Gestern kam die erwartete mail von der Reiseagentur. Aber es war nicht die Nachricht, dass die Permits pünktlich zum 13.01.da seien, sondern dass sie uns leider mitteilen müssten, der Grenzübergang Moreh- Tamu sei bis auf weiteres für Ausländer geschlossen! Aufgrund einer „bad situation“ zwischen Imphal und Moreh. Die Permits seien gestoppt und es würden vorerst keine neuen ausgestellt!! Wir waren geschockt! Es ist doch zum Haareausreißen mit diesen Permits!! Einen Abend lang gab es Krisensitzung. Wir sitzen hier fest! Jetzt gibt es nur noch einen Weg raus aus Indien- Fliegen. Und das wollten wir gerade nicht!!! Und wenn wir schon fliegen müssen, wollen wir dann wirklich noch nach Myanmar? Erste Recherchen ergaben, es dauert über 20 Std um von Imphal nach Yangon oder Mandalay zu kommen, nach Bangkok ebenso.
Wir entwickelten Szenarien, wie wir dann in Myanmar reisen könnten und es wurde klar, mit dem Rad geht aufgrund der weiten Entfernungen so gut wie nichts mehr. Und nun alles mit Bus und Zug zu machen, fühlte sich nach Stress an. Das war es nicht, was wir wollten. Dann gar nicht nach Myanmar und gleich Thailand? Wir hätten dann dort mehr Zeit, um z.B. in den Norden zu fahren. Aber wir merkten, das ist es auch nicht. Also beschlossen wir nach Yangon zu fliegen und dort nur im Süden zu bleiben und dann wie geplant nach Osten Richtung Thailand zu radeln. Ein wenig ist besser als nichts.
Die große Frage war nun: Nehmen sie hier in Imphal am Flughafen Räder mit?? Der Flughafen ist offen, das hatten wir schon im Hotel erfahren. In einem kleinen Reisebüro um die Ecke erklärten wir unsere Situation und fragten nach der Möglichkeit von Imphal nach Yangon – mit Rädern- zu kommen. Der Mitarbeiter konnte als erstes eine gute Nachricht verkünden, es gäbe einen Direktflug Kalkutta- Yangon!! Supi!! Allerdings nur einmal pro Woche, der nächste am 11. Wegen der Räder müsse er recherchieren, wir sollten am Nachmittag wiederkommen.
In der Zwischenzeit waren Cora und Wolfgang, ein Radlerpaar, das wir in Shiliburi getroffen hatten (Patrik kannte sie schon aus dem Pamir) und die ebenfalls durch Myanmar radeln wollten, in Imphal eingetrudelt. Sie waren ein paar Tage nach uns unterwegs und wurden an der Grenze zu Manipur zurückgeschickt, weil ab dem 01.01.2016 wieder ein Permit notwendig ist- es wusste allerdings niemand davon. Sie mussten wieder zurück nach Silchar und schafften es mit einigen Telefonaten tatsächlich ein Permit zu erhalten. Ihr Permit für Myanmar hatten sie ebenfalls bei exoticmyanmar beantragt, schon vor zwei Wochen bezahlt und warteten auf die mail, derweil sie Richtung Grenze unterwegs waren.
Nun waren wir also zu fünft gestrandet. Und keiner wusste, weshalb und wie lange die Grenze geschlossen ist. Und wie es nun weitergehen sollte.
Am Nachmittag taperten wir wieder zur Reiseagentur und erhielten dort die Auskunft:
Wir hätten die Möglichkeit mit dem Bus nach Guwahati zu fahren (18Std) Räder aufs Dach, und von dort nach Kalkutta zu fliegen. Oder mit einem 4Wheeler nach Dimapur und von dort mit dem Zug (24Std) nach Kalkutta zu fahren. Von Imphal fliegen ginge nicht, da kein Gepäck transportiert würde, der Scanner sei defekt.
Nun ist eine 18stündige Busfahrt so ziemlich das Letzte was ich tun würde, von einem Radtransport auf dem Dach ganz abgesehen.
Wir trugen ihm auf, doch nochmal auf dem Flughafen nachzufragen, ob es nicht doch Möglichkeiten gäbe, wir würden dann am nächsten Mittag kommen und uns entscheiden.
Völlig frustriert dackelten wir wieder ab. Wieder Überlegen. Wolfgang und Cora wollten ggf. nach Dimapur mit dem Rad fahren und dann mit dem Zug weiter. Aber zuerst wollten sie an die Grenze und dort einfach versuchen durchzukommen; sie hatten keine absagende Benachrichtigung von exoticmyanmar bekommen, vielleicht würde es klappen, sich dumm zu stellen. Für uns war das keine Option.
Dann gab es doch noch ein kleines Highlight. Wir benötigen ja wieder Radkartons zum Verpacken der Räder. Und tatsächlich hatte ein kleiner Radladen, zu dem wir spätnachmittags noch gelaufen waren, welche, bzw. der Besitzer wollte sie für uns organisieren. Wir sollten am nächsten Vormittag, also heute vorbeikommen. Wenigstens etwas!!! Wir verabschiedeten uns abends von Cora und Wolfgang, wünschten ihnen alles Gute und viel Erfolg.
Heute Morgen nach dem Frühstück begann dann unsere weitere Odyssee. Zuerst der positive Start. Wir bekamen die Fahrradboxen sogar frei Haus ins Hotel geliefert!!
Dann die Ernüchterung im Reisebüro: der Flug von Imphal sei definitiv nicht möglich, es würde kein Gepäck transportiert. Wir müssten den Bus oder die Bahn nehmen. Das Gepäck sei in der Bahn allerdings derzeit nicht sicher, er würde abraten.
Wir wieder raus zum Beraten. Schließlich dachten wir es sei am besten direkt zu Air India zu gehen und dort nachzufragen. Das Hauptbüro ist in der Nähe des Hotels, wir also hin und zum Cargo-Schalter. Ja es sei möglich, Fahrräder zu transportieren, aber wir sollten direkt am Flughafen nachfragen. Wir also eine Motorikscha gechartert und los. Dort den Air India -Schalter belagert. Ja ein Transport wäre möglich, ja die Räder könnten mit, — nein, sie hätten keine Plätze mehr- alles ausgebucht!! Von heute bis zum 19.01. kein Platz mehr zu haben!!! Wir mal wieder am Verzweifeln. Nun war neben diesem Schalter noch ein anderer, eine kleine Reiseagentur, wobei wir zuerst dachten es sei eine andere Fluggesellschaft.
Um es kurz zu machen: Dort verbrachten wir vor dem Schalterfensterchen einige Stunden, klärend, erklärend, nachfragend, rechnend, … bis es klar war, ja wir können mit einer anderen Gesellschaft mit den Rädern von Imphal nach Kalkutta fliegen, am 17.01. und dann am 18. von Kalkutta nach Yangon! Preis ist noch machbar, also buchen!! Dafür brauchten wir die Pässe! Die waren im Hotel. Der Typ von der Reiseagentur- es war sein Laden- klappte seinen Laptop zu und meinte, er führe mit uns ins Hotel, das ginge auch von dort. Wir also ins Hotel, Pässe geholt und alles ausgefüllt. Es dauerte, da wie gewöhnlich das Internet schwächelte und zuckelte, aber am Ende hatten wir die e-tickets gebucht und sogar ausgedruckt. Nun ging´s ans Bezahlen. Wir wollten mit Visakarte zahlen, er hatte auch einen Kartenleser, aber am Flughafen in seinem Büro. Und er meinte, der Kartenleser würde wohl nicht gehen. Da es für uns aber ziemlich teuer ist, am ATM Geld zu holen und außerdem fast alle ATMs hier derzeit leer oder durch das Erdbeben defekt sind, fuhren wir also wieder zurück zum Flughafen, vielleicht ginge es ja doch. Er versuchte alles, aber weder mit meiner noch mit Patriks Kreditkarte funktionierte es. Also zu Guter Letzt, langsam wurde es dunkel, fuhren wir wieder zurück in die Stadt, und tatsächlich hatte eine Bank neben dem Hotel ihre ATMs wieder online geschaltet und befüllt. Lange Schlangen zeigten an, es gibt Geld. Nach einer weiteren halben Stunde hatten wir genug Geld abgezapft (der maximale Geldbetrag pro Transaktion ist begrenzt, wir mussten zusammen 8x Geld ziehen) und in einem beleuchteten Innenhof zählten wir die Geldbündel auf einer Motorhaube ab- fast wie bei einem dubiosen Deal.
Puh!! Wir haben es geschafft! Wir haben die Tickets und kommen raus aus Indien!!! Hurrah!! Nun haben wir noch bis zum 17.01. Zeit! Wir wollen ein paar Tage um einen berühmten See, den Loktak im Süden von Imphal radeln, ein kleiner Ersatz für den Inle See in Myanmar. Und haben dann immer noch unendlich Zeit. Aber was soll´s. Das ist Indien!!!
Oh je !!! :-( :-( :-(