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Baja California terminado

Also: Wir sind nun in La Paz und haben damit für uns die Baja California durchquert. Die sehr touristische südliche Zipfelrunde sparen wir uns.
Die letzte Etappe von Loreto war nochmal strampelintensiv. D.h. zuerst gings wunderbar an der Küste auf und ab, wie wir das kennen. Dann eine richtig schöne Bergetappe mit Bergankunft in einem kleinen Restaurant, in dem es leider kein Bier gab, obwohl die gesamte Vorderfront mit „Pacifico“-Logo bemalt war! Dafür konnten wir in einem kleinen Zimmer übernachten und trafen als echtes Geschenk Jan, der von Panama aus gestartet war und die Route praktisch von unten aufgerollt hat. Ungewöhnlich, wie er auch festgestellt hat und nicht in allen Aspekten ideal (vorherrschende Windrichtung, klimatechnisch) aber für uns natürlich super. Er gab uns viele hilfreiche Infos über sichere und unsichere Routen, politische Lage u.a. Daraufhin haben wir uns entspannt und beschlossen erstmal wie geplant weiterzufahren. Allerdings werden wir von Mazatlán nach Mexico City den Bus nehmen – aus Zeit- und Sicherheitsgründen. Die einzige wirklich kritische Strecke scheint Nicaragua zu sein, aber seine Erfahrung ist schon zwei Monate her, das kann in zwei weiteren Monaten völlig anders sein.

Am nächsten Tag ging´s 100 km größtenteils bergab; na ja Ihr wisst ja inzwischen was das heißt. Aber die letzten 50 km waren wirklich topfeben, der Wind spielte auch noch mit und so rauschten wir auf einen RV-Platz, der uns empfohlen wurde. Der vormalige Besitzer war wohl deutschsprachig (Manfred) und hinterließ nicht nur eine schön angelegte kleine Anlage sondern als besondere Rarität auch eine Klobürste in der Toilette. Den nett anzusehenden Pool mussten wir kurz testen, nachdem wir die ertrunkene Kröte entfernt hatten. Die nächstmögliche Unterkunft war wieder 100 km weiter. Ein „rosa Haus“ gegenüber einer Gebrauchtreifenwerkstatt, wo wir fragen sollten. Alles klar, hat geklappt, und wen treffen wir dort? Alix und Alex, das junge Franzosenpärchen, die von Loreto aus den Bus genommen hatten und mit kürzeren Etappen unterwegs ist. Ein ausgesprochen netter Abend.


Dann folgte die nächste 100er Etappe nach La Paz. Diesmal mit einigen Höhenmetern und einer „pamir-reifen“ 6 km langen Baustelle mit Ersatz-Schotter-Sand-Waschbrett-Straße. Auf dem RV Platz kurz vor La Paz treffen wir das Schweizerpärchen mit dem VW-Bus wieder! Tja, es gibt eben nur eine Straße hier und wenig Übernachtungsplätze. Einen Tag später trudelten auch Mecki und Rolf ein. Am nächsten Tag haben wir uns in die Stadt in ein kleines einfaches Hotel mit grünem Innenhof eingemietet.


Beim Einchecken gab es einen Schreck. Meine Visakarte war weg. Leider blieb sie es auch bei gründlichem Durchwühlen aller Sachen. Sie muss mir in den letzten Tagen aus dem Geldbeutel gefallen sein, wie auch immer das passiert sein kann. Ein Check des Kontos:- nichts abgebucht! Also die Karte gesperrt und eine Neue beantragt. Gottseidank haben wir ja immer zwei Kreditkarten dabei, sodass das finanzielle Überleben gesichert ist.
La Paz ist eine richtige Touristenstadt mit Promenade, Straßenrestaurants, Museen, touristischem Schnickschnack und vielen Anbietern von Unterwasseraktivitäten. Schnorcheln und Tauchen ist hier ziemlich angesagt. Also buchten wir kurzerhand einen Tag mit dem Tauchboot, um nochmal mit Seelöwen zu tauchen und einen Schnorcheltag mit Walhaien. Man lebt ja nur einmal! Und dieser Spruch, so leichtfertig dahingeschrieben, wurde gestern beim Bootstauchgang plötzlich brutale Wirklichkeit.
Beim Einstieg ins Wasser, nach ca. 90 min Anfahrt mit dem Boot, wurde einer Frau (wir waren nur vier TaucherInnen nebst acht SchnorchelerInnen) kurz vor dem Abtauchen komisch und sie wollte zurück aufs Boot. Auf diesen 10 m (wir hingen an der Leine, die Strömung war stärker als erwartet) ging es ihr immer schlechter, sie bekam anscheinend keine Luft mehr, der Tauchguide schleppte sie ab, aber sie versuchte die Gurte des Jackets aufzumachen, wohl um das beengende Gefühl loszuwerden. Bis wir an der Leiter waren, ich war direkt dahinter, wurde sie auf einmal schlapp. Der Transfer ins Boot klappe überraschend gut und dort begannen ein weiterer Tauchguide und Fritz, der superschnell auf meinen Hinweis, er werde benötigt, reagierte, mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung, da nichts mehr feststellbar war. Und das dann ca. 50 Minuten lang! Die anderen an Bord, alles Schnorchler, die eigentlich nach uns ins Wasser wollten, saßen alle da, bedrückt, wartend, denn es gab nichts zu tun, es waren genügend Personen für die Wiederbelebung auch zum Abwechseln da. Nach ca. 5 min startete der Kapitän und fuhr mit Vollgas zurück. Nach ca. 50 min. trafen wir uns mit einem alarmierten Erstehilfeboot der Marine, die die Frau dann übernahmen. Wir wissen nicht, was mit ihr weiter geschah, aber nach dieser langen Zeit ist es ihr wohl eher nicht zu wünschen, dass das Herz nochmal in Gang kam- und auch äußerst unwahrscheinlich. Fritz hat die ganzen 50 min lang die Mund-zu Mundbeatmung durchgeführt, während die anderen sich mit dem Pumpen abwechselten.
Als die Taucherin dann weg war, wurde uns anheimgestellt, was wir tun wollten. Nach Tauchen stand niemanden der Sinn, aber ein wenig Schnorcheln, auch um etwas zum Ablenken zu haben, wurde von den meisten gewünscht. So schnorchelten wir also noch ein wenig um einen kleinen Felsen mit ein paar verschlafenen Seelöwen, bevor wir nach einem schönen Picnic in einer Sandbucht zurück in die Stadt fuhren.
Natürlich fragen wir uns, was genau passierte. Für mich gab es einige Auffälligkeiten im Verhalten der Frau, woraus ich schließe, dass sie ziemlich unter Stress stand. Was natürlich kein Grund für einen Herzstillstand sei, wie Fritz anmerkt. Wir werden es wohl nie erfahren. Ob sie eine erfahrene Taucherin war, wie tauchtauglich und/oder gesund, … auf der Padi-Basis unterschreibst Du einen Zettel, dass du gesund bist, und fertig. Allerdings wollten sie die Nr. unserer CMAS Karte haben.
[Anmerkung Fritz aus (tauch-)ärztlicher Sicht: Zunächst mal: das war kein Tauchunfall, denn wir waren noch nicht abgetaucht, hätte also überall und immer geschehen können. Es ist natürlich für alle an der Aktion Beteiligten bedrückend, dass die Reanimation letzten Endes wohl nicht erfolgreich war, trotz 0ffensichtlich guter Schulung der Crew und unser aller Bemühungen. Sauerstoff war an Bord. Der nützt aber nichts, wenn keine Spontanatmung da ist. Ein Defibrillator wäre schön gewesen, auch ein Wenoll-Koffer (Beatmungsnotfallkoffer). aDie Verhältnisse auf einem Boot sind höchst beengt. Herz und Atmung sind auf einem mit Vollgas fahrenden Speedboot keinesfalls zuverlässig zu kontrollieren. Für uns Taucher heißt das: Eine gute und wiederholte Erste-Hilfe- und Sicherheit-und-Rettung-Ausbildung ist sehr hilfreich, aber angesichts der erschwerten Bedingungen ist dennoch leider mit Misserfolgen sehr zu rechnen.]
Heute ist also Erholung angesagt, und morgen dann Schnorcheln mit Walhaien.
Wahrscheinlich melden wir uns erst aus Mexico City wieder. Bis dann!

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