Vielen Dank- Manipur!
Der letzte indische Bundesstaat, durch den wir radeln, hat uns wieder einmal eine neue Facette Indiens gezeigt! Und dafür sind wir dankbar!
Thagatchari ist übrigens Manipuri oder auch Meitei und heißt “menschliche Sprache”. Allein in Manipur (ca.2,5 Mio.EW) werden über 30 Sprachen gesprochen; nicht Dialekte, sondern verschiedene Sprachen! Und Manipuri ist als verbindende Sprache Amtssprache. In den nordöstlichen Bundesstaaten gibt es viele Unabhängigkeitsbestrebungen, immer wieder Unruhen und auch Kämpfe. Hier in Manipur erleben wir eine hohe Militärpräsenz, aber die vielen Militärposten sind ausgesprochen freundlich zu uns.
Als wir uns an der Landesgrenze registrieren mussten, reagierten wir etwas irritiert und misstrauisch. Vor allem, weil (wieder mal) anscheinend keiner der anwesenden Grenzer wußte, was mit uns zu tun sei. Es wurde telefoniert und uns bedeutet, wir sollten warten. Nach gefühlten Ewigkeiten kamen dann zwei Uniformierte mit dem Motorrad, die sehr höflich und freundlich zuerst die Schränke öffneten, kostbare Anmeldeformulare herbeizauberten, um sie dann netterweise mithilfe unserer Pässe selbst auszufüllen.
Und bereits hundert Meter hinter dem Schlagbaum spürten wir die Veränderung. Die Menschen lächelten uns zu, riefen “welcome in Manipur”, wirkten irgendwie gelöster.
In den nächsten 4 Tagen hatten wir mehrere positive Erlebnisse und Begegnungen. Die Landschaft ist phantastisch, wenn auch nicht immer leicht zu fahren, denn der “Highway” ist zu einem guten Teil nicht mehr als Straße zu erkennen, von großen Lastern zerfahren, die das Großprojekt “Railway-Neubau” bedienen.
Die Gegend ist nicht sehr bevölkert; kleine Dörfer, oft nur einfache Bambushütten, an der Straße oder tiefer im Wald verstreut. Sie wirken wie Bergdörfer, auch wenn sie nicht wirklich hoch liegen, aber eben abgelegen.
Wir genossen die Ruhe und Stille, die es auf einmal wieder gab, denn der Verkehr war überschaubar und es wurde weniger gehupt.
Morgens wussten wir nicht, wo und wie wir etwas zum Übernachten finden würden. Und es wurden besondere Orte:
Am Ende des Tages und der Kräfte stießen wir im Nirgendwo auf eine Militärstation mit 15 Soldaten, die eine Brücke bewachten. Eigentlich zwei Brücken, eine Alte und eine Neue. Sie mussten dafür sorgen, dass wegen begrenzter Tragfähigkeit auf der Alten keine Fahrzeuge über 12t und auf der Neuen keine über 24t fuhren. Und sicher gab es weitere Gründe für ihre Präsenz, denn sie kontrollierten Fahrzeuge. Zu uns waren sie ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Wir durften unsere Zelte aufstellen und auf dem Vorplatz übernachten. Sie luden uns sogar zum Essen ein und teilten mit uns ihren Reis und das Chickencurry.
Abends wurde es wieder mal richtig frisch und wir waren froh über unsere warmen Sachen. Ja und es war schön, mal wieder zu zelten, abends in den Sternenhimmel zu schauen und mit klammen Fingern morgens aufzustehen.
Ein besonderes Spektakel gab´s zum Frühstück: Mehrere lange Sattelschlepper mussten von einem Bagger zurechtgerückt werden.
Die nächste Nacht verbrachten wir in einer Hütte, die gerade leerstand. In dem Ort bemühte sich der befehlshabende Offizier darum eine Bleibe für uns zu finden und erinnerte sich an das Haus eines Offiziers, der zur Zeit in Imphal ist.
Dann hatten wir Glück und fanden am nächsten Abend eine Lodge, die zwar extrem einfach war, mehr Bretterverschlag als Haus, aber sie brachten mehrere Eimer richtig heißes Wasser zum Waschen!!!
Abends mussten wir uns beeilen, noch etwas zu Essen zu bekommen, denn hier gehen sie mit den Hühnern schlafen. Um spätestens 19.00 Uhr schließen die Läden und einfachen Straßenrestaurants (etwas anderes gibt es nicht).
Am letzten Tag vor Imphal durften wir einen richtigen Pass radeln- und wurden vom Militärposten zum Chai eingeladen.
Dann ging es runter in die Ebene: Imphal!
Dort wollten wir Sylvester feiern und als letzte Station in Indien auf unser Myanmarpermit warten.
Doch dazu mehr beim nächsten Bericht.
Hier noch ein paar Fotos von unterwegs:
Liebe Wittens,
alles Gute, viel Glück und eine gute und erlebnisreiche Weiterreise im neuen Jahr.
Herzlichst Euer Wolfgang Claus