Glaubt bloß nicht, nur bei Euch rennt die Zeit! Nun ist es schon der 04.01.19, wir sitzen auf der kleinen Karibikinsel Cay Caulker (Belize) und Ihr seht uns immer noch in Tulum beim Weihnachtsrummel. Also will ich Euch mal wieder im Schnelldurchgang mitnehmen.
Die letzten Tage in Mexico haben uns nochmal eine neue Seite gezeigt. Zwischen den Orten ist zwar nichts, dennoch führen links und rechts der Straße unbefestigte Wege zu wunderschönen versteckten Lagunen, kleinen Ortschaften oder Plätzen. Wir fanden ein ganz traumhaftes kleines Eco-Camp-Resort „Siijil Noh Ha“, von Mayas betrieben, an einer Lagune mit Cenote, wo wir fast alleine waren.
In Buena Vista, einem kleinen Dorf am Rand der großen Lagune, zelteten wir auf dem Gelände des öffentlichen Bads und trafen auf drei radelnde Österreicher, die ebenfalls auf dem Weg nach Süden sind. Diese Lagune ist einfach fantastisch. Türkisfarbenes klares Wasser, weißer Sandgrund, Mangrovenufer (in denen Krokodile, Schlangen und Manatis leben – keine gesehen).
Bacalar, ein laut vieler Traveller und Reiseführer ein „Must“ hat uns erstmal etwas abgenervt, da die angekündigten Campingmöglichkeiten entweder nicht vorhanden, überfüllt und/oder extrem teuer waren. Letztlich wurde wieder alles gut, da wir ein Hostel mit Campingmöglichkeit gefunden haben. Und dort wieder weitere Traveller bzw. einfach interessante Menschen getroffen haben. Übrigens auch wieder unsre Österreicher. Ein interessantes Gespräch hatten wir mit einem Deutschen, der seit den 90igern in Mexiko lebt, nach seiner Berentung viel mit dem Rad unterwegs war, lange Jahre für Deutsche Radtouren durch Yucatan angeboten hat und nun für Mexikaner Radtouren in Deutschland organisiert. Ohne Werbung, da die Nachfrage sonst nicht mehr handelbar wäre.
Am vorletzten Tag in Mexiko war lockeres Baderadeln angesagt. Von der berühmten Cenote Azul, die eher schwarz als blau ist, ein Loch mit ca. 90 m Tiefe und 200 m Durchmesser, mit Restaurant, Eintritt und Bademöglichkeit, über die Laguna Bonanza, eine winzige Bucht mit kleiner Bewirtschaftung, Minieintritt und mit Hinweisschildern von Greenpeace, sich doch bitte naturverträglich zu verhalten, zum öffentlichen familienbetriebenen Bad mit grandiosem Sprungturm, munter sprudelnder Quelle und regem Badebetrieb. Und wieder konnten wir zelten. Der letzte Abend in Mexiko. Und der vorletzte des Jahres. Abendliches Resümieren unter Sternenhimmel mit Blick auf den glatten See.
Was hat uns in Mexiko beeindruckt? Was könnten wir lernen?
Die Colecitivos, Sammeltaxis, die einfach überall fahren, zu sehr erschwinglichen Preisen.
Wir haben viele lokale kleine Lösungen gesehen, statt einheitlich große.
Überall fahren Lastenräder. Es gibt ein Grundmodell für ca. 150 €. Jeder fährt eins. Oft auch als Familienfahrzeug.
Diese rostigen Baustahlmoniereisen, die an den Ecken der Flachdächer in die Höhe ragen, ist doch eigentlich ein Symbol von Optionen, die man sich lässt. Erstmal anfangen, machen, was geht und sich nichts verbauen.
Weniger starre Regeln. Wie so häufig springt uns das in anderen Ländern an. Mal positiv, mal negativ. Mal als individuelle Gestaltungsmöglichkeit und Gelassenheit, mal als Tor für Wildwuchs, Beliebigkeit und Korruption.
Insgesamt hat uns Mexiko sehr gut gefallen. Es ist einfach riesengroß, mit so vielen unterschiedlichen Landschaften, Regionen und Besonderheiten. Die Menschen sind uns viel entspannter und freundlicher begegnet als wir erwartet hatten. Selbst der Strassenverkehr ist deutlich gelassener als nach warnenden Ankündigungen gedacht. Ja, klaro, wir haben uns auch bewusst eine sichere Route ausgesucht, haben uns unserem Sicherheitsbedürfnis entsprechend verhalten – und deshalb wahrscheinlich auch viele weitere positive Begegnungen nicht erlebt. Aber auch keinen negativen! Jede und jeder ist auf seine Weise unterwegs.
Und nun ging´s nach Belize. Neues Land, unsere Vorstellungen im Kopf: klein, englischsprachig, teuer, Karibikinseln, Urlaubsland, teuer, entspannt.
Die Grenze war völlig unkompliziert. Leider durften wir beim Geldwechseln gleich draufzahlen. Wie blöd von uns. Ganz offiziell wird am Grenzzaun hinter dem Passkontrollgebäude Geld getauscht. Vom Ausreise- zum Einreisebereich durch den Zaun hindurch. Und der Typ war sehr geschickt. Wir zählten das Geld vor ihm ab, er rechnete den Kurs aus und gab uns die Belizedollar, wir reichten unsere Pesos durch. Er forderte uns auf, das Geld zu zählen und dann meinte er plötzlich, wir hätten uns bei den Pesos verzählt. Und er zählte uns vor, es waren auf einmal 500 weniger. Statt darauf zu beharren, waren wir verunsichert und ließen uns überrumpeln; schwupps hatten wir weniger Belizedollars in den Händen, hatten zwar ein deutliches Grummeln im Bauch aber letzten Endes ja keine Beweise. Tja, das war kein guter Start und wir hatten wieder mal was gelernt. Das passiert uns nicht nochmal!
Davon abgesehen- Belize strahlt Freundlichkeit und Offenheit aus, grüßende Menschen am Straßenrand, der karibische Einfluss ist ebenso deutlich sichtbar wie der mexikanische und europäische. Für uns entspannend, weil alle englisch sprechen.
Landschaftlich nicht so ganz abwechslungsreich, da viel Zuckerrohr. Diese Region ist das Hauptanbaugebiet in Belize und unser Abendquartier, Orange Walk, wird auch cugar cane city genannt. Dort ein ganz entzückendes Fleckchen am Fluss gefunden, ein familienbetriebenes kleines Resort, das Hütten vermietet und Zelten erlaubt, ein paradiesischer Ort für Sylvester. Wieder Sternenhimmel, diesmal blinkender Fluss mit tieffliegenden Fledermäusen und während hinter dem Haus die Waschbären sich um die Müllentsorgung kümmerten, ließen sich vor dem Zelt zwei Krokodile durch den Fluss treiben! Der Nachtwächter zeigte sie uns im Lichtstrahl seiner starken Lampe. Zuerst sahen wir nur ein kleines reflektierendes Licht, das sich langsam flussaufwärts bewegte. Das sei das Auge eines großen Krokodils, so der Mann. Und dann näherte sich ein zweites, kleineres Licht langsam unserem Ufer bis auf drei, vier Meter. Auf dem Foto könnt Ihr es vage erkennen. Auch wenn es nur klein war, würde ich nie und nimmer in diesem Fluss schwimmen gehen. Seerosenidylle hin oder her. Dabei verziehen sich die Krokos tagsüber in den Mangroven auf der anderen Seite; egal.
Der nächste Tag war ein heftiger Ritt. 90 km, Gegenwind, extrem rauher Asphalt; quatsch, teilweise mit Asphalt verklebte Kiesel Körnung 12-22 mm. Das Ereignis des Tages: Es fand an diesem Tag ein Radrennen statt. Auf dieser Straße. Genaugenommen drei Rennen; das Hauptrennen, die Damen und die Jugend. Jedesmal wenn das Peleton erschien, also dreimal, wurden wir von der Polizei von der Straße geholt. Eine nette Begleiterscheinung für uns war die fröhliche bis begeisterte Zuschauergemeinde am Straßenrand, die uns zuwinkte. Und wir trafen ein Reiseradlerpaar, das am Einfahrtstor zu einem großen Grundstück stand und dieses bestaunte. In das Tor war ein Rennrad eingebaut. Während wir uns über das Woher und Wohin unterhielten, kam der Besitzer raus und stellte sich vor. Er sei der Titelverteidiger des Seniorenradrennens, das nächste Woche stattfinden wird. Seine Tochter habe heute das Frauenrennen gewonnen und sein Sohn sei ebenfalls mit den Junioren mitgefahren, trotz Hochzeitstag. Ein netter Typ, der die beiden anderen einlud, sich seine Pferde näher anzusehen. Wir radelten weiter und wünschten ihm von Senior zu Senior viel Erfolg.
In Belize City warteten die nächsten Reiseradler auf uns, ein französisches Paar, das netterweise sein Zimmer mit uns teilte und den Preis damit für uns alle erträglich machte.
Der Bootstransfer nach Cay Caulker dauert zwar normalerweise nur ca. eine Stunde. Wir brauchten leider fast 7 Std. dafür. Der Grund? Wir waren um 9.00 Uhr da, um genug Zeit für Tickets u.a. zu haben. Das erste Boot um 10.30 Uhr war zu klein, um unsere Räder mitzunehmen. Das nächste um 13.30 Uhr sei größer. Also warten. Kurz vor dem Einsteigen stellte sich raus, dass es ebenfalls ein kleines war. Und das Große fährt leider erst um 17.30 Uhr. Aber wir könnten ja schon mal fahren, sie brächten die Räder dann nach. Wer Fritz ein wenig kennt, kann sich seine Reaktion vorstellen. Nach einigem Hin und Her und deeskalierenden Bemühungen beider Parteien einigten wir uns darauf, dass sie uns das Geld zurückgaben und wir unser Glück bei der anderen Fährgesellschaft versuchen sollten. Dummerweise hatten wir vorher nicht beide abgefragt. Und siehe da, die Zweite nahm uns und unsere Räder um 15.00 Uhr problemlos mit. Fast ein ganzer Tag mit frustriertem Warten verbaselt. Nun ja, wieder was gelernt. Und hier auf der Insel ist alles fein. Entspannt, gelassen, windig, teuer. Gestern einen Schnorcheltrip gemacht. Leider geht nichts vom Strand aus. Das Riff, übrigens mit 256 km das zweitlängste der Welt liegt vor den Inseln. Wir konnten sehen: Ammenhaie, Seepferdchen, Rochen, Hart- und Weichkorallen, jede Menge Korallenfische und rudelweise Schnorchler, mehr oder weniger geübt.
Unser Guide führte unseren kleinen Trupp von 9 Personen sicher durchs Gewimmel und machte einen wirklich guten Job. Er erklärte viel u.a. auch über die Bedeutung der Mangroven, deren Abholzung für Strände nicht nur Jungfischen, Krokodilen, Schlangen und Manatees den Lebensraum nehmen, sondern auch die Widerstandskraft gegen Hurrikans gefährlich schwächen. Wie fast überall wird überfischt und zu viel Jungfische bzw. zu junge Langusten auf die Tische gebracht. Eine staatlich unterstützte Initiative „fish right, eat right“ soll das Bewusstsein und vor allem das Handeln aller Beteiligten (Fischer, Restaurants, Konsumenten) sensibilisieren und ändern. Hoffen wir, dass es klappt. Das gilt ja übrigens auch bei uns Zuhause!
Wir werden übermorgen unseren Kurzurlaub beenden und uns wieder auf dem Festland auf‘s Radl schwingen. Wir berichten weiter.