Heute Nacht gegen vier Uhr Ortszeit wackelte plötzlich das Bett. Ich dachte zunächst, Karin hätte schlecht geträumt (Mann, hat die Frau Temperament!), dann starrten wir uns beide im Dämmerlicht der Nachtbeleuchtung an und es wackelte immer noch. Plötzlich ging das Nachtlicht aus. Versucht mal, im Dunkeln die Taschenlampe zu finden (gelang nicht), das Mindeste anzuziehen, an die Papiere, Geld und Kamera zu denken, das Zimmer abzuschließen und im Dunkeln die Treppe aus dem fünften Stock runter zu gehen, während der Boden sich gefühlte 30 cm hin und her schiebt. Das Beben kam in mehreren Schüben, war allerdings nach etwa einer Minute vorbei. Unten hatten sich etliche Hotelgäste versammelt und viele Bewohner der Innenstadt. Von Panik haben wir nichts gespürt. Unser Freund Patrik hatte in der Aufregung allerdings seine Hose nicht gefunden. Nach 10 Minuten konnten wir bereits im Internet (über Smartphone) lesen, dass die Stärke 6,7 war und das Epizentrum 50 km westlich von unserem jetzigen Ort Imphal lag, also genau da, wo wir vor vier Tagen übernachtet hatten.
Patrik hat sein T-shirt als Hose umfunktioniert. Wir haben so etwa 1 1/2 Stunden draußen verbracht wegen etwaiger Nachbeben, die nicht kamen, und sind dann etwas zögerlich wieder nach oben gegangen.
Unser Rezeptionsmann erwähnte, dass Erdbeben hier vier- bis fünfmal pro Jahr vorkämen, dieses aber doch stärker gewesen sei als gewöhnlich.
Wir sind wohlauf! Im Badezimmer unseres Freundes Patrik sind zwei Fliesen von der Wand gefallen. In unserem Badezimmer ist eine Bierflasche umgefallen und zerbrochen. Am benachbarten Eckhaus ist einiger Putz abgebröselt. Eine Straße weiter steht eine Außenwand schräg und wird abgerissen, ehe sie umstürzt. Die Markthalle, von der in den Nachrichten die Rede war, hat einige Risse und ist abgesperrt. In den Medien wurde über Tote und Verletzte berichtet, in unserem Umkreis gab es wohl gottseidank keine. Allerdings ist es so, dass der schmale Zwischenraum zwischen unserem Hotel und dem Nachbarhaus unten weiter ist als oben. Wenn man eine Batterie auf den Tisch legt, rollt sie zur Seite. Der Rezeptionsmann winkt aber ab: das sei schon immer so gewesen, nur habe nie jemand darauf geachtet. Nun ja. Auch ein Riss im Putz, war der vorher schon? Keine Ahnung, nicht drauf geachtet. Wir sind schon ziemlich überrascht, was so ein Haus alles aushält. Vielleicht ist diese Betonständerbauweise mit ausgemauerten Wänden gar nicht so schlecht.
Hatten wir Angst? Anfangs wohl doch: das Beben war schon sehr unangenehm, und man weiß ja nicht, wie lange es dauert, wie stark es noch wird, und ob die Hütte das wohl aushält. Draußen auf der Straße blieb denn zunächst noch eine ziemliche Verunsicherung.
Vormittags haben wir uns in der Gegend mal etwas umgesehen. Außer den Absperrungen an der Markthalle und der schrägen Hauswand, wo einige Leute standen und schauten, geht das Leben hier seinen ganz normalen Gang. Im Basar ist der übliche Betrieb, die Schuster reparieren Schuhe, auf dem Polo-Feld wird Polo gespielt und Tuktuks knattern, stinken und hupen.
Veröffentlicht am 4. Januar 2016
Hallo, das ist ja noch mal gut gegangen. Wie schön, dass Sie heil und gesund sind. Dann wünsche ich noch einen erschütterungsfreien weiteren Reiseverlauf. No earthquake and no aftershocks anymore for the rest of the year!
Sicherheitshalber noch mal alles Gute für dieses Jahr. ..! Da sucht ihr noch irgendwelche Sachen zusammen und dann noch das Zimmer abschließen. ..Blumen gießen aber dann doch nicht mehr☺Wie cool man wird, bei so einer Tour,nah dran an der Erleuchtung…. LG Peter
Oha, ziemlich hautnah. Gut, dass Ihr wohlauf seid
Rainer
Nun auch das noch. Wir sind froh und dankbar, dass Euch nichts passiert ist. Dort ist also die Erde sehr
unruhig. Die Bilder im Fernsehen sind sehr unfreundlich, wie gut, dass Karin anrief!
Herzlich, Fieding und Helma.
Hallo ihr zwei Weltradler,
ich freue mich zu hören, dass nichts weiter passiert ist und alle soweit wohlauf sind. Nachträglich möchte ich euch auch noch ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr mit ganz vielen tollen Erlebnissen wünschen. Ich lese euren Blog regelmäßig mit und freue mich über eure Berichte.
Herzliche Grüße und immer gut Luft! Sowohl beim tauchen als auch in den Reifen
Axel