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Marokko, Atlantikküste

(K) Von Tanger Ville ging es gleich ab an die Atlantikküste, die nur ca. 15 km aber extreme Steigungen – rauf und runter- bereithielt. Dann ging der Weg aber doch gemächlich an der Atlantik-Küste entlang mit unglaublicher Brandung. Die Unterkunftssuche dauerte etwas, denn wild Zelten ist an der Küste eher schwierig und Campingplätze mehr als rar gesät. Die in der Reise-Know-how-Karte gezeigten gibt es teilweise nicht, auch nicht die in der Open-street-map. Die übliche kulturelle Unsicherheit beim Eintritt in ein fremdes Land. Dazu muss ich mein Französisch wieder aktivieren, das seit langer Zeit irgendwo im Gedächtnis vor sich hin rottet.

Übrigens stellt das Handwerk  auch hier am Straßenrand seine Waren aus.- Keramik, Pflanzen, Grabsteine etc.

(K) Aber wie immer haben wir am ersten Abend ein schönes Plätzchen gefunden!! Auf dem Gelände eines Restaurants am Strand, jetzt einsam, aber an Wochenenden und im Sommer sei die Hölle los. Wunderbare arabische Gastfreundschaft, wir wurden richtig verwöhnt, sogar mit  Bier. Morgens fütterte der Hausherr die zahlreichen Pfauen, Perl- und Haushühner, während er uns erzählte, dass seine jüngste Tochter in Deutschland lebt.

(K) Ups! Ich hatte mich nicht um das Thema Telefonieren, Internet, SIM-Karte gekümmert. Irgendwie war Marokko bis zum Schluss etwas unwirklich geblieben. Da wir außerhalb der EU sind und es kein Abkommen zwischen Marokko und Deutschland gibt, gilt ein extremer Tarif für Telefonieren und Datenvolumen! Wie nun an Infos über Campingplätze, Hotels u.a. kommen? Wir leben in einer vernetzten Welt! Die Landkarte ist nur ein schlechter Ersatz. Also Pause bei einer Tankstelle mit WiFi und ein Hotel in der nächsten Stadt gebucht, mit englischsprechender Rezeption, die uns den Weg zur SIM-Karte ebnen sollte. Kaum gebucht, sprechen uns drei Männer auf Deutsch an. Einer, der Tankstellenbesitzer und gleichzeitig Bauherr einer Apartmentanlage direkt daneben. Er hat lange in Düsseldorf gelebt, hat jetzt zwei Wohnstandorte; er erklärt mir, wo und wie wir eine SIM-Karte bekommen. Hat auch gut funktioniert! Das Hotel in Larache wäre nun überflüssig gewesen, aber zum Eingewöhnen ist es doch ganz angenehm. Am nächsten Morgen haben wir mal einen islamischen Friedhof besucht.

Bei Moulau-Bousselham gibt es eine wunderbare Lagune. Man kann da eine Bootsfahrt machen mit Vogelbeobachtung. Leider ist die Kamera mit dem Teleobjektiv ja kaputt und in Deutschland, so dass die Qualität der Fotos doch mangelhaft ist. (K) Dort waren wir auf einem privaten kleinen Campingplatz mit einigen Campern und kochten mal wieder, damit meine Packtasche etwas leichter werden konnte.

Unterwegs auf der Straße machen wir sehr unterschiedliche Erfahrungen. In den ersten Tagen waren wir überrascht über die vielen freundlichen Begrüßungen, erhobenen Daumen und Willkommens-Rufen. Südlich der Lagune kamen wir durch einige extrem arme Dörfer, regelrechte Elendssiedlungen. Dass man dort über Touristen nicht begeistert ist, können wir gut verstehen. Das nahm dann aber auch die Form an, dass Gruppen von 10jährigen Jungen versuchten, uns oder unsere Räder festzuhalten mit Gefahr zu stürzen. Ähnliches haben wir nur sehr selten in der Welt erlebt. Hier haben wir natürlich keine Fotos gemacht. (K) Es waren aber auch viele Kinder, insb. Mädchen, die die Hand ausstreckten, um abzuklatschen, und sich freuten.

Karin ist dann in Kenitra noch in Straßenbahnschienen hängengeblieben und auf die rechte Schulter gestürzt. Irgendwie kein guter Tag. Nach 98 km haben wir einen Campingplatz in Bouznika-Plage erreicht und als positives Ereignis des Tages Said kennengelernt, der lange in Hamburg gelebt hat und Fritz zu einem kleinen Laden geführt hat, der Spirituosen verkauft!

Der Nordwesten von Marokko ist Agrarland. Einerseits gibt es intensive Felderwirtschaft, teils unter Foliengewächshäusern wie in Spanien, andererseits aber auch kleine Äcker, die mit Pferde- oder Ochsengespann bearbeitet werden. (K) Unter den riesigen Folientunneln wachsen Himbeeren, Brombeeren, Bananen – auf den Feldern Kartoffeln, grüne Bohnen, Paprika, Zuchini – naja, unser Supermarktangebot im Winter halt! Eine Beobachtung: Meistens hat eine Kuh oder ein Pferd eine Einzelbetreuung durch einen kleinen Silberreiher, der die Fliegen um das Tier wegschnappt oder auch am Boden schaut, was so aufgestöbert wird. Eine echte Symbiose oder auch Partnerschaft.

Der Senkrechtstarter sind Avocados, deren Anbau in den letzten Jahren vervielfacht wurde, was bei dem hohen Wasserverbrauch problematisch ist. Häufig sehen wir Schaf- und Ziegenherden, auch Rinder. Schweine natürlich nicht in einem muslimischen Land!

Die Pflanzungen sind meist durch eine dichte Hecke von extrem bedornten Sträuchern geschützt sozusagen ein Bio-Zaun. Auch das ist ein Grund, weshalb man hier keinen Platz fürs Zelten findet.

Beim Thema Müllentsorgung ist noch einige Luft nach oben. In Dörfern gibt es offenbar keine geregelte Müllabfuhr. An der Ein- und Ausfahrtstraße finden sich ausgedehnte wilde Müllkippen, es sieht manchmal entsetzlich aus. In den Städten dagegen nimmt man das genauer. Allerdings wird nicht getrennt. Die Müllhalde auf den Fotos unten ist vor Kenitra. Wir wissen nicht, ob die Massen von Störchen nun immer hier leben oder wie wir Winterurlauber aus Nordeuropa sind. Jedenfalls ist der Storch Wahrzeichen von Kenitra! (K) Übrigens war ein Riesenschwarm von Möwen, die ebenfalls da rumsaßen, wohl pressescheu, denn plötzlich stoben sie kreischend nach oben, direkt über uns – und es prasselte der Möwenschiss rings um uns rum!! Vielleicht hätte Fritz doch vor dem Fotografieren fragen sollen?

Rabat haben wir nur durchreisend erlebt: einerseits hochmodern, andererseits die besterhaltene Stadtmauer und Gassen der Altstadt, die so eng sind, dass man nur mit Handkarren Waren anliefern kann. Danach geht es auf bester breiter Straße mit Radweg Richtung Casablanca. Rechter Hand eine „Gated Community“ nach der anderen mit tausenden Appartements und Ferienwohnungen.

Kurz vor Casablanca haben wir nun als Kontrastprogramm ganz pikfein in so einem Appartement übernachtet, Ferienwohnung einer deutschsprachigen Familie (wir haben kurz telefoniert), mit perfekter Küche, Innenhof, und schniekem Wohnzimmer. (K) Wir haben uns kaum getraut, etwas anzufassen.

Inzwischen sind wir in Casablanca. Doch davon berichten wir später.

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