem Kamin. Wir wählten, wie gesagt, die Zimmervariante mit Frühstück. Ein Zimmer war noch nicht ganz fertig gebaut und Fritz half spontan mit die letzten OSB-Platten an die Decke zu bringen. …

Radlertraumstraße Carretera Austral

Ehrlich gesagt, wusste ich bis zur konkreten Planung der Tour noch nicht, dass es sie gibt. Und dass wir sie zumindest teilweise fahren würden, war lange nicht klar. Nun sind wir drauf! Die Straße gibt es noch gar nicht so lange und hat einen eher düstere Geschichte, denn zuerst hieß sie Carretera Austral General Augusto Pinochet. Jeder Diktator will sich wohl ein Denkmal setzen. Für dieses Riesenprojekt gab es sicher auch militärische Gründe (Grenze zu Argentinien). Sie beginnt in Puerto Montt und endet in O´Higgins und ist die einzige Verbindung in Nord-Süd-Richtung. Ohne Fähren geht es allerdings nicht, da nicht überall eine Straße möglich ist. Ca. 1200 km lang ist sie auch jetzt erst größtenteils asphaltiert, der Rest Piste oder Schotter. Die Natur ist hier grandios – und auch gewaltig! Wir haben auf der bisherigen Strecke schon einige Eindrücke davon bekommen.   Fast wie im Pamir begegnen uns hier täglich andere Radler und Radlerinnen. Begeistert von der rauhen Landschaft und den Lebensbedingungen sind sie alle. Und wie immer sehr unterschiedlich motiviert. Für spektakuläre Aussichten sind …

Szenenwechsel

Nach der einsamen Wüste und der quirligen aufrührerischen Riesenstadt Santiago sind wir nun quasi in der Heimat unterwegs: Die Landschaft, die Vegetation und das gemäßigte Klima erinnert doch sehr an Deutschland (mal abgesehen von einigen schneebedeckten Vulkanen im Hintergrund), weswegen sich hier auch in mehreren Auswanderungswellen viele Deutsche niedergelassen haben. Im Großraum Santiago gab es noch einzelne sehr ärmliche, Slum-artige, Dörfer, dann Weinberge, viele Flüsse, Rinder-Weiden, Pferde (auch mal ein Rodeo), Weizen- und Haferfelder. Diese Gegend ist reich und üppig. Die Menschen sind freundlich; wir erfahren viel Zuwendung durch grüßende Autofahrer und winkende Passanten. Rodrigo zum Beispiel hat uns im Supermarkt geradezu nötigend zum Mittagessen eingeladen. Ein Eis-Lieferant hat seinen Lieferwagen extra angehalten, um uns zwei Magnum zu schenken. Wir sind in den letzten 9 Tagen 913 km geradelt! Meistens bei mehr oder weniger starkem Gegenwind. Da wir fast ausschließlich Panamericana (Autobahn) gefahren sind, war die Oberfläche meistens gut. Der Seitenstreifen ist breit und obwohl als Autobahn ausgeschildert, ist das Radfahren auf 90% der Strecke erlaubt. Auch die restlichen 10% interessieren niemanden. Es gibt angenehmere …

Wüste satt

Wir sind in Chanaral, einer unspektakulären Küstenstadt, angekommen; nach vier weiteren Tagen fleißigen Radelns durch die Wüste bei Gegenwind. Der baut sich über Tag auf und hat nachmittags so viel Power, dass man kaum noch vorwärts kommt. Deswegen starten wir morgens in der Dämmerung bei Temperaturen wenig über null Grad. Bei dem nachmittäglichen Wind kann man allerdings auch kaum das Zelt aufbauen; so fährt mann also weiter bis zur Abenddämmerung. Wir haben einen echten Einsiedler getroffen. Er lebt seit 15 Jahren in der Wüste, wo er ein Sanctuarium mit überraschenden organischen Formen baut. Für sich hat er ein paar Decken und eine Unmenge leerer Wasserflaschen. Versorgt wird er von vorbeikommenden Truckern mit Wasser und Nahrung, letzteres, wie man sieht, durchaus in ausreichender Menge. Inzwischen haben wir, trotz der Faszination, diese trockene leere Landschaft etwas satt. Mal mehr Fels, dann wieder Sand oder Steinbrocken wie ausgekippte riesige Bauklötzchenkisten; Sandpisten, die in der Ferne verschwinden und zu irgendwelchen Minen führen (so 50-90 km entfernt). Und sonst nichts! Auf dieser Etappe war Wasser ein Thema für uns. Wir …

Chile

Nun sind wir schon seit 10 Tagen in Chile! Sorry, dass wir uns erst jetzt melden, aber wir hatten in Arica noch keine Lust und später keine Puste bzw. kein Internet mehr, um zu schreiben. Nun also kurzgefasst: Die Busfahrt von Puno runter nach Tacna verlief unproblematisch. Wir wurden noch in unserer Entscheidung, den Bus zu nehmen, bestärkt, als wir bei beginnendem Gewitter den Busbahnhof erreichten! Etwas nervig war das Einladen der Räder; da fehlt uns noch die Gelassenheit, dass alles schon klappen wird, wenn sich Dutzende Menschen mit riesigen Säcken und Koffern um uns drängeln und der Stauraum langsam voller wird. Letzten Endes wurden die Räder zum Schluss noch irgendwie reingehebelt und kamen am nächsten Morgen sogar ohne gröbere Blessuren wieder raus. Und schwupps waren wir in der Wüste! Kaum zu glauben, ging es 60 km abwärts Richtung Küste. Die Grenze war ziemlich unkompliziert, nachdem wir unser Formular zur Ausreise/Einreise mit einem Fahrzeug ergattern konnten. Ja, auch ein Fahrrad ist ein Fahrzeug! Gottseidank gab es eine hilfreiche und freundliche Grenzerin, die mir einfach ein …

Titicacasee

Jetzt sind wir am Titicacasee! Die Stadt Puno liegt auf über 3.800m Höhe (Schnauf) und bezeichnet sich als Kulturhauptstadt. Auf jeden Fall sind jede Menge Touris da, denn von hier aus gehen die ganzen Ausflüge zu den diversen Highlights des Sees. Nur kurz zur Info: Der Titicacasee ist der höchstgelegene beschiffbare See der Welt. Und er ist riesig. Unser Hostel liegt nicht in der Tourimeile, sondern dichter am Hafen, umgeben von Straßenmärkten, Kleinstrestaurants (meist Pollerien, sehr zum Leidwesen von Fritz) und kleinen Läden sowie aufgerissenen Straßen. Letztere verwandeln sich nach dem nun häufigeren Regen in wunderbare rote Schlammwüsten, durch die sich der leicht chaotische Verkehr schiebt. Fritz ist wie immer völlig bezuckert von den vielen VW’s hier. Am Hafen, eigentlich nur zwei Piers, liegt eine Armada von kleinen Ausflugsbooten. Zurzeit ist Nebensaison. Zur Hauptsaison will ich hier nicht sein. Sehr beliebt sind auch die phantasievollen Tretboote.Wir wurden beide (nacheinander) von zwei jungen Englischstudenten interviewt, deren Fragen ich z.T. recht schwierig fand, z.B. Lieblingsband. Es gibt eine wunderschöne Promenade, die als Damm übers Wasser geht, mit …

Machu Pichu

Ja, wir sind hingefahren- mit der Halbluxusvariante. Wir hatten keine Lust, 7 Std mit einem Kleinbus zu fahren, um dann noch 10 km nach Aquas Calientes zu laufen. Also morgens mit dem Zug 4 Std. von Cusco nach Aquas Calientes gerattert. Es war einfach entspannt, bequem und die Landschaft mit Panoramafenstern gut zu bewundern. Wir schlängelten uns durch tiefe und enge Täler, bestaunten schroffe Felswände und eine immer grünere Vegetation, je näher wir dem Machu Pichu Pueblo kamen. Scharf war das Hotel, dass 400 m hoch an der Felswand hing und nur durch Selbstklettern zu erreichen ist! Die Nacht kostet wohl mehrere 100 USD. Nix für uns. Übrigens passiert es uns immer wieder, dass südamerikanische Touristen oder auch Einheimische ein Foto mit uns machen wollen. Und Fritz wird schon wieder häufiger als „Santa Claus“ angesprochen. Der Ort Aquas Calientes ist natürlich ein Touriort. Dennoch ganz erträglich und wir genossen einen Abend ein Touristenmenu mit Happy hour 4×1 und gingen am nächsten Mittag nach der Machu Pichu Tour in die Markthalle zum local-menu essen. Der Besucherstrom …