Die Rückfahrt mit dem Bus war schon ein kleines Abenteuer. Statt um 14.00 Uhr fuhr er erst um 16.30. D.h. wir kamen in die Dunkelheit- etwas, wovor das Auswärtige Amt dringend warnt, denn Mitte März wurde in dieser Gegend auf einen Reisebus geschossen. Aber wir haben keine Wahl, und die anderen Mitreisenden scheinen nicht sehr angespannt zu sein. Abenteuerlich ist die Fahrt als solches. Es geht die ganzen 150 km nur runter und rauf, Serpentinen und enge Kurven am Hang oder meistens oben auf dem Grat entlang. Keine 100 m eben oder geradeaus! Als es dunkel wird, werden Plastiktüten als Kotzbeutel verteilt- nicht umsonst, wie uns Geräusche und Gerüche verraten. Gottseidank vertragen wir die Fahrt problemlos und das Guesthouse hat unsere Räder weder verkauft noch geplündert.
Nachts erleben wir ein heftiges Gewitter mit Sturm. Vorher schon fällt der Strom aus und bleibt auch bis morgens weg. Wir sind froh in einem festen Haus zu nächtigen und am nächsten Morgen, als wir uns auf den Weg machen, sehen wir die Schäden. Viele Menschen wurden in dieser Nacht nass. Die Wellblechdächer sind häufig schwer beschädigt oder ganz weggeflogen. Die Bambusdächer sehen nicht besser aus und überall wird begutachtet, aufgeräumt, repariert und die schmutzige nasse Wäsche durchgewaschen. Die Dörfer sind in dieser Gegend meistens sehr einfach bis ärmlich- und dies ist Hauptstraße nach Vietnam! Überall kleine Kinder und junge Hunde. Übrigens haben wir noch nie so viele Väter wie hier gesehen, die Säuglinge und Kleinkinder auf dem Arm tragen. Auch die Kinder tragen ihre jüngeren Geschwister mit sich herum, auch beim Spielen.
Eigentlich hatten wir uns 90 km als Tagesetappe vorgenommen. Morgens fuhren wir ca. 3 Stunden im Regen und die Topografie war genau wie oben beschrieben. Dennoch lief es ganz gut und als wir um 14.00 Uhr an dem Guesthouse ankamen- sehr idyllisch an einem kleinen See -allerdings nichts weiter drumrum und die Versorgungslage eher mau- beschlossen wir, die restlichen 50 km auch noch zu machen. Auf dem Garmin sah das Höhenprofil auch ganz entspannend aus… Es wurden aber schließlich 135 km und knapp 2000 Höhenmeter . mehr hatten wir nie! Wir haben es mit 9 Std Sattelzeit geschafft. Letztlich zog die Aussicht auf eine gewisse Speiseauswahl (die Nudelsuppe gabs Mittags schon) – im Hirn hatte sich die Wahnvorstellung von Burger mit Pommes festgesetzt. Ab und an geben wir diesem dekadenten Verlangen sogar nach; so auch gestern.
Nun legen wir heute einen Ruhetag in Phonsavan ein um die rätselhaften Tonkrüge zu besichtigen, von denen keiner genau weiß, wofür sie da waren. Auf der großen Landkarte im Guesthouse sehe ich, was sonst noch alles hier möglich ist: eine Höhle mit Buddhastatuen, Wasserfall, heiße Quellen, eine alte Tempelanlage, Bombenkrater, Dorfbesichtigung mit Weben und Korbflechten, Besichtigung eines “Bomb village” in dem sie zeigen, was sie alles mit den Resten aus Bomben, Munition, Waffen etc. für den Haushalt herstellen. Dies alles liegt allerdings in einem Umkreis von ca. 70 km, also alles Tagestouren mit dem Minibus. Uns reichen die Tonkrüge.
Für morgen haben wir uns die nächste Riesenetappe vorgenommen. Mal sehen, ob bzw. wie wir sie packen.
Der Wirt unseres Guesthauses besitzt einen Jeep, die die US-Armee bei ihrem Rückzug 1975 zurückgelassen hat. In Laos sollen sieben erhalten sein. Dieser ist 1966 gebaut und in täglichem Gebrauch. Er schluckt 20 Liter Benzin auf 100 km. Mal gut, daß der Sprit hier so billig ist!
Liebe Karin u. lieber Fritz,
bin gerade durch Zufall auf Eure Seite gestoßen und würde am liebsten gleich die Ortliebtaschen aus dem Keller kramen, um auch endlich mal wieder mit dem Rad loszureisen.
Noch viel Spaß bei Eurer Tour und weiter so schöne Berichte und Fotos wünscht
Florian Witten, Halbneffe
Lieber Florian, welche Überraschung, von Dir zu hören! Was das Radeln betrifft: es muss ja nicht gleich der Ferne Osten sein; uns wird auch immer bewusster, wie schön Deutschland ist!
Beste Grüße. Karin & Fritz