Monate: Juni 2022

Kystriksveien FV.17

Wir fahren die berühmte Küstenstraße, die von Steinkjer nach Bodø führt. Wir hoffen auf erstens besseres Wetter und zweitens weniger Verkehr als auch der E6. Beides trifft ein! In Steinkjer besorgen wir uns eine kleine Broschüre, in der nicht nur der Streckenverlauf, sondern auch Campingplätze, eine Tunnelübersicht für Radreisende und die Fährverbindungen stehen. Natürlich auch Werbeanzeigen für all die Touristenattraktionen auf der Strecke. Wir nutzen das Büchlein, um zu planen. In Steinkjer finden in diesen Tagen die norwegischen Straßenradmeisterschaften statt und wir fahren über die Ziellinie! Und der Regen hat auch aufgehört! – Alles wird gut! Das nasse Zelt war nach 45 min trocken und blieb es auch für die nächsten Tage. In Stiklestad besichtigten wir die Wallfahrtskirche von Olaf dem Heiligen. Genau dort fand die Schlacht statt, in der er gestorben ist. Die Geschichte wird anschaulich in der Kirche dargestellt. Vor der Schlacht, die Schlacht, der verletzte bzw. tote Olaf, der bereits leuchtet. Übrigens habe ich gelesen, dass er zu Lebzeiten auch Olaf der Dicke genannt worden war. Dargestellt ist natürlich ein schlanker Held. …

Mittsommernacht

Lacht nicht! Selfie machen mit Schlafbrille ist nicht so einfach, hat sieben Versuche gebraucht. Gestern, am 21. 6., war Mittsommernacht. Da waren wir in Trondheim, weit südlich des Polarkreises. Sonnenuntergang 23:37, Sonnenaufgang 3:03. Um 1:30, also zur tiefsten Nacht habe ich ein Foto von der Straße vor dem Hotel gemacht. Warum da eine Laterne brennt, weiß ich nicht. Nachmittags war hier ein kleines Straßenfest. Im Hintergrund sieht man ein paar Zelte. Wir hatten dicke Jacken an. Man beachte die Girlies mit den kurzen Hosen: da frieren wir schon beim Zusehen!

Trondheim

Wir haben lange überlegt, welche Route wir von Røros nach Trondheim nehmen sollten. Die sicher schönere auf einer Nebenstrecke oder die direktere. Die erste Variante hatte deutlich mehr Höhenmeter und ca. 60 km mehr Strecke aufzuweisen. Dafür mehr Campingplätze am Wegesrand. Hm, einen Tag länger durchs Inland oder schneller an die Küste? Wir entschieden uns für die einfachere, kürzere Variante. Sie war auch wunderbar, teilweise spektakulär schluchtig und, da es Sonntag war, wenig befahren. Das war gut, denn sie schlängelte sich am Fluss Gaula entlang abwärts und ist recht eng. Wir fuhren übrigens bei strahlendem Sonnenschein los und es blieb auch famos trocken! Den Gegenwind und die 500 Hm nahmen wir locker mit. Wir wunderten uns etwas über die vielen Motorbikes, die an uns vorbeirauschten – bis wir an einem Cafe vorbeikamen, wo mindestens 30- 40 Motorräder standen und ein Schild „Route 30“ analog der berühmten „Route 66“ leuchtete – Ah ja. Wir schafften tatsächlich die 106 km zum nächsten Campingplatz in Støren, einem Eldorado für Fliegenfischen-Liebhaber. Auf dem Campingplatz standen wirklich viele deutsche Camper …

Norwegen

Zu den Dingen, die Reiseradelnde gar nicht brauchen können, gehören z.B. Reifen flicken an einer Schnellstraße, Speichenbrüche oder auch ein klatschnasses Zelt im Regen einzupacken. Während Deutschland unter einer Hitzewelle stöhnt, haben wir hier nasse Socken und bald Schwimmhäute zwischen den Fingern. Das Wetter ist „durchwachsen“. Meine Schuhe lösen sich vorne schon auf; ich habe sie mit einem Superkleber repariert: Wasserfester sind sie trotzdem nicht. Nun sind wir also in Norwegen: die erste Stadt ist Trysil. Der Berg neben der Stadt ist mit Loipen, Skiliften und Abfahrt-Schneisen überzogen: im Winter ist hier wohl die Hölle los. Für den Sommer versucht man Hiker, Angler und Mountainbiker anzulocken: z.B. mit den bunten Fahrrädern an jeder Laterne. Das andere Standbein der Wirtschaft ist natürlich die Holzindustrie. Die Gegend ist wohl noch dünner besiedelt als auf der schwedischen Seite. Nicht wenige Häuser wirken unbewohnt und verfallen. Unerwartet findet man dann doch immer mal wieder kleine Supermärkte. Vor einem solchen hatten wir ein interessantes Gespräch besonders mit einem der beiden Männer. Er „macht in Landmaschinen“, ist auch viel in Deutschland …

Wie im Bilderbuch

10,3 Millionen Schwedinnen und Schweden leben, wie ja allgemein bekannt, vorwiegend im Süden und in den großen Städten. Wir fahren durch den eher dichtbesiedelten Teil und sehen zwar häufig Häuser und Häuschen irgendwo in Feld und Wald stehen, aber extrem selten Menschen. Die finden wir eher in den Supermärkten oder auch einige unterwegs in den Wohnmobilen. Vielleicht sind sie auch alle in den alten gras-/moosgedeckten Holzhütten und arbeiten online, da fast überall Glasfaser liegt? Diese Idee finde ich faszinierend. Die Gleichzeitigkeit von großer Naturverbundenheit und Einfachheit mit moderner IT-Infrastruktur. Bis auf einen Campingplatz hatten bisher alle free Wifi auf dem gesamten Platz, die einfachen kleinen 9 m² Holzhütten haben zwar keinen Sanitärbereich, aber oft einen kleinen Kühlschrank sowie eine Kochplatte. Angesichts des wechselnden Wetters haben wir bisher noch nicht wild gezeltet, sondern nutzen die zivilisatorischen Annehmlichkeiten von warmer (heißer!) Dusche und manchmal sogar eine Hütte. Und ja, wir stehen dazu! Die Landschaft wechselt zwar immer wieder zwischen Kiefern-Birkenwälder mit Wacholder/Heide oder Blaubeerenunterbewuchs mit großen Findlingen und offenen Wiesen/Futtergrasflächen; aber überall sind kleinere und größere Pfützen, …

Hätte, hätte, Fahrradkette

Hätte ich mal, wie geplant, in den letzten sechs Monaten mehr Zeit im Fitnesstudio verbracht – hätte ich dafür soviel Selbstdisziplin wie früher aufgebracht – hätte ich genauso viel Energie und Aufmerksamkeit meiner Gesundheit bzw. meinem Körper gewidmet wie meinen diversen Bemühungen, die Welt zu verbessern – ja, dann wäre mein linkes Bein vielleicht nicht so geschrumpelt und zum Beinchen geworden, wie es jetzt auf dem Foto im Vergleich zu sehen ist. Aber:  hätte hätte Fahrradkette.  Also läuft jetzt das Trainingsprogramm und der Langzeitversuch in der Hoffnung, die Müskelchen wieder aufzupeppen. Das Radeln klappt übrigens ganz gut. Ich fahre ohne Manschette und hoffentlich komme ich bald wieder zum kurzfristigen Wiegetritt aus dem Sattel. Übrigens meinte eine Camperin, die beim Fotoshooting zugesehen hat, ob denn nicht das Bein einfach etwas geschwollen sei. Sie glaubte, mein starkes, muskulöses, normales Bein (ok, derzeit auch etwas stärker mit einem Fettmantel geschützt) sei das Operierte! Das hat mich ein bisschen verletzt. Wir werden alle vier Wochen ein weiteres Vergleichsbild machen. Ich bin gespannt.  

Südschweden: potteben???

Immer mal wieder hört man von nicht-Radfahrern, ganz Südschweden sei total flaches Land. Dem ist nicht so – wir erleben das anders: Wir fahren meistenteils durch eine Endmoränenlandschaft mit  Seen, viel Geröll und reichlich Hügeln, die häufig 5% Steigung haben, gerne auch 8%, einmal 14%, besonders auf den Nebenstraßen, den „weißen“. Zwischendurch sieht man auch gewachsenen Fels. Mit 35 kg Gepäck am Rad nicht nur vergnüglich! Mich erinnert das an einen Farmer in Tennessee. Als wir aus den Appalachen kamen, sagte er, ab hier beginne der Mittlere Westen und der sei „tableflat“ und machte dabei so eine Handbewegung, als ob man ein Tischtuch glattstreicht. Auf das „tableflat“ haben wir bis zu der Rockies vergeblich gewartet und gehofft. Ähnlich ist es übrigens mit Entfernungsangaben: der Weg sei höchstens eine halbe Stunde …. Jaaaa, mit dem Auto! Trau in diesem Punkt keinem Nicht-Radfahrer! (Fritz) Die ersten Tage alleine unterwegs. Worüber soll ich schreiben? Die Landschaft, das Fahren, das Zelten, das Wetter, die Rückmeldungen des Körpers? Wer Hardfacts mag, findet sie auf der Statistikseite, die Route aktualisieren wir …

Auf dem Weg zur Fähre nach Malmö

Bei leidlichem Wetter sind wir am 28. 5. aufgebrochen – in der schon bewährten Begleitung von unserem Freund Detlef. An diesem Tag haben wir das Regenzeug wohl viermal an- und ausgezogen. Highlight des Tages war die nachmittägliche Einladung zu einem sensationellen Spargelauflauf mit Drumherum. Danke, Gala! Überraschend haben wir auf der Landstraße eine befreundete Familie getroffen, die auf dem Wege zu einem Marathon-Event waren. Am zweiten Tag sind wir dem Elbe-Seitenkanal gefolgt, wie am ersten unter widrigen Wetterbedingungen. Also, wenn das so weitergeht … Allerdings haben wir eine riesige Gruppe Kraniche gesehen, die aufgeflogen sind, weil ein Hase dazwischen geschossen ist, oder doch, weil wir am Straßenrand standen? Gestern war das Besondere, dass der Radweg an der Landstraße von Lübeck nach Travemünde plötzlich aufhörte, als die Straße durch den Herrentunnel führte, durch den Fahrräder nicht dürfen. Hat einiges Herumirren gekostet, bis wir verstanden haben, dass es einen Shuttlebus nur für Fahrräder gibt. Einige Räder im Bus, der dann voll war; unsere kamen hinten auf den Anhänger. 10 Minuten Fahrt, keine Kosten. Der Shuttle fährt 24/7, …