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Iranische Hochzeit

Vor drei Tagen, als wir gerade über den Pass waren und uns eine warme Suppe wünschten, denn es hatte mal wieder geregnet, hatten wir eine folgenreiche Begegnung. Der Pass ist fantastisch und berühmt und so gibt es hier eine reichhaltige Straßenstandkultur. Überall wird Honig verkauft, Süßkram oder kleine Essenstände mit Sitzgelegenheiten laden zur Rast ein. So hielten wir an einem Stand und überlegten, ob es wohl etwas Warmes zu Essen oder nur Cai gäbe. Da kam eine junge Frau auf uns zu, sprach uns englisch an und dolmetschte mit dem Ladeninhaber. Sie war mit mehreren Frauen verschiedenen Alters unterwegs und sie saßen sehr vergnügt auf den hier üblichen Sitzpodesten. Ich sprach sie wegen eines Fotos an, und spontan hatten wir ein Foto mit drei gutgelaunten aufgekratzten Frauen. Beim Verabschieden erzählte sie, dass sie zur Hochzeitszeremonie ihres Cousins fahren würden und ob wir nicht Lust hätten, dabei zu sein. Eine grandiose Einladung! Der Ort, Anzali, lag auf unserem Weg und so sagten wir zu, zwei Tage später um 19.00 Uhr in einer bestimmten kleinen Hotelanlage aufzukreuzen.
Und tatsächlich hat es geklappt. Dazwischen hatten wir noch einen wunderbaren Abend in einem edlen Hotel an der Passstraße – wegen Internet- und den Abend danach verbrachten wir im Garten einer Familie, wo wir unser Zelt aufbauen durften.

Den gestrigen Abend werden wir sicher nicht vergessen! Alles zu erzählen, würde viel zu lange dauern, deshalb nur ein paar Häppchen.
Wir wurden herzlich empfangen, durften in der ersten Reihe sitzen und als erstes fiel uns auf, dass die Frauen kein Kopftuch trugen- sie waren ja familiär. Mir wurde bedeutet, das Kopftuch ebenfalls abzulegen- was ich sehr gerne tat. Die Frauen waren alle sehr schick, von elegant bis „aufgebretzelt“, Highheels, enge Kleider, z.T. kniefrei und aufwendig gestylt. Die junge Braut in altrosa wallendem langem Tüllkleid. Die Männer Anzug oder zumindest Jackett. Alle saßen in mehreren Reihen auf Stühlen rings an den Wänden. Das Brautpaar hatte einen blumengeschmückten kleinen Tisch vor sich stehen. Wir waren sehr gespannt, was passieren würde. Unsere Einladende erklärte uns auf Englisch die Zusammenhänge. Wenn ein Mädchen einen Jungen kennenlernt und sie beschließen zu heiraten (ohne dass sie sich irgendwie zu nahe gekommen sind), werden die Eltern gefragt und sie beginnen zu verhandeln. Wichtig ist wohl der Brautpreis, d.h. eine Art Abfindungssumme, die der Mann der Frau bezahlen muss, wenn es zum Streit kommt. Die anderen Dinge, wie Aussteuer etc, wer bringt was mit, ist wohl wie bei uns früher geregelt. Ist das geklärt, wird geheiratet. Allerdings noch nicht vor dem Gesetz, sondern nur familiär. Beide bleiben bei ihren Familien wohnen, aber sie dürfen jetzt allein zusammensein (no sex), sich besuchen, besser kennenlernen, in die Familien eingeführt werden. Frühestens nach einem Jahr (so haben wir es verstanden), und wenn die finanziellen Verhältnisse des Mannes es erlauben, wird offiziell geheiratet und die Frau zieht zum Mann. Gestern war eine familäre Hochzeit. Alle hatten einen Mordsspaß, es wurde wild getanzt, moderne und traditionelle persische Musik mit Disjockey- gehörschädigend laut. Dabei wurde die Mitte des Raumes als Tanzfläche genutzt, immer wieder kamen einzelne oder mehrere auf die Tanzfläche und legten los. Rituale gab es ein paar. Uns verständlich war: Rede zu Beginn mit Applaus, dann das Verlesen der Brautsumme mit Applaus. Die Braut bekam einen dicken mindestens. 3kg schweren Zuckerhut (das Leben soll süß werden) der vom Brautvater in Stücke geklopft und unter den Gästen verteilt wurde (soll Glück bringen). Die Braut wurde in ein großes schönes Stück Tuch, das Brauttuch, gehüllt, das mit einer Schere angeschnitten wurde. Brautgeschenke gab‘ s in Form von Geldscheinen, die entweder der Braut überreicht wurden (wir) oder, wenn die Braut (allein) getanzt hat, als Geldregen über sie geworfen wurde. Zwischendurch gab es immer wieder Fotos Verwandte mit Brautpaar. Wir wurden auch zum Foto gebeten.
Erstaunlicherweise wurde gar nichts getrunken- und es war heiß! Jeder ging mal in die Küche und holte sich einen Becher Wasser, das war´s. Zur Begrüßung gab es eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen, dann Obst und Nüsse.
Später ging`s zum Buffet, das ruckzuck leergeräumt war. Es wurde noch erzählt, dann verabschiedeten sich die Gäste.
Fritz und ich mussten auch tanzen! Und Fritz tanzte!!! Um 2.00 Uhr waren wir dann alle. Nach 106 km Fahrt und diesem aufregenden Abend!

1 Kommentare

  1. Das ist ja wirklich ein Supertolles Erlebnis. Es zeigt einfach immer wieder, dass es überall auf der Welt nette, freundliche und herzliche Menschen gibt.
    Viel Spaß noch bei Eurer Reise und weiterhin so viele freundliche Menschen um Euch herum.
    Axel

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